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Johann Thaddäus Nicolaus Reichsfreiherr von Mändl, fiel bei Aich tödlich vom Pferd.

Der heute nicht mehr vorhandene Grabstein, des bei Aich verunglückten Johann Thaddäus Nicolaus Reichsfreiherr von Mändl.

„Nichts ist so vergänglich wie das Leben“ - aber auch das zur Erinnerung hinterlassene Erbe.

Einige große Grabdenkmäler an und in der Pfarrkirche Vilsbiburg haben den Zeitgeist überdauert. Noch vor einigen Jahrzehnten waren an der Außenmauer etwa 20 Grabtafeln angebracht mit oftmals sehr aufschlussreichem Inschriften-Inhalt. Bürger, Adelige, aber besonders die Vilsbiburger Geistlichkeit hatte sich im Stein verewigt - so glaubten sie wenigsten. Bis dann bei Restaurierungen der Kirchen-Außenmauer einige Epitaphe in das Kircheninnere kamen, die kleineren Steinplatten aber bei den Ökonomiegebäuden des Pfarrhofes „vorübergehend“ eingelagert wurden, und dann die geistige Botschaft der Vergangenheit: memento mori, bei deren Abbruch unweigerlich der Erde zurückgegeben wurden - als Auffüllmaterial.

In der Regel wurden Adelige, Bürger und Geistliche in der Kirche bestattet, hatten sie doch noch zu Lebzeiten dafür gesorgt, dass in dieser „ihrer“ Kirche, eine Seitenkapelle mit einem Altar, heilige Messen und vielleicht sogar ein eigener Priester, ein Benefizium gestiftet wurden. Ein Begräbnis „je näher am Altar, desto eher im Himmel“, war ein Inbegriff bis kurz nach der Säkularisation wo 1808 verfügt wurde, keine Begräbnisse mehr innerhalb der Kirchen vorzunehmen.

Vom Pferd gestürzt

Rechts außen, am Südportal der Stadtpfarrkirche war bis vor einigen Jahrzehnten die Grabtafel von Johann Thaddäus Nikolaus Freiherr von Mändl, der am 14. August 1735 „beim Vorritt“, gelegentlich einer Reise des bayerischen Kurfürsten Karl VII. von Isareck nach Altötting, eine Stunde von Vilsbiburg entfernt, bei Aich, tödlich vom Pferd stürzte. Von Mändl war der höchste herzogliche Beamte in Vilsbiburg von 1714 bis zu seinem Tode 1735. Seine Witwe Maria Theresia Freifrau von Mändl, geborene Reichsgräfin von Lodron, hatte nach dem Tode ihres Gatten das herzogliche Pflegeramt in Vilsbiburg bis zu ihren Tode 1740 inne.

Auf einem Foto, das dem Archiv des Heimatvereins entnommen wurde, ist in der Draufsicht links das Ehewappen der Lodron und Mändl zu sehen. Ebenso sehr kunstfertig ausgeführt ist im oberen Bereich die Darstellung „Maria Hilf“. Mittig kniet im barocken Gehrock und Perücke der mit 63 Jahren verunglückte Vilsbiburger Pfleger mit gefalteten Händen. Im rechten Feld befinden sich Kriegsinsignien: Kriegfahne, Kanone, Kugeln und Kriegstrommeln. Die Inschrift ist zu entziffern mit: „Reichsfreiherr von und zu Deutenhofen, Johann Thaddäus Nikolaus von Mändl, Rinerthall, Merlbach, Pachhausen, Siglfing, Steeg, Stetten, Dörzkirchen, Münster, Wörth und Dochenpuechbach, der Churfürstlichen Durchlaucht in Bayern, Oberster Hauptpfleger und Mautner zu Vilsbiburg. So herrlich als ein Feldoberster in seinen Heldenthaten noch herrlicher aber in seiner frombkheit. Er war dem Dienste Gottes instendigst ergeben. Er war ein eifriges Pflegkind Mariä ein bestendiger Verehrer des Heiligen Gutes ein wahrer Vater der Armen ein Vollkommener Tugend Spiegel. Er ist endlich voll der Verdiensten seines alters im 63. Jahre in Aich bei der Churfürstlichen Durchlaucht in vorreiten durch einen Fall vom Pferdt auf ……..ld in Gott Seelig verschieden den 14. August 1735“.

Vilsbiburger Dienst- und Wohnsitz

Baron Johann Thaddäus Nikolaus von Mändl war vom 6. Juni 1714 bis zu seinem Tod am 14. August 1735 Oberwachtmeister, herzoglicher Pfleger und Mautner, und somit der höchste herzogliche Beamte in Vilsbiburg. Während der Abwesenheit des Kurfürsten von Bayern kaufte er von Georg Joseph Freiherr von Closen die Pflegsverwaltung in Vilsbiburg und wurde ein Jahr später als Pfleger in Vilsbiburg vom Kurfürsten in seinem Amt bestätigt. Da Mändl am 10. Mai 1717 als „bestellter Oberstleutnant“ des Prinz Ferdinand Dragonerregiments mit dem Kurfürsten nach Ungarn ziehen musste, erhielt seine Gattin und ein Sohn, die vorübergehende Nutzung des Vilsbiburger Pflegerpostens. Nikolaus von Mändl war in den Niederlanden im Militärdienst und später als „Obrist“ in Ungarn. Im Jahr 1714 heiratet er Maria Theresa Maximiliana Cajetana Josefa, eine geborene Freifrau Reichsgräfin von Lodron zu Furth (bei Landshut) und Wackerstein. Sie hatte nach dem plötzlichen Tode ihres Mannes den herzoglichen Pflegerposten in Vilsbiburg vom 18. November 1736 bis zu ihrem Tode am 11. Juni 1740 übernommen. Im Nordportal der Stadtpfarrkirche war ihre Grabplatte. Abgebildet war der Tod mit einer Sense, ein Reliefbild der Freifrau von Mändl und zwei Wappen. Maria Theresia war die Schwester des Pfarrers Joseph Guidobald Reichsgraf von und zu Lodron, der von 1711 bis zu seinem Tod am 26. November 1736 Pfarrer bei der Kirche St. Valentin in Holzhausen war. Am 20. Februar 1737 schreibt die Vilsbiburger Kirchenverwaltung an den „durchleuchtigsten Herzog“, dass die Gräfin von Lodron, welche die Hauptpflegerin ist, für die Aller Seelen Bruderschaft, deren Altar „ganz vermodert“ ist, einen neuen Altar stiften will, dieser aber auf den Sankt Jakobs Altar übertragen werden soll, da dort sowieso nur alle drei Wochen eine hl. Messe gelesen wird. Am 26. Februar 1740, einige Monate vor ihrem Tod, macht Maria Theresia von Mändl, Hauptpflegerin, Gräfin von Lodron eine großartige Stiftung: 1.000 Gulden für 52 Wochenmessen in der Pfarrkirche Vilsbiburg - die Lodronmesse genannt. Der Vilsbiburger Pfleger Nikolaus von Mändl hatte eine große Verehrung zur Stiftung des von Locarno kommenden Donatus Barnabas Orelli und der von ihm 1686 auf dem Kalvarienberg bei Vilsbiburg erbauten Kapelle Maria Hilf und seiner Wallfahrt. Diese große Marienverehrung kommt durch die filigrane Darstellung „Maria-Hilf“ auf seiner Grabtafel gut zum Ausdruck. Ab 1714 kommt Mändl in den Kirchenrechnungen von Maria Hilf vor. Im gleichen Jahr erscheint auch gleich eine ganz neue Einnahmequelle für Maria Hilf: Einem Ehebrecher wird eine Ehebruchsstrafe von 57 Gulden auferlegt.

Kleine Genealogie:

Johann Thaddäus Nikolaus Reichsfreiherr (Baron) von Mändl war der Sohn von Johann Georg Baron von Mändl, Rentmeister in München. Er war der Gründer der Familienlinie der Mändl von Deutenhofen (an der Amper). Vermählt war er in erster Ehe mit Katharina von St. Vincent und nach deren Tod mit Maria Sophie von Perfahl. Johann Thaddäus Nikolaus stammte aus der ersten Ehe. 1714 heiratete er die Freifrau Maria Theresia, geborene Reichsgräfin von Lodron. Im gleichen Jahr kam er als Pfleger und Mautner nach Vilsbiburg und blieb hier 22 Jahre bis zu seinem unglücklich tödlichen Sturz vom Pferd bei Aich am 14. August 1735.

Interessant ist, Freiherr von Mändl war Inhaber des Edelsitzes Münster in der Gemeinde Wurmsham, Steeg bei Buchbach und Stetten bei Neumarkt St. Veit, so steht es auch auf seinem Grabstein. Der eigentliche adelige Sitz in Münster war der „Hofbauer“. Zum Sitz gehörten die Höfe und Anwesen mit den Hausnamen: Huber, Pretz, Mesnersölde, Wirt/Taverne mit realem Schank- und Eisenhandel und der Mesner.

Der bei Aich verunglückte Reichsfreiherr und kurfürstliche Durchlaucht in Bayern - Johann Thaddäus Nikolaus von Mändl, war nach der Inschrift auf dem Grabstein zu schließen, ein erfolgreicher Kriegsmann aber auch ein tiefgläubiger Katholik und Marienverehrer: „…ein Verehrer des Heiligen Gutes, ein wahrer Vater der Armen, ein vollkommener Tugend Spiegel“.