Aufnahme aus dem Jahr 1900
„Hopfen und Malz, Gott erhalt´s“, so dachte sich auch ein Vilsbiburger Brauer und glaubte vor über 100 Jahren den Hopfen und das Malz als neues Gebräu - dem Weißbier auch den Binabiburgern mit dem Neubau einer Weißbierbrauerei, die aber keinen langen Bestand hatte, näher zu bringen.
Manche ältere Bewohner von Binabiburg können sich noch an Erzählungen ihrer Vorfahren, über eine Weißbierbrauerei, die in Binabiburg existierte erinnern.
Seit dem Jahre 1824 ist die Wirtsfamilie Schandl in Binabiburg ansässig. Im Jahre 1874 errichteten Anton und Therese Schandl eine eigene Brauerei neben der Straßenkreuzung im Ort, wo früher die „Feste“ Binabiburg auf einem hohen Burgstall stand. Die Gebäulichkeiten der Brauerei sind auch heute noch vorhanden und werden zurzeit restauriert.
Die neue Weißbierbrauerei
Der Binabiburger Bierdurst sprach sich bis nach Vilsbiburg herum, weshalb sich der Vilsbiburger Bierbräu Neuhofer im Jahre 1889 entschloss, in Binabiburg zum Schandlbräu eine Konkurrenzbrauerei zu errichten.
Anton Neuhofer, Brauereibesitzer aus Vilsbiburg kaufte sich in Binabiburg den Stadel beim Granich. Das Granichanwesen, später Ossner stand dort, wo heute das Heim St. Michael neben der Gangkofenerstraße steht. Mit dem Hausnamen hieß der Granich „Falterbauer“. Es war also früher der Bauer am Falltor in der Hofmark Binabiburg.
Der Falterbauer mit der alten Haus Nr. 18 hatte nach den alten Flurkarten keinen Stadel neben seinem Anwesen, sondern gegenüber, dort wo heute die Schenke (Pizzeria Italia) steht. Auch kann angenommen werden, dass sich in dem großen Stadl- und Lagergebäude auch ein Keller befand, da später das Gasthaus den Namen „Kellerschenke“ erhielt.
Anton Neuhofer besaß in Vilsbiburg die Brauerei „Zum Stein“ oder „Steinbräu“ mit der Hausnummer 35, die er 1850 von seinem Vater Johann Neuhofer übernommen hatte.
Mit einer Geschäftsempfehlung, die am 21. November 1889 im Vilsbiburger Anzeiger zu lesen war eröffnete am Sonntag den 24. November 1889 Anton Neuhofer die neu errichtete Brauerei in Binabiburg mit einem Ausschank von Weiß- und Braunbier. Der erste Pächter der Weißbierbrauerei war der von Vilsbiburg kommende Weißbierbrauer Johann Salvermoser.
Selbiger lud die Bevölkerung zur Einstands- und Kirchweihfeier am Sonntag und Montag den 7. und 8. September 1890 in die Neuhofer´sche Brauerei von Binabiburg ein.
Der Pächter hatte vermutlich keine schlechte Hand für eine Gastwirschaft und veranstaltete schon am 26. Dezember 1889 eine Christbaumfeier und am 26. Januar 1890 ein Hutsingen mit Preisen. Jeden Samstag war Gesellschaftstag und es wurde auch schon gutes Sommerbier verzapft. Im Fasching des Jahres 1890 ging es dann hoch her, als gleich an drei Tagen hintereinander in der „Wolfsschlucht“ gutes Sommerbier verzapft wurde.
Auseinandersetzungen hatte dann der Brauereibesitzer Neuhofer wegen seiner baulichen Anlagen in Binabiburg mit dem königlichen Straßenwärter Schreiner. Neuhofer musste seine Beleidigungen zurücknehmen und Abbitte in der Zeitung leisten.
Vielleicht musste Neuhofer seinen Brauereibetrieb auch kurze Zeit aus baurechtlichen Gründen einstellen, da in einem Inserat vom 6. Juni 1891 berichtet wurde: „ In der Weißbierbrauerei in Binabiburg wird von nun an wieder ausgezeichnetes Waizenbier gebraut und das selbe zur Abnahme empfohlen mit dem Beifügen, dass Gastwirten ec. entsprechende Rabatte gewährt werden. Den Herrn Wirten, welche von früheren Geschäftsverbindungen her noch leere Flaschen im Besitze haben, werden um freundliche Rückgabe ersucht.“
Die Kellerschenke
Von dem Tage an hieß es dann nicht mehr Gasthaus Neuhofer´sche Brauerei, sondern „Kellerschenke“ und die Gesellschaftstage waren unter dem neuen Pächter Georg Kollmannsberger immer am Donnerstag.
Im Oktober hielt Kollmannsberger noch eine zweitägige Kirchweihfeier und am 29. Mai 1892 lud der neue Pächter Mathias Westenthanner zu seiner Einstandsfeier ein.
Wie gut es dem Anton Neuhofer mit seiner neuen Weißbierbrauerei in Binabiburg als Konkurrenz zum alt eingesessenen Bierbräu Schandl erging kann eigentlich nur erahnt werden.
Das Ende der Weißbierbrauerei
Fest steht, dass schon nach nicht einmal vier Jahren des Bestehens der neuen Weißbierbrauerei der Binabiburger Schandlbräu nun dort sein Bier ausschenkte.
Der Schandlbräu errichtete auch gleich bei der Kellerschenke eine Kegelbahn und lud am Sonntag und Montag den 17. und 18. September 1893 ein zur Kirchweihfeier mit Menageriekegelscheiben. Zugleich ließ er mitteilen, dass von nun an Bier aus der Schandl`schen Bierbrauerei in Binabiburg auch in der Kellerschenke verzapft wird.
Andrä Hubauer war 1896 der neue Pächter auf der Kellerschenke. Er sorgte für viel Unterhaltung mit einem abwechslungsreichen Programm. Im Mai 1896 wurden 2 Velocipedrennen (Radrennen) abgehalten. Das erste Rennen um „2 Uhr“ das zweite um „5 Uhr“. Bei diesen Radrennen ging es nun nicht darum, wer als Schnellster und Erster durch das Ziel fuhr. Nein Balance war angesagt. Derjenige wurde Erster, der sich am längsten im Stand auf seinem Fahrrad halten und stehen konnte, also ohne zu fahren. Für den Kellerwirt war natürlich diese Art von Radrennen sehr gewinnbringend, da sich ja eigentlich das ganze Spektakel vor dem Wirtshaus abspielte und die Zuschauer von den Biertisch aus alles bequem beobachten konnten und dadurch auch das Essen und der „gute Stoff“ hervorragend angenommen wurden.
Der Neubau einer Weißbierbrauerei in Binabiburg brachte den Vilsbiburger Bierbrauer Anton Neuhofer vermutlich dann doch auf die Gant (Konkurs), da die ganze Vilsbiburger Brauerei mit Besitz im Jahre 1896 versteigert wurde und Anton Neuhofer am 1. Mai 1896 nach München verzog.