Joseph Hundhammer (1827-1899) aus Hasam bei
Binabiburg war Superior der „ersten Stunde“ im Kloster Mallersdorf
Hunderte Schwestern des von Paul Joseph Nardini gegründeten Ordens der „Armen Franziskanerinnen von der Heiligen Familie“ mit Stammsitz in Mallersdorf, waren zur Seligsprechung ihres Ordensgründers am Sonntag den 22. Oktober 2006 in den Dom nach Speyer gekommen. Nachdem Nardini am 7. Mai 1851 in die Diasporagemeinde Pirmasens beordert wurde, hatte er dort 1855 den Schwesternorden gegründet. Nardini hat den eigentlichen Ordenssitz in Mallersdorf nicht mehr gesehen, er starb sieben Jahre vor dem Umzug des Ordens am 27. Januar 1862, erst 40 Jahre alt. Drei Tage später wurde er in der Klosterkapelle vor dem Hochaltar beigesetzt. Als Superior, oder Ordensoberer der „ersten Stunde“ ist Joseph Hundhammer von Hasam, Pfarrei Binabiburg, in die Chronik der Mallersdorfer Schwestern eingegangen.
Da die Zahl der Schwestern rasch wuchs und das Mutterhaus in Pirmasens zu klein geworden war, entschloss sich die Ordensleitung das ehemalige Benediktiner-Kloster in Mallersdorf im Jahr 1869 zu kaufen. Pfarrer Huth begleitete als Superior die Schwestern nach Mallersdorf, kehrte aber schon im Dezember 1870 als Pfarrer nach Pirmasens wieder zurück. Jetzt benötigte das Kloster für die ersten Aufbauarbeiten einen tüchtigen Ordensleiter. Der damalige Regensburger Bischof Dr. Ignatius von Senestrey bestellte 1870 als Superior Josef Hundhammer, welcher in Hasam bei Binabiburg seine Geburtsstätte hatte. Am 16. Dezember 1870 wurde er zum bischöflichen Kommissär und Superior der Ordensfamilie bestellt und schon am 23. Dezember begann Hundhammer sein segensreiches Wirken bei den Mallersdorfer Schwestern. Der Spruch des Bischofs „Ich habe in meiner Diözese viele würdige Priester, aber nur einen Hundhammer“ zeichnete den Ordensvorsteher aus.
Joseph Hundhammer wurde am 2. März 1827 in Hasam auf dem „Hasamer Hof“ bei Binabiburg geboren (heute: Obermeier Franz). Er war der Sohn des Landwirts Florian Hundhammer und dessen Gattin Anna Maria, eine geborene Bruckmayr. In Binabiburg besuchte er die Volksschule, aus welcher er mit 12 Jahren mit sehr guten Noten entlassen wurde. Mit 15 ½ Jahren begann seine Gymnasialzeit in Landshut. Im Lyzeum in Regensburg studierte er Philosophie, darauf in München an der Universität zwei Jahre Theologie (1847/49). Als Alumnus beendete er das Regensburger Priesterseminar und empfing am 16. Juli 1850 im Dom von Regensburg die Priesterweihe. Das erste heilige Messopfer, seine Primiz, feierte Hundhammer in seiner Heimatpfarrei Binabiburg am 8. August 1850 in der Bergkirche Sankt Salvator. Eine Verwendung in der Seelsorge fand der Neugeweihte seit dem 13. August 1850 als Kooperator in Oberviehbach. Am 30. Juni 1855 wurde er nach Haidlfing und am 16. April 1858 als erster Kooperator nach Pondorf versetzt. In Saulburg bei Straubing trat er am 24. Oktober 1862 die Kaplanstelle an. 1866 war er Benefiziumsverweser und Beichtvater der Klarissen in Viehhausen. Vom Dezember 1870 bis zu seinem Tode 1899 war Hundhammer Ordensoberer des von Paul Joseph Nardini gegründeten Ordens der „Armen Franziskanerinnen von der Heiligen Familie“ in Mallersdorf. Von Bischof Ignatius wurde Hundhammer 1889 mit der Verleihung des Titels eines Bischöflichen Geistlichen Rates ausgezeichnet, am 3. Februar 1896 wurde er Ehrenbürger der Gemeinde Mallersdorf. Am Dienstag den 27. März 1899 morgens vier Uhr verschied Joseph Hundhammer im Kloster Mallersdorf; zwei Tage später wurde er auf dem Mallersdorfer Gemeindefriedhof unter großer Anteilname bestattet.
Welch gewaltige innere und äußere Aufgaben durch Joseph Hundhammer im Kloster Mallersdorf zu lösen waren, erhellt am besten ein Auszug aus der Trauerrede, die am Grab in Mallersdorf gehalten wurde und in der Klosterchronik folgende markante Sätze überliefert sind: „Superior Hundhammer war es, der mit Gottes Hilfe die ihm von seinem Oberhirten im Jahre 1870 anvertraute Ordensgemeinschaft zur Blüte gebracht hat. Die Bauten, die unter seiner Leitung in Mallersdorf aufgeführt wurden, sind wahrhaft bewundernswert. Er gewann den Ökonomie- und Waldbesitz für das Kloster, ordnete die wirtschaftlichen und geschäftlichen Verhältnisse, regelte die Rechts- und Eigentumsfragen, sicherte der Kongregation den rechtlichen Bestand auch für die Zukunft, indem auf sein Betreiben der Genossenschaft die Korporationsrechte verliehen wurden. Doch weit höher anzuschlagen ist der innere Ausbau der Ordengemeinde, der echt religiöse Geist, welchen er durch Wort und Beispiel den Schwestern einzupflanzen wusste, vor allem der Geist der Opferfreudigkeit und des stillen, ratlosen Wirkens für die kranke und verlassene Menschheit.“ In diesen Worten sind die Hauptaufgaben angedeutet, die Superior Joseph Hundhammer in den 28 Jahren seines Amtes zusammen mit der Ordensleitung zu lösen hatte. Die Ordensgemeinschaft wuchs vom Jahr 1870 mit 361 Novizinnen auf 1353 im Jahr 1895 und Ende des Jahres 1900 auf 1709 Novizinnen.
So wie der am Sonntag den 22. Oktober 2006 im Dom zu Speyer selig gesprochene Ordensgründer Paul Joseph Nardini in Pirmasens 1851 die schwierigste Diasporagemeinde des Bistums Speyer übernahm, hatte Joseph Hundhammer die ersten Jahre mit der Kongregation der Mallersdorfer Schwestern, als Ordensoberer die Geschicke des Ordens und des Klosters in schwieriger Mission zu leiten. So wie Nardini zum „sozialen Apostel“ von Pirmasens wurde, konnte Hundhammer seine Gedanken im Kloster Mallersdorf mit den „schwarzen Nardinischwestern“ fortentwickeln. Superior Hundhammer genoss größte Hochachtung, ja Verehrung, zumal seine ganze vielseitige Tätigkeit überstrahlt wurde von seiner heiligmäßigen Persönlichkeit. Der Tod von Hundhammer, welcher ein Alter von 72 Jahren erreicht hat, 48 Jahre Priester war, 28 Jahre Superior des Klosters Mallersdorf war, hat eine große Lücke hinterlassen, war aber auch wie ein feierlicher Schlussstein in dem geistigen Bau der bisherigen Mallersdorfer Ordensgeschichte. Joseph Hundhammer ist eine geistliche Persönlichkeit aus der Pfarrei Binabiburg, auf den Spuren des seligen Paul Joseph Nardini.