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Pfarrer in Binabiburg von 1691 bis 1709

Der Pfarrer mit der Perücke

Der Binabiburger Pfarrer Lorenz Zenelli baute 1691/92 den abgebrannten Pfarrhof fertig und vergrößerte 1696/96 die Pfarrkirche. 1709 wird von ihm ein Benefizium mit wöchentlichen fünf heiligen Messen und ein Haus für den Benefiziaten gestiftet: Aus seinem Nachlass wird 1710/16 ein Neubau für die Wallfahrtskirche Sankt Salvator errichtet.

Welsche Krämer - Italienische Emigranten

Um 1600 kam es besonders im Gericht Tolmezzo/Nordost-Italien zu einer erhöhten Auswanderung von Bauern, die sich als fahrende Krämer ihr Brot verdienten. Ausschlaggebend waren erhöhte Steuerforderungen der italienischen Herrscher aber auch verheerende Pestepidemien der Jahre 1629/30. Das Kloster St. Veit berichtet, dass friulanische Krämer - Materialisten genannt - reichlich Absatz fanden. Weniger reiche, vorerst nur Männer, gingen einem fahrenden Handel über die Straßen in Richtung Norden nach, um die mageren Renditen der Landwirtschaft in der Heimat aufzubessern. Man nannte sie cramârs, abgleitet vom deutschen Wort Krämer. Noch heute erinnern Namen wie Blasini, Deubelli, Morassi, Zenetti oder Zenelli an sie. Aus der Region Udine kam der größte Teil der cramârs in das durch Krieg und Pest ausgedünnte Bayern. Sprachschwierigkeiten mit den Neuankömmlingen scheint es nicht gegeben zu haben, vermutlich passten sich die friulanisch sprechenden Krämer und ihre Verwandten schnell der baierischen Mundart an; zu großen religiösen Problemen kam es überdies ebenso wenig, da die Eingewanderten katholisch und von der Reformation wenig beeinflusst waren.

Manche der cramârs wurden auch sesshaft, was eine hohe Konzentration an welschen Krämern erklärt. Durch Kauf und Einheirat erwarben sie eine Kramersgerechtigkeit. Ist es einem welschen Kramer gelungen Fuß zu fassen, so war es keine Seltenheit, dass dieser seine noch im Friaul ansässige Familie zu sich holte. Innerhalb kurzer Zeit waren Friulaner in den Bürgerstand aufgestiegen und mancher hatte sogar eine Ratsposition inne.

Die Namen wurden eingedeutscht und aus den friulanischen Morassi wurden die Morasch, aus den Jacuzzi die Jagutz, aus den Dassi die Dasch oder Däsch. Am 14. März 1649 fiel in Vilsbiburg Leonhard Däsch, lange Jahre Kaufmann in Simbach am Inn, der Pest zum Opfer. Jakob Däsch „Welscher Crammer“ von Dachau, verkauft 1654 der Vilsbiburger Fronleichnamsbruderschaft ein vergoldetes, bedrucktes Leder-Antependium (Altarverkleidung), ebenso ein vergoldetes Kissen.

Sein Landsmann Nikolaus Jagutz welcher als Italus ex territorio Venetiano am 10. November 1659 im Vilsbiburger Trauungsbuch steht, heiratet an diesem Tag die Vilsbiburger Weberstochter Salome Hueber. Jagutz bleibt als bürgerlicher Krämer lange in Vilsbiburg wohnhaft, wo seine Frau zehn Kinder zur Welt bringt. [1]

Der Vater ist vor über 300 Jahren Handelsmann und zweiter Bürgermeister von Vilsbiburg.

Den archivalen Aufschreibungen zufolge müssen wir annehmen, dass der Geistliche Lorenz Zenelli ein geborener Vilsbiburger ist.

- Der Vilsbiburger Handelsmann und Gastwirt Lorenz Zenelli, welcher dem „Inneren“ Vilsbiburger Rat angehörte und zeitweise auch Vizekammerer (zweiter Bürgermeister) war, dürfte italienische Abstammung haben. Die Zenellis könnten schon vor 1600 nach Bayern gekommen sein. Im Vilsbiburger Taufregister von 1581-1600 werden Zenell[i] Lorenz, hospes (= Wirt), Eva, Maria, Stephan, Juliana, Katharina und Felicitas, genannt. [2]

- Lorenz Zenelli in Biburg, kauft 1640 (im 30jährigen Krieg) für die Pfarrkirche Seyboldsdorf einen neuen Kelch, eine Kasel und ein „taftenes“ Messgewand um 57 Gulden. Zenelli wird der alte unbrauchbare Kelch drangegeben, nebst 30 Gulden 55 Kreuzer. Diese Rechnung unterschrieb der Seyboldsdorfer Hofmarkrichter Philipp Allerzheimer.

- Dem Handelsmann Lorenz Zenel[li] werden 1645/46 von der Vilsbiburger Fronleichnamsbruderschaft um den nicht kleinen Betrag von 21 Gulden 27 Heller Waren abgekauft. [3]

- Nach dem Rechnungsbuch des Marktes Vilsbiburg vom Jahr 1656/57 war Lorenz Zenelli im Gemeinde-Gremium des Marktes. Neben den vier Personen des Inneren Rates werden auch acht Personen von „der Gemain“ genannt. Dazu gehört Lorenz Zenelli. Er ist Beschauer des Tuch- und Weberzeugs, hat die Futterbeschau und ist Fischkasten Geordneter. [4]

- Nach Ausweisung des Testaments vom 19. März 1675 vermacht Lorenz Zenelli der Pfarrkirche Vilsbiburg die hohe Summe von 100 Gulden für vier jährliche Quatembermessen. Im Register des Vilsbiburger Sterbebuches von 1632-1712 sind der Vizekammerer Lorenz Zenell[i] und seine Frau Ursula genannt.

Der Sohn ist ein Geistlicher

Der Sohn und Pfarrer Lorenz Zenelli wird am 10. März 1691 auf die Pfarrei Binabiburg präsentiert. Zuvor ist er in Hohenthann, dann in Gerzen (1664 bis 1669), in Vilsbiburg und wiederum vom 9. April 1674 bis Juni 1690 in Gerzen. Er macht 1696/1698 einen Erweiterungsbau der Pfarrkirche Binabiburg. Durch ihn wird am 23. Mai 1704 eine Stiftung zur Vilsbiburger Maria-Hilf-Kirche gemacht. [5] Am 4. Februar 1710 ist Pfarrer Lorenz Zenelli in Binabiburg gestorben. Sein Steingrabmal ist in der dortigen Pfarrkirche. Ein Gemälde von ihm, mit der Darstellung auf dem Totenbett, hängt in der dortigen Sankt Salvatorkirche.

Der große Pfarrhofbrand in Binabiburg am Dreikönigstag des Jahres 1682, bei dem auch das ganze Inventar, das Kaplanshaus und auch ein großer Teil des Schlosses an der Bina den Flammen zum Opfer viel, machte den damaligen Pfarrer von Binabiburg Caspar Thumb so verbittert und krank, dass er zwei Jahre später am 22. August 1684 verstarb.

Sein Nachfolger wurde Johann Benno Stäbhuber, Doktor der Theologie, welcher von 1684 bis 1691 die Pfarrei verwaltete und auch den Pfarrhof wieder aufbauen ließ.

Interessant ist nun, dass Pfarrer Stäbhuber im Jahr 1691 mit dem damaligen Pfarrer von Gerzen, Lorenz Zenelli die Pfarreien tauschten. Während Pfarrer Stäbhuber die Pfarrei Gerzen im Jahre 1691 übernahm und dort auch am 23. Juli 1713 verstarb und begraben ist, kam der bisherige Pfarrer von Gerzen Lorenz Zenelli, am 18. Juni 1691 nach Binabiburg.

- Zenelli war von 1670 bis 1674 Pfarrer in Hohenthann bei Landshut. Er schreibt in Hohenthann in einen Taufeintrag für die Filialkirche Petersglaim vom 17. März 1670 folgendes: “(...) cui ego Laur. Zenelli Parochus sacras ceremonias e preces adhibui” (übersetzt: „…[den Täufling], den ich Pfarrer Lorenz Zenelli mit den heiligen Zeremonien und Bitten versehen habe). Der Täufling war Johann Caspar, ein Sohn von Georg und Magdalena Caspar aus Grafenhaun. [6]

- Vom 9. Juni 1674  bis 1691 ist Zenelli Pfarrer in Gerzen, dann ist er kurze Zeit in Vilsbiburg, bis er dann auf die Pfarrei Binabiburg wechselt.

Wie kam es nun zum Tausch

Stäbhuber – Zenelli; Gerzen - Binabiburg?

Pfarrer Lorenz Zenelli verwaltete die Pfarrei Gerzen 17 Jahre und war  immer voller Tatenkraft. Er war Seelsorger, Bau- und Renovierpfarrer. Er war eine Feuernatur; rastlos, planend und erwägend, arbeitend und schaffend auf den verschiedensten Gebieten. So wollte er auch die Pfarrkirche in Gerzen neu erbauen. Vom Bischöflichen Ordinariat bekam er aber dazu keine Genehmigung. Er ging auf die Suche, um sein Lebenswerk - im kirchenbaulichem Sinne - zu vollenden, und fand in der Pfarrei Binabiburg die geeigneten Voraussetzungen dafür.

Präsentation und Seelsorge in Binabiburg

Pfarrer Stäbhuber hatte vermutlich wegen des Pfarrhofbrandes in Binabiburg noch eine erhebliche Schuldenlast abzubezahlen. Aus dem Verhandlungsprotokoll über den Tauch Stäbhuber - Zenelli vom 14. Mai 1691 wird berichtet: Pfarrer Stäbhuber soll an Zenelli 600 Gulden zahlen; sobald Pfarrer Stäbhuber von Binabiburg „abgezogen“ ist weitere 100 Gulden, dann vor Jahresende wieder 100 Gulden, im Jahr 1692 den Betrag von 100 Reichstalern und im Jahr 1693 den Rest von 100 Gulden.

- Im Verhandlungsprotokoll des Vilsbiburger Pfleger Anton von Mapheii wird der Tausch vom Pfleggericht bestätigt, dabei sind die Unterschriften von Stäbhuber und Zenelli vom 9. August 1691. Auf dem Schreiben ist  der Siegelabdruck für Zenelli: Z – Wappen – L (wie auf dem Wappen der Kanzel in der Binabiburger Pfarrkirche). Und es steht hier der Vermerkt: „Der Binabiburger Pfarrhof durch ein Hochgewitter in Grund und Boden abgeprunnen“.

- Der Bischof von Regensburg und Erzbischof von Köln, Fürst  Lorenz Clementis, präsentiert am 10. Mai 1691  „Georg Laurentü Zenelli dermaliger Pfarr Vicarü zu Gerzen“ auf die Pfarrei Binabiburg“.

- Am 18. Juni 1691 begann Zenelli in Binabiburg seine Seelsorge und Aufbauarbeit. [7] Der 1604 in Holzbauweise neu erbaute Pfarrhof wurde nach dem Brand vom 6. Januar 1682 von seinem Vorgänger Pfarrer Stäbhuber erst 1689 angefangen neu aufzubauen. Dazu kamen 1689 auch aus dem Vilsbiburger Ziegelstadel 7400 Ziegelsteine. Pfarrer Stäbhuber hat jedoch das schöne neue Haus nur ein Jahr bewohnt und sich dann mit Lorenz Zenelli am 18.Juni 1691 nach Gerzen vertauscht. Nach den hohen Zahlungen bei der Pfarreien-Übernahme, hatte Zenelli aber auch noch einen Grossteil der Baumaßnahmen zu übernehmen. Baumeister des Binabiburger Pfarrhofes waren der „welsche“ Maurermeister Dominikus Christophorus Zuccalli und der Maurerpalier Laurentius Saal aus Graubünden.

- Die Binabiburger Pfarrgemeinde wurde immer größer. Das Langhaus der Pfarrkirche war  zu schmal. Zenelli entschloss sich 1696 das Langhaus im barocken Stil erheblich zu verbreitern. Dieser Umbau wurde 1698 vollendet. Im oberen Teil des südlichen Eingangsportals der Pfarrkirche stehen die Jahreszahl 1698 und die Abkürzungen -  L. Z. -  für Lorenz Zenelli. Im Zuge der Erweiterung der Pfarrkirche wurden auch neue Altäre und eine Kanzel angeschafft.


Unterschrift: Lorenz Zenelli, Pfarrherr alda

Der streitbare Pfarrer

Dass sich der sonst so fromme und gütige Priester im Zorn auch einmal vergessen konnte, davon berichtet ein Vernehmungsprotokoll aus dem Bischöflichen Zentralarchiv Regensburg.

- Vor den großen Herbstquatember Festlichkeiten um Michaeli, wurden bei der Salvatorkirche auf dem Berg viele Lebensmittel gesammelt und dort auch eingelagert. Beim Verkauf des Getreides kam es jedoch mit dem Vilsbiburger Amtmann zum Streit: Während das Gericht in Vilsbiburg den Getreidepreis des Jahres 1696 auf 1 Gulden 30 Kreuzern festgesetzt hatte, verkaufte Pfarrer Zenelli den Metzen Getreide um 1 Gulden 45 Kreuzer. Der Vilsbiburger Gerichtsbote, welcher nach Binabiburg gekommen war, beklagte diese eigenmächtige Preis-Festsetzung. Zenelli soll im lauten Ton angemerkt haben „Was? der Pfleger von Byburg habe da nichts einzureden...“. Außerdem soll er den Gerichtsdiener mit schmählichen Worten überhäuft haben und ihm mit erhobenem „spanischen Stock“ gedroht haben, „wenn du nicht bald gehst, dann werde ich dich auf den Friedhof bringen“.

Die Kopfbedeckung – eine Perücke!

In einem Brief an den Generalvikar schreibt Zenelli am 10. September 1698, dass sein Haupt unter der Sonne und auch dann wieder unter der Kälte leidet und es sei schon ein gefährlicher Zustand für seine Gesundheit eingetreten. Darum bittet er während der heiligen Messe eine Perücke tragen zu dürfen - wenn diese nämlich lange dauert - erkälte er sich. Bisher habe er ein „Heubl“ getragen, doch stehe ihm das nicht zu, weil ein „Heubl“ die Kopfbedeckung eines Bischofs oder Abtes sei. In der Diözese Salzburg dürfen auch der Pfarrer von Schönberg und der Benefiziat von Teising während der Messe eine Perücke tragen, deshalb bittet Zenelli auch um die Erlaubnis. Der Generalvikar aber getraut sich diese Angelegenheit nicht zu entscheiden und leitet sie weiter nach Rom. Von Rom kommt dann der Bescheid, dass Pfarrer Zenelli bei der Messe - keine Perücke - aber das „Heubl“ tragen darf.

Dem hat Zenelli jedoch getrotzt. Auf seinem ausdrucksstarken Grabmal in der Pfarrkirche Binabiburg und auf einem großen Ölgemälde an der Turmseite im Inneren von Sankt Salvator, wird Zenelli jeweils dargestellt. Seine Kopfbedeckung ist - eine Perücke.

Zuerst eine Stiftung und nach seinem Tod: Der Neubau von Sankt Salvator in Binabiburg

Mit zittrigen Händen schreibt der 75jährige Zenelli am 8. Oktober 1709 sein Resignationsgesuch (Verzicht auf die Pfarrei Binabiburg aus Altersgründen) an den Bischof. Den Neubau des Zenelli`schen Benefiziumhauses auf dem Berg, der 1709 begonnen wurde, konnte er noch miterleben. Er war auch fest davon überzeugt, der erste Benefiziat auf seinem gestifteten Benefizium zu sein. Sein Testament verfasst er am 21. Oktober 1709 und am 4. Januar 1710 schreibt er noch einen vier Seiten langen Brief über die Fundation des Benefiziums auf dem Berg (Pfarrakten Binabiburg, Bisch. Zentralarchiv Regensburg Nr. 8). Das Testament über die Stiftung zur neuen Sankt Salvatorkirche schreibt er am 31. Januar 1710 und schon vier Tage später am 4. Februar 1710, morgens um 6 Uhr ist Pfarrer Lorenz Zenelli im Alter von 76 Jahren gestorben.


Unterschrift des Pfarrers Lorenz Zenelli unter sein Testament vom 21.10.1709
Gelehrter des Gotteswissenschaft und der kirchlichen Rechte, Pfarrer zu Binabiburg

Das Erbe

Zenelli vermachte sein ganzes Vermögen der Kirche, aber nicht zur freien Verfügung, sondern mit der ausgesprochenen Bedingung, mit demselben, statt der kleinen Kirche auf dem Salvatorberg, eine neue Kirche zu bauen, wofür 8.000 Gulden bereitgestellt wurden. Mit 1.000 Gulden ließ er zu Lebzeiten das Zenelli`sche Benefiziumhaus auf dem Berg erbauen und mit 6.000 Gulden ausstatten, indem dass wöchentlich fünf heilige Messen vom Benefiziaten zu lesen sind.

Der Testamentvollstrecker war kein anderer als der vorherige Binabiburger Pfarrer, der „Wohl, Ehrwürdig, Geistlich und Hochgelehrte Herr Johann Benno Stäbhueber, der Theologie Doktor, Cammerer und Pfarrer zu Gerzen.“

Ein Auszug aus dem Pfarrarchiv macht diese Stiftertat erkenntlich.

„Nachdem der wohlerwürdig und hochgelehrte Herr Lorenz Zenelli vill Jahr lang gewester Pfarrer zu Bynabyburg, in seiner de date 21. Oktober 1709 aufgericht letztwillige Disposition die gottselige Verordnung getan, von dessen hinterlassenen Vermögen nit nur zur Erpauung eines ganz Neuen Beneficiatenhaus bei S. Salvator auf dem Berg wo vorher dergleichen niemals gewesen 1 000 fl., sondern auch zu Vergrösserung und Ernäuerung der alt, sehr kleinen Salvatorkürchen, als in welchem bemelter Herr Zenelli mit Anlegung 6 000 fl. Capital das neue Beneficium fundiert, noch 6 000 fl. anzuwendten.“

- Dann schreibt Zenelli noch: Nach seinem Tode sollen keine größeren Todesfestlichkeiten stattfinden. [8]

- Dies war nun das Grundkapital für den Neubau der Wallfahrtskirche Sankt Salvator, das aus dem Erbe von Lorenz Zenelli zur Verfügung stand.

- Pfarrer Stäbhuber berichtet in einem Brief vom 26. März 1710: Das gesamte Vermögen von Pfarrer Lorenz Zenelli beläuft sich auf 18.827 Gulden 28 Pfennige 3 Schilling. [9]

In den Jahren 1710 bis 1716 wurde die barocke Kirche Sankt Salvator auf dem „Herrnberg“ bei Binabiburg erbaut und ausgestattet und sie zählt heute zu den schönsten und stimmungsvollsten im Landkreis.

Sein Grab – die verfeinerte Eleganz

Das Grab von Pfarrer Lorenz Zenelli befindet sich in der Pfarrkirche Binabiburg auf der linken Seite im Chor. Eine Grabplatte an dieser Stelle trägt sein Portrait in Marmor gemeißelt. Darunter ist in einem Oval eine lateinische Grabinschrift angebracht. Das Bild des Pfarrers und seine Züge sprechen von Energie und Tatenkraft.

- Gestalt und Physiognomie des Verstorbenen sind von einer Ausdruckskraft, die hohes künstlerisches Einfühlungsvermögen verrät.

- Die Gebärdensprache der Hände ist pathetisch. Man rühmt das vollendete ausgewogene Rokoko sowie die verfeinerte Eleganz.

Seine filigran gestaltete Grabplatte zeigt den Pfarrer in einer überaus interessanten physiognomischen Darstellung: – fremdländisches Aussehen, hageres, knochiges Gesicht, wulstige breite Lippen. Die Gestik seiner Hände verraten die vererbten Tugenden des Handelsmannes.

- Sein fragender Blick geht zum Kreuz, die linke Hand mit den gespreizten Fingern ruht auf der Brust. Der rechte Arm ist ausgestreckt, die Hand hält einen Rosenkranz oder Gebetsschnur, so als wären die Kugelglieder Jahre, um diese er nach Willen des Herrn Jesus Christus zum Wohle seiner Seelengemeinde noch kämpfen wollte.

- Zenelli hat einen Chormantel an, auf seinem Haupt hat er eine langhaarige Perücke und das Birett.


Foto vom Grabstein
Die Schrift im Oval auf dem Grabstein lautet:
Hie jacet und Tumulatus A. Dom. reverendus eximius et chlarissimus Dominus
Laurentius Zenelli , SS. Theolgia et SS.Canonum Cand: parochus in Binabiburg - fundator Beneficii in monte Salvatoris eiusdemque Ecclesiae de
novo Funditus erectae et ampliatae Aedificator. Qui, Tu lector, precare pacem et Requiem Sempilector, Amen.
Obiit die 4. Febr. mane circa horam 6. aetatis suae 76 annorum. 1710.

Übersetzung: Hier liegt und ist begraben der hochwürdige, ausgezeichnete und berühmte Herr Lorenz  Zenelli,  gelehrt in der Gotteswissenschaft und den kirchlichen Rechten, Pfarrer in Binabiburg - der Begründer des Benefiziums auf dem Berge des Erlösers und Erbauer der dort von neuem errichteten und erweiterten Kirche. Du, o Leser, erbitte ihm Frieden und die ewige Ruhe. Amen. Er starb am 4. Februar früh gegen 6 Uhr im Alter von 76 Jahren. 1710.

Ein seltenes Ölgemälde - der verstorbene Pfarrer Lorenz Zenelli auf dem Totenbett

Im Inneren der Wallfahrtskirche Sankt Salvator bei Binabiburg befindet sich an der Turm-Westwand ein Gemälde mit dem verstorbenen Stifter. Das Ölgemälde ist ca. 1 x 1,50 Meter groß. Wir sehen den toten Lorenz Zenelli im abgedunkelten Raum auf dem Totenbett liegen. Auf der Anrichte stehen die Insignien und Werkzeuge der Geistlichkeit und der letzten Salbung. Die Bibel, das Kreuz, der Meßkelch, die Kerze des ewig brennenden Lichtes ist abgebrochen, und der silberne Kessel mit dem geweihten Wasser mit Schwengel. Daneben eine Schriftrolle mit Wappen und einem Text wie er auch auf seiner Grabplatte steht.

Was wir auf dem Gemälde sehen, ist ein ruhender, sein Lebenswerk vollendeter jedoch kein gealterter Leichnam. In den verschränkten Händen das Sterbekreuz und den Rosenkranz. Auf dem Kopf hat Zenelli eine langhaarige, helle Perücke.


Foto: Gemälde Lorenz Zenelli auf dem Totenbett

Ein Engel hebt den violetten Vorhang der Trauer von ihm. Sein Kopf liegt auf einer violetten Unterlage mit Brokatkissen.

Auf der Schriftrolle befindet sich das Wappen von Lorenz Zenelli. Dieses hat die Hauptfarben Weis und Rot. Es ist ein viergeteiltes Schild; links oben und rechts unten ein goldener Ring auf rotem Grund; links unten und rechts oben eine rote Lilie auf weißem Grund. Über dem Schild ein blauer Ritterhelm mit doppeltem weis-rotem Adlerflug.

Dieses Wappen befindet sich auch gut sichtbar im unteren Teil der Kanzel in der Pfarrkirche Binabiburg. Die Insignien sind dort „L. Z. 1712“. Zenelli starb zwar 1710, aber aus seinem Nachlass wurde dann sicherlich diese neue Kanzel angeschafft, und das Wappen erinnert an den Stifter.

Zenellis weltlicher Besitz

Nach dem Tode von Zenelli, werden seine Besitzungen, welche er als Lehen innehatte genannt:

- Schon im Jahr 1674, wo Lorenz Zenelli noch in Gerzen war, aber auch in den Jahren 1707 und 1710 vermachte er den Zehent von Brandhof bei Leberskirchen, und die Böckhenhube (Beckerbauer) von Schalkham und die Einöde in Scherneck (bei Schalkham), welche bei der Graf von Preysing`schen Lehenstube in Kronwinkl verwaltet wurde, an das Heilig. Geist Spital von Vilsbiburg. [10]

- „Johann Warmund, Reichsgraf von Preysing, Freiherr zu Altenpreysing belehnt das Heilig-Geistspital in Vilsbiburg mit dem Zehent aus dem Prandthof zu Leberskirchen, der Peckhenhub zu Schallkhamb (Schalkham) und der Einöde einen Acker zu Scherneck. Diesen Zehent besaß der Pfarrer zu Binabiburg Lorenz Zenelli und bestimmte ihn mit Beistimmung des Lehensherrn per Testamentum dem Vilsbiburger Spitale“. [11]

So ist Pfarrer Lorenz Zenelli nicht nur in die Geschichte von Binabiburg eingegangen.

- Ein Straßenring in Binabiburg, im Siedlungsgebiet „Spirklfeld I“, der „Zenelliring“ wurde nach ihm benannt.

 

Der Binabiburger Nachfolger

Der Nachfolger von Pfarrer Zenelli scheint ein besonders gütiger und frommer Priester gewesen zu sein. Er war der Vetter von Lorenz Zenelli.

Sein Name war Dominikus Sedlmayer; der von 1709 bis 1746 Pfarrer in Binabiburg war.

Er war der Cousin oder Vetter von Pfarrer Zenelli und war er schon fünf Jahre in Binabiburg als Kooperator tätig, bis er am 21. Oktober 1709 als „Parrochus“ auf die Pfarrei präsentiert wurde. Für seine Präsentation hatte sich sein Onkel, Freiherr Ferdinand Maria von Neuhaus auf Zangberg und Salmannskirchen, Hofmarkherr zu Binabiburg eingesetzt.

Geboren wurde Sedlmayer im Jahre 1679, er kam aus München, war von 1704 bis 1706 in Treidlkofen. Seit 1704 war er Priester. Binabiburg war seine einzige Seelsorgestelle. Seine Grabstätte mit Gedenktafel befindet sich auf der rechten Seite im Chor, gegenüber dem Grab von Lorenz Zenelli.

In besonders sinnigen und inhaltlich ergreifenden Worten wird berichtet:

Übersetzung: Wanderer bleib stehen und lies!

Hier ruht im Herrn der hochwürdige und hochwohlgeborene Herr Dominicus S e d l m a y r, Pfarrer dieser Gemeinde. Ein gerechter und vollkommener Mann, eine Zierde des Klerus, ein Spiegel der Seelenhirten, ein ausgezeichneter Wohltäter der Armen und der Kirchen. Der die Güter des Herrn verwendete zu frommen Zwecken, der die Mutterkirche und die Filialkirche auf dem Berg zum Erben seines Vermögens einsetzte. Der dem himmlischen König durch 36 Jahre als fleißiger Wächter durch Wort und Beispiel hütete. Wahrhaft ein Dominikus (dem Herrgott gehörig), den der Herr zum Lohn an den Ort seiner Weide, wie es unsere Hoffnung sagt, setzen möge. Im Alter von 67 Jahren am 30. Oktober. Wer dies liest von dem Verstorbenen, der möge in seinen Gebeten ein Ave für ihn sprechen, auf dass er ruhe in heiligem Frieden. [12]

- Die Zusammensetzung der römischen Ziffern - in einem Chronogramm - in den letzten zwei Zeilen, ergibt das Todesjahr 1746. (Gestorben 30. Oktober 1746).


Foto vom Grabstein des Pfarrers Dominicus Sedlmayr

Pfarrer Dominicus Sedlmayr vermachte der Kirche 4.592 Gulden, 11 Kreuzer. Für Jahrtage, Wochenmessen und Grabgebühren in die Pfarrkirche Binabiburg, gab er früher schon 1.700 Gulden.


[1] Studienbegleitende Arbeit über „Welsche Kramer“ von Peter Kaspar, 93197 Zeitlarn/Regendorf.

[2] PfAV, auf Mikrofiche, Tauf- und Sterberegister.

[3] PfAV, Fronleichnamsbruderschaft, Corpus Christi, Nr. 8.

[4] AHV, Akt Archiv, Rechnung des Gemainen Markts Biburg 1656/57.

[5] BZAR: PfA – Vilsbiburg, Nr. 85.

[6] Freundliche Mitteilung von Peter Kaspar, 93197 Zeitlarn/Regendorf, BZA-Regensburg.

[7] StAL, Pfleggericht Biburg A 76; Verwechslung (Tausch) 12.07.1691 Johann Bruno Stäbhuber – „Jorgen Lorenz Zenelli“.

[8] Pfarrer Stäbhuber, sein Vertrauter, Brief vom 6. Februar 1710, zwei Tage nach dem Tod von Zenelli.

[9] StAL, Pfleggericht Biburg, A 76, Nr. A 477.

[10] Spital Salbuch von 1753 im Museum Vilsbiburg, S. 390, Nr. 1, Pfarrgotteshaus neuer Zechschrein.

[11]  OAfvG, Bd. 23, 1863, Regesten ungedruckter Urkunden…, 298 Urkunden des Preysingischen Archives zu Kronwinkel, Dr. Theodor Wiedemann, S. 319ff, hier S. 353, Seite 363, vom 14. Juli 1710.

[12] Übersetzung durch Dr. Albert Stieß, Vilsbiburg.

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