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Über Jahrtausende war Niederbayern eine Drehscheibe der Geschichte. Hier hatte es nicht nur den Jungsteinzeitmenschen gefallen, sondern auch den Kelten, Römern, Goten, Alemannen und anderen Germanenstämmen, die sich zum neuen Stamm der Bajuwaren vermischten.

Lage und Geschichte

Die Besiedelung des oberen Binaraumes um Binabiburg, war nach dem Beweis an Bodenfunden (ein Steinbeilfund bei Loh/Weißenberg, sowie Scherben-, Pfeilspitzen- und Feuersteinfunde bei Rothenwörth, Maierhof und Pfistersham) bereits im Frühneolithikum um das Jahr 5000 vor Christus. Dies ist auch die Zeit der Linearbandkeramik (ältester Zeitabschnitt der Jungsteinzeit). Die 75 Hügelgräber und eine südlich davon liegende Siedlungsanlage im Wald hinter der St. Salvatorkirche auf dem Berg, beweisen eine Siedlungstätigkeit in den Jahren 1500 bis 750 v. Chr.

Im oberen Binatal, zwischen den Flüssen Vils und Rott, liegt der Ort und die alte Mutterpfarrei Binabiburg. Der Urname unsere Bina "Pyna, Punnah", die in der Gemeinde Wurmsham, und hier nördlich vom Ort Wurmsham auf dem Flurstück Großlohe Nr. 1217, auf rund 493 Meter über Normalnull, zwischen Kamhub und Schlott entspringt und nach rund 30 km bei Unterdietfurt (Trauperting) in die Rott mündet, ist von keltischem Ursprung. Die Bina lag im Grenzbereich der Diözesen Salzburg, Regensburg und Freising, ebenso liegt sie nahe der Bezirksgrenze von Ober- und Niederbayern. Der Ortsname wird vom gotischen Wort "bibaurgeins", dem befestigten Lager oder der Burg an der Bina abgeleitet. Auch dürfte mit "bi" (= bei) eine zweite Befestigung zu einer schon bestehenden Burg oder Schanze zutreffend sein. Die früheste Nennung des Ortes Binabiburg, mit dem Namen "Punaha" geht auf das Jahr 1011 zurück, in dem Güter an das Bistum Bamberg geschenkt wurden. Der eigentliche Ortsname Binabiburg erscheint im Jahre 1221 mit Ulrich von Binabiburg. Die früheste Nennung der Pfarrei "Punaerbiburch" geschieht im Jahre 1261. Durch den Ort führte der Fürstenweg (Richtung Rottal) und der Herzogenweg in Richtung Burghausen. Die herrschaftlichen Herren benutzten diese Höhenwege um schneller voranzukommen. Binabiburg war eine geschlossene Hofmark mit zwei Sitzen. Der Burgstall mit der "Feste", an der Straßenkreuzung (ehemalige Brauerei Schandl) wird von 1400 bis 1572 genannt, das an der Bina liegende Schloss Binabiburg, wie es auf dem Stich von Michael Wening um 1710 dargestellt ist, wurde um 1856 abgebrochen. Geblieben sind die Hausnamen des Burgmeiers (Birchmer) in Pfistersham; an der Bina der Schlossbauer und das sehenswerte alte Holzhaus des Sedlbauer mit den drei großen Heiligenfiguren an der südlichen Hauswand.


Der Stich von Michael Wening aus dem Jahre 1710

Die älteste Nachricht über die Hafner an der Bina in Pfistersham geht auf das Jahr 1301 zurück. Zahlreiche Adelsgeschlechter saßen auf dem Sitz und der Hofmark Binabiburg: Puchbeckh, Haushaimer, Pfaffenbeckh, Jungmaier, Sonner, Griesstetter, Schieckh, Eisenreich, von Neuhaus, von der Wahl, Graf von Taufkirchen und Graf von Deroy. Aus der Patrimonalgerichtsverwaltung Zangberg, zu der Binabiburg nach der Säkularisation gehörte, wurde 1836 die Gemeinde Binabiburg gegründet und bestand bis zur Gemeindezusammenlegung am 1. April 1971. Alte Hausnamen erinnerten noch an die Hofmarkzeiten mit Handwerkern und Herrschaft: Hofbauer/Schlossbauer, Wirt, Bader, Beck, Schmied, Wagner, Hafner, Bindermann, Karrer, Dickerl, Metzger, Müller, Weber, Hochwiedschneider, Klezenmann, Fischer, Sedlbauer, Sommersölde, Asenhaus, Herzogenhaus, Angermann, Falltorbauer, Wassermann Thurmeier, Haus und Burgstall, Burgmeier.

 

Pfarrkirche Binabiburg

Pfarrkirche St. Johannes Baptist

Die früheste Nennung der Pfarrei Binabiburg geht auf das Jahr 1261 zurück. 1372 wird der Geistliche Heinrich der Hirnstein genannt. Im Jahre 1270 werden die eigenen Pfarreien Aich und Treidlkofen von der Mutterpfarrei Binabiburg abgetrennt. 1691 gehörten zur Pfarrei noch 11 Filialkirchen und 8 Kapellen. Die Pfarrkirche befindet sich mitten im Ort im ummauerten Friedhof. Der Chor ist zum Teil noch frühgotisch und stammt aus dem 13. Jahrhundert. Der einschiffige Bau wurde von den Ortsadeligen Puckbeckh um ca. 1450 teils neu erbaut. Das Langhaus wurde unter Pfarrer Lorenz Zenelli 1698 neu erbaut. Nach dem verheerenden Dorfbrand am 7. Mai 1901 bei dem 8 Anwesen und der Kirchturm mit 5 Glocken und der Uhr abbrannten, wurde der Turm um ein Stockwerk erhöht. Im Inneren der Pfarrkirche befinden sich ein barocker Hochaltar (Kreuzaltar), zwei Seitenaltäre und eine Kanzel. Neuere Schöpfungen mit dem Zelebrationsaltar stammen vom Eggenfeldener Bildhauer Joseph Michael Neustifter. An den Wänden stehen die Grabmäler von Binabiburger Ortsadeligen. An der Südwand: Alban und Egidi Puchbeckh und ihre Frauen, darauf der Ritter Alban Puchbeckh in voller Rüstung. Hinter dem Hochaltar befindet sich der Wappenstein mit Abbildung des Ritters Thomann Griesstetter. An der Nordwand das Grabmal der Siwilla Griesstetter, geb. Schieckh von Wurmsham, die erste Frau des Ritters Thomann Griestetter. Weitere Grabmäler von Geistlichen befinden sich im Chor und auf dem Kirchenboden.

Allerseelenkapelle

Im Friedhof befindet sich die der hl. Dorothea geweihten Allerseelenkapelle. Die Kapelle und das Benefizium wurden 1381 vom Ortsadeligen Ortlieb Puchbeckh und seiner Frau Dorothea, geb. Pfäffinger als Frühmessbenefizium gestiftet. Seit 1954 dient sie als Leichenhaus. Nördlich davon befindet sich das Benefiziatenhaus St. Dorothea mit einem sinnreichen Gemälde an der Hauswand -der Lebensuhr.

Pfarrhof

Nach dem Grossbrand am 6. Januar 1682, bei dem der Pfarrhof abbrannte und auch das Schloss Binabiburg stark beschädigt wurde, wurde der Pfarrhof mit dem imposanten Hoftor durch den Altöttinger Maurermeister Domenico Christoforo Zuccalli neu erbaut. Der Pfarrhof Binabiburg gehörte zu den letzten Ökonomie Pfarrhöfen des Bistums Regensburg. 1986 wurde an der Südseite das Pfarrheim St. Konrad gebaut. Im Zuge der Dorfsanierung 2000/2001 wurde das Kriegerdenkmal neben das Pfarrtor verlegt.

Wallfahrtskirche St. Salvator auf dem Berg

Vom Ort aus erreicht man, auf der alten Handelsstrasse über die Bina und durch einen tief eingeschnittenen Hohlweg, - einem Naturdenkmal -, die ca. 30 Meter über dem Binatal errichtete Wallfahrtskirche St. Salvator. Über den Resten einer Vorgängerkirche wurde, durch die Stiftungsmittel des Pfarrers Lorenz Zenelli im Jahre 1710, diese Barockkirche durch den Zangberger Mauerer Dominik Glasl errichtet. Eine Sage, die auf dem Deckengemälde in der Kirche dargestellt ist, erzählt von einem Fuhrmann, dessen Pferd auf die Vorderfüsse fällt und nicht mehr aufsteht. Vor dem Pferd liegt einer Wacholderstaude eine hl. Hostie. In einer Prozession wird die Hostie zur Pfarrkirche gebracht. Es entsteht nach kurzer Zeit eine große Wallfahrt zu "Unserm Herrn auf dem Berg". Der Fundort der Hostie ist noch heute im Bereich des Chorbogens, am Boden durch eine Holzkiste mit Deckel gekennzeichnet. Die Kirche ist der hl. Dreifaltigkeit geweiht. Sie ist mit drei Altären ausgestattet, die der hl. Dreifaltigkeit, dem hl. Florian und der Tierheiligen Leonhard geweiht sind. An der Turminnenwand befindet sich ein Gemälde des Stifters Lorenz Zenelli auf dem Totenlager.

Klosterbetrieb

War die Ausbildung in der Haushaltschule der Schwestern vom hl. Kreuz in frühen Jahren ein muss (nicht nur für die Mädchen im Ort) so gehörten in den vergangenen Jahren Sprachlehrgänge und günstige Übernachtungsmöglichkeiten zum Angebot des Klosters. Im Juli 2003, haben die Schwestern nach 53 Jahren, aufgrund von Nachwuchsmangel, den Standort Binabiburg aufgegeben. Die Gebäude wurden von drei privaten Investoren erworben. Die Räume des ehemaligen Klosters sind heute zum großen Teil vermietet.

Neuzeit

Heute führt die Bundesstrasse 388 am Ort vorbei. Durch eine enge kurze Straßenführung am Gasthaus Schandl vorbei, gelangt man zum schönen gepflegten Dorfplatz. Zwei alte, sanierte Holzhäuser im Kern des Dorfes, zeigen die kleinen niederbayerischen Häuslersölden. Der einladende Kirchenvorplatz mit schmucken Hausvorgärten, dem Maibaum (an dessen Stelle sich früher die Pferdeschwemme und der Ortsbrunnen befand) lassen auf ein intaktes dörfliches Leben schließen. Seitwärts vom Dorfplatz weg, führen kleine Gässchen an Gärten vorbei, zu den außerhalb liegenden Wohnstätten.

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