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Wo stand die Burg von Binabiburg?


Schloss Binabiburg, Auszug aus dem Kupferstich des Michael Wening um 1710

In der derzeit ältesten Nennung unseres Dorfnamens aus dem Jahr 1011 wird nicht Binabiburg geschrieben, sondern der Siedlungsname Punnaha. Die Nennung „-aha“ bedeutet „am Wasser“. Um 1130 wird ein Wolfhardi de Punnaha genannt.

Aus Punnaha wird Binabiburg: Um 1221 erscheint ein Ulricus de Punnabiburc (Ulrich von Binabiburg). Hier haben wir zum ersten Mal zum Ortsnamen Punnaha die Beinennung „–biburg“. Um diese Zeit entsteht auch die Unterscheidung der Namensformen von Biburg zu Vilsbiburg und Punnaha zu Punnabiburg oder Binabiburg. Hier die „biburg“ an der Vils, und dort die „biburg“ an der Bina – Vilsbiburg, Binabiburg. Zur einfachen Siedlungsanlage der Schanze oder Burg, ist nunmehr eine zweite Befestigung gekommen was der Name „biburg“ benennt.

In Binabiburg waren um 1200 zwei Befestigungen, Wehr- und Schanzenanlagen, Siedlungsanlagen.

In den historischen Veröffentlichungen wurde bisher immer angenommen, dass in der ehemaligen Hofmark Binabiburg ein Burgstall in der Nähe der Bina, als Vorgänger des Binabiburger Schlosses stand. Neuere Untersuchungen in den Archiven beweisen, dass in Binabiburg eine „Veste oder „Burg, später auch „Burgstall war. Aber es war auch ein Schloss an der Bina, und integriert in der Hofmark war ein Sedlhof, ein herrschaftlicher Sitz für einen Adeligen. Die Burg oder Veste war am Standort der ehemaligen Brauerei Schandl, das Schloss war an der Bina und der Sedlhof oder Sitz hinter der Binabiburger Pfarrkirche (Sedlbauer).

Eine erste Besiedelung im Gebiet zwischen Rott und Isar hat an der oberen Vils im Raum Velden und Vilsbiburg, an der oberen Bina - um Binabiburg, vor mehr als 6000 Jahren eingesetzt. Steinbeile, die in der Nähe dieser Orte in den letzten Jahren gefunden wurden, können im Heimatmuseum Vilsbiburg besichtigt werden.

Der Ortsname „Binabiburg wird von den Geschichtsforschern vom gotischen Wort „bibaurgeins, das heißt befestigtes Lager, Beherbergung oder einfach Burg, abgeleitet, wenn man nicht einfacher die Ableitung von der Burg an der Bina nimmt. Auch dürfte die Erklärung aus dem Worte „by = (bei) als Zweite oder Beiburg zu einer schon bestehenden Burg oder Schanze zutreffend sein. Auch das alte gallo-fränkische „Bibouac oder „Bibac hat die gleiche Bedeutung.

Orte mit Viereckschanzen aus der Keltenzeit werden mit der Tatsache erhärtet, dass ein Zusammenhang mit der Ortsbezeichnung „Biburg, „Biberg, „Biberach oder ähnlich, bestehen. Das althochdeutsche „pipurc“ steht für Ringburg und Umwallung.

Der „Urname“ von Binabiburg war „Punnaha“ (1011), aus dem „Punnabiburc“ (1221), „Pünnapiburch“ (1270), „Pimnapiburch“ (1372), „Punnapiburg“ (1526), „Pinnabiburg“ und Binabiburg geworden ist. 

Die geographische Lage von Binabiburg bietet sich für eine frühe Besiedelung förmlich an.

Betrachtet man die topographische Karte von Vilsbiburg, so fließt die Bina bis Binabiburg in Richtung nord-nordost. Genau in Höhe der Höllmühle, unterhalb von Binabiburg macht dann die Bina einen scharfen Knick nach Osten. Die östlichen Seitenhänge der Bina steigen steil an und bieten dann eine Plattform für eine ideale Besiedelung. Scherbenfunde bei der St. Salvator - Bergkirche deuten darauf hin.

Zentrale Orte der Frühbesiedelung sind die Orte mit den Ortsendungen „-burg“.

Das hohe Alter dieser „-burg“ Orte bestätigt auch die darum gruppierten Besitzungen und Orte mit den Endungen wie -ham, (Hasham, Kresham, Pfistersham). Diese schematischen -ham Orte deuten auf Königsgüter (Karl der Große) um das Jahr 800 n. Chr. hin. Allgemein betrachtet man die -ing Orte als die ältesten Zeugen der bajuwarischen Besiedelung, obgleich sich die Forschung über Einzelfragen streitet. Später kommen die Orte mit den Endungen -kofen, -dorf, und -bach. Mit Sicherheit haben die Bajuwaren bei ihren Ansiedelungen bereits Befestigungen und Überreste von früheren Siedlungen vorgefunden.

Mittelalterliche Handelsknotenpunkte

An der Kreuzung frühmittelalterlicher Altstraßen, der Salz-, Wirtschafts- und Handelsstraße, die von den Alpen über Berchtesgaden, Burghausen, Neumarkt St. Veit, Piesenkofen, Binabiburg, Vilsbiburg (Vilsübergang Lichtenburg) nach Landshut zum Isarübergang, und an der Ost-West, Binatal Handels- und Gewerbestraße, von der Sempt und dem oberen Vilstal (Velden, Eberspoint) ins Binatal über Binabiburg nach Gangkofen zum weiteren Straßenknotenpunkt führten, entstanden größere Ansiedelungen. Der zentrale Ort des oberen Binatales war eindeutig Binabiburg. Hier ist das älteste Verwaltungszentrum zu suchen, das auch für die kirchliche Entwicklung ausschlaggebend war. Binabiburg war immer Ur- oder Mutterpfarrei.

Die „Veste“ Binabiburg

Tatsächlich befand sich in diesem zentralen Ort Binabiburg einmal eine Festung. Das Ritter- und Lehensbuch Herzog Heinrichs berichtet: Im Jahr 1474 sitzt zu Binabiburg Ludwig von Puchpeckh. Er hat zu Lehen die „Vesten zu Binabiburg, aber auch ein Sitz daselbst mit Hofmarch und Dorfgericht.“ Ein zweiter Sitz mit „Haus (= Schloss) war bei seinen Brüdern Alban und Ägidius von Puchbeckh. Die Adeligen von Puchbeckh kamen von der Burg Hohenbuchbach (Stetten bei Neumarkt/Rott) und saßen schon seit etwa 1350 auf Binabiburg. Das Begräbnis der Binabiburger Puchbeckhen ist in der Pfarrkirche Binabiburg. Heute noch zeugt eine große Marmor-Grabplatte des Alban Puechbeckh, gest. um 1450 an der südlichen Langhausinnenwand von dem edlen Geschlecht.


(Landesvermessungsamt München): Uraufnahmeblatt Binabiburg, Jahr 1811, Links: Nr. 3, der ehemalige Burgstall, Burg, Veste, heute Brauerei Schandl.
Mitte: Schloss Binabiburg mit Wassergraben. Oben; Nr. 33 der Sitz, Sedl, Sedlbauer

Wo stand nun die „Veste oder Burg von Binabiburg ?

Auf dem Uraufnahmeblatt, der ersten bayerischen Vermessung von Binabiburg aus dem Jahre 1811, kann man den Standort leicht erkennen. Genau am Kreuzungspunkt der alten Straßen, wo heute das im Jahre 1874 errichtete Brauereigebäude der ehemaligen Brauerei Schandl steht, kann man auf dieser Karte eine runde große Erhebung erkennen, bei der sämtliche Straßen und Wege außen herumführen. Hier stand auf einem hoch aufgeschütteten Hügel, einem Burgstall, die „Vestung“ von Binabiburg. Ein sicherlich idealer Platz, wenn man bedenkt, dass von einer solchen Erhebung aus, eine freie Sicht bis nach Gangkofen und Bina aufwärts, bis nach St. Margarethen besteht, ebenfalls geht der Blick bis Vilsbiburg und noch weiter.

Ein weiteres Zeugnis für das Vorhandensein einer Burg aber ist der alte Hausname des „Bürchmer in Pfistersham (heute Niedermeier Peter). Der „Bürchmer wird abgeleitet zum „Bürgmeier“ und „Burgmeier“ und als „Hof zur Burg geht das Gut am 24. September 1542 an den Adeligen Thomann Griesstetter, Pfleger von Vilsbiburg. Im Jahr 1571 wird ebenfalls der „Hof zur Burg erwähnt. Im Jahr 1597 wird der „Bürchtmeier von Hilpold von Neuhaus als Inhaber der edelmannfreien Sitze „Bschachlsöd (= Psallersöd), „Gerspeunt (= Geratspeunt) und Haunzenbergersöll hinzugekauft. In späteren Urkunden wird dann von einem „Burgstall in Binabiburg (am Platz der früheren „Veste) berichtet.

Die Burgställe dienten zur Unterkunft des für den Straßenverkehr vorrätig gehaltenen Zugviehes, sowie der zum Reiterdienst im Kriege benötigten Pferde. Sie wurden zugleich von der Landbevölkerung benützt, die sich bei feindlichen Überfällen in diese Schutzburgen flüchteten.

In Binabiburg wurde zur Seßhaftmachung von Handwerkern - um die Burg herum - an der heutigen Frauensattlinger- und Pfisterhammerstraße (Buswartehäuschen) eine „Freyung, wie aus den alten Katastern ersichtlich ist, ausgewiesen.

Die Hofmark Binabiburg wird durch das Aussterben der Adeligen von Puchbeckh in vier Teile aufgeteilt. Bis zum Jahre 1546 wurde die ganze Hofmark von den Haushaimern wieder zusammengekauft. Am 8. März 1546 wird der „Burgstall unter Georg Haushaimer, Pfleger zu Leonsberg zum letzten Mal erwähnt.

Ein noch älterer Hinweis könnte auch der „Thurmerhof von Binabiburg sein, der noch vor dem großen Brand in Binabiburg am 7. Mai 1901, zwischen dem Gasthaus Schandl und der Metzgerei Daffner, jahrhunderte lang sein Dasein hatte. Der alte Hausname des „Thurmers deutet auf einen Turm in seiner Nähe hin, wie wir es auch in Piesenkofen finden, dort steht der „Thurmer auch gleich neben dem historischen „turmartigen Kirchenbau.

Binabiburg, die ritterlehenbare, geschlossene Hofmark mit zwei Sitzen. Eine geschlossenene Hofmark bedeutet, dass die herrschaftliche Untertanen nur in einem Ort zu finden sind, und nicht verstreut. Der erste Sitz mit „Veste, später „Burgstall an der Stelle des heutigen Brauereigebäudes und der zweite Sitz war das „Haus oder auch das „Schloss von Binabiburg an der Bina, wie wir es auch auf der Karte von Binabiburg und auf einem Stich von Michael Wening sehen können. Dieses Schloss wurde um das Jahr 1850 abgebrochen und der ansehnliche Hof des  Schloßbauern an der Bina erinnert noch heute daran. Beim Neubau des Schloßbauern-Wohnhauses im Jahr 1856 wurden die Steine, Balken und andere Baumaterialien des Schlosses dafür verwendet. Bei einer Renovierung vor einigen Jahren wurden im Wohnhaus des Schloßbauern schwere Deckenbalken gefunden, welche durch einen Brand (06.01.1682?) angekohlt waren. Diese Balken stammten mit Sicherheit vom alten Schloss.

Einen adeligen Sitz oder Sedl gab es ebenso in Binabiburg. Innerhalb der Hofmark hatte ein anderer Adeliger ein Gut, einen Sitz. Der Sitzinhaber konnte über seine Untertanen urteilen „so weit die Dachtraufe reicht“. Heute ist der Sitz der Sedlbauer (Niedermeier Rosa). Der Bau dieses alten großräumigen und hohen Holzhauses hinter der Pfarrkirche Binabiburg, mit den drei viel bestaunten Heiligenfiguren an seiner Südseite, ist der Rest der vergangenen gutherrlichen Gerichtsbarkeit in der ehemaligen Hofmark, der Sedlbauer, der Sitz Binabiburg.


Quellen:

- Regesten der Puchbeckh, Hauptstaatsarchiv München - Personenselekt, Cart.319, Puchbeckh- Lehensbeschreibung Puchbeckh, HStAM, Oberster Lehenshof, OL 3419, 3425.

- Wilhelm von Prey, Codex Bavaricus, Cgm 2290, Band XX, Seite 455 ff. Darstellung der Namens- und Besitzfolge der „Puchpekh zu Hohen Puechbach und Binabiburg, Staatsbibliothek München, Handschriftenabteilung.

- Wiguläus Hundt, Bayrisches Stammenbuch, III. Teil, Seite 607 f, 2° Ce, 22,2, Hbh. Staatsbibliothek München.

- Fürstbischof Franz Freiherr von Eckher, Grabsteinbuch, Cgm 2267, Band I und II., Staatsbibliothek München.

- Hauptstaatsarchiv München, Gerichtsurkunden Gericht Bibiburg, Fasc. 207, 219.

- Pfarrer Anton Beslmeisl, Benefiziat Binabiburg, Schriften und Zeitungsartikel.

- Siegfried Inninger, Mühldorf: Das Mühlrad Band XXIX, 1987, „Die Puchpeckhen.

- Max Puchpeckh, Ritter von Buchbach, anno 1858, „Familiengeschichte der Puchpeckhen auf Buchbach 1100 - 1860, Oberster Lehenshof 3425, HStAM, Abschrift: Max Wallner, Heimatforscher in Buchbach.

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