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Geschichtliche Nachforschungen zu Wippstetten

Die Festtage zur „Mariä Unbefleckte Empfängnis“

Das zur Pfarrei Gerzen gehörige Expositur-Gotteshaus Wippstetten feiert das Fest „Mariä Unbefleckte Empfängnis“. Seit alters her ist dieses Fest in den Matrikeln des Bistums Regensburg für Wippstetten niedergeschrieben.


Ausschnitt aus der Landkarte des Peter Weiner vom Jahr 1579

Am Sonntag den 22. September 1996 wurde die nach vorhandenen Relikten neu geschaffene „Liebe Frau zu Wippstetten“ durch Abt Bernhard Thebes aus dem Stift Osek in Böhmen, geweiht. Bei der Renovierung 1976 war das Gnadenbild abhanden gekommen. Die Expositur Wippstetten bekam auf Veranlassung des Gerzener Pfarrers Franz Speckbacher und dem Beschluss der Kirchenverwaltung Wippstetten ihr Wallfahrts- und Gnadenbild nun wieder zurück.


Maria, die Unbefleckte mit Jesuskind, Foto um 1910. Foto: Archiv Heimatverein Vilsbiburg

Wippstetten hatte schon im 16. Jahrhundert eine Marienwallfahrt, also schon lange vor der Wallfahrt in Vilsbiburg auf den Maria Hilf-Berg, welche 1686 entstand. Die Opfergaben flossen gut, was im heutigen Kirchenbau noch zum Ausdruck kommt. Die Seelsorge bis zur Gründung einer Expositur im Jahr 1910 war bei der Pfarrgeistlichkeit von Gerzen, welche infolgedessen stark belastet war. Einige große religiöse Tage im Jahr brachten viele Gläubige in den Ort am Eingang zum waldreichen „Kröning“. Außer einigen gestifteten Pfarrgottesdiensten hatte die Wallfahrt den besonderen Anspruch auf die bekannten fünf alten Marientage, die so genannten „Frauentage“ und auf die Messen am Sebastiani- und Katharinentag, sowie dem heiligen Amt am Kirchweihtag.


Innenansicht um 1910, Foto: Archiv Heimatverein Vilsbiburg

In den Aufschreibungen des Bistums Regensburg, wird das Gotteshaus in Wippstetten unter dem Titel „Unsere Lieber Frau“, oder „zur Seligen Jungfrau“, also immer mit dem Bezug zur Gottesmutter Maria genannt. Die Regensburger Bistumsbeschreibung des Jahres 1508 nennt die Kirche in Wippstetten im Dekanat Gerzen mit dem Titel „Selige Jungfrau“, „ecclesiae beate virginis in Wibstetn“. 1559 werden wie „von Alters her“ an den so genannten „Frauentagen“ je zwei Messen mit Gesang gelesen. Die Kirche ist sehr gut ausgestattet „…zum Schönsten mit aller Zier zugerichtet und sauber gehalten“. In den Kirchenrechnungen vom Jahr 1558 ist das „Gotzhaus Unser Lieben Frauen zu Wippstetten“ genannt. Es hatte im Vergleich zu den anderen Filial- und Nebenkirchen der Pfarrei Gerzen ein überaus gutes Einkommen. Die Messe am Kirchweihtag wird in der Bistumsmatrikel von 1589 genannt, das genaue Datum dieses großen Kirchweih-Festtages steht jedoch nirgends. Es werden schon drei Altäre genannt. Der erste Altar ist der Seligen Jungfrau Maria geweiht, der Zweite dem Märtyrer Sebastian und der dritte Altar der heiligen Katharina. Die Kirche ist hell, sauber „mit Gittern und Schlössern ausreichend versehen“, auch „größere Kerzen hat die Kirche“. Die Verehrung und der Zulauf des christlichen Volkes zur Kirche an den Festen der Seligen Jungfrau Maria sind sehr groß. Der Friedhof ist nicht geweiht, aber aufgeräumt und geschlossen. Zelebriert wird hier an allen Marienfesten, am Fest des heiligen Sebastian, der heiligen Katharina, an Kirchweih und wöchentlich ein- bis zweimal an verschiedenen Tagen. Ausführlicher sind die Rechnungen vom Jahr 1640. Die Schrecken des Dreißigjährigen Krieges (1618 bis 1648) waren bis dahin der Wallfahrt noch erspart geblieben. Bei den guten Einnahmen konnte auch Geld zurückgelegt werden, es wurde sogar die stattliche Summe von 4.484 Gulden ausgeliehen. Die baufälligen Nachbarskirchen Dechantsreit und Johannesschwimmbach erhielten zinslose Darlehen, so auch 200 Gulden die Jesuiten in Landshut. 1665 sind noch die Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges spürbar. Vermutlich ist die Wallfahrt unterbrochen. Die Kirche hat drei beschädigte Altäre. Zum ersten Mal erscheint in der Regensburger Bistumsmatrikel vom Jahr 1723 das Patrozinium „Mariä Geburt“ und der genaue Kirchweihtag, es ist der Sonntag vor Pfingsten. Dies war nun schon ein besonderer Tag, es ist der Geburtstag einer Kirche, vielleicht auch der Weihetag. An den großen Marientagen floss viel „Gottsberath“, die Spende in den Opferstock oder die Naturalgaben welche an das Gotteshaus gegeben wurden. 1640 wurden 150 Pfund „Harb“ was mit Flachs zu vermerken ist, gespendet. Ein Mirakelbuch „zur Gnad- und Wundervollen Mutter Gottes zu Wippstetten“, ein Verzeichnis von Aufschreibungen von Verlöbnissen bzw. Gebetserhörungen (miracula), ein dicker Pergamentband mit 735 Folioseiten wurde in einem Zeitraum von 1758 bis 1792 angelegt, in dem allein 7129 Verlöbnisse eingeschrieben wurden. [1]

Die meisten Besucher der Wallfahrt Wippstetten kamen besonders an den „Concurstagen“, also den hohen Festtagen, von den umliegenden Dörfer und Pfarreien. Im Jahr 1806 halfen gleich sieben Weltgeistliche im Beichtstuhle aus und übernachteten im Mesnerhaus in einem Zimmer. Die Bedeutung der Wallfahrt kann schon daraus ersehen werden, dass in den Aufklärungsjahren nach der Säkularisation (1803) der Kirchenbau für „unentbehrlich als Wallfahrtskirche“ bezeichnet wurde. Nachdem 1994 der „Verein zur Erhaltung der Marienwallfahrt“ gegründet wird und zwei Jahre später das Gnadenbild auf den Hochaltar zurückkehrt, wird versucht die Wallfahrt wieder aufzurichten und zu fördern.


An den Festtagen steht bei der Predigt Pfarrer Franz Speckbacher selbst auf der schönen barocken Kanzel

An den Konkurstagen, den Festtagen, an denen besonders der Mutter Jesu, gedacht wird, steht bei der Festpredigt der Pfarrer von Gerzen Franz Speckbacher, nicht wie gewohnt am Ambo auf der Evangelistenseite, er steigt auf die schöne hochbarocke Kanzel und spricht von hier aus zu den Gläubigen über die Geheimnisse des Festtages der „Unbefleckten Empfängnis Mariens“.


Quellen:

- Bischöfliches Zentralarchiv Regensburg: (nun BZAR): Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg, Rgbg. 1984, Band 18, Das Regensburger Visitationsprotokoll von 1508; Dr. Paul Mai und Marianne Popp.

- BZAR: Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg, Band 21, Dr. Paul Mai, Das Regensburger Visitationsprotokoll von 1526.

- BZAR: Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg, Rgbg. Band 27, Das Bistum Regensburg in der Bayerischen Visitation von 1559, Rgbg.

- BZAR: Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg, Rgbg., Beiband 12, Regensburg 2003, Paul Mai unter Mitarbeit von Johann Gruber und Josef Mayerhofer; Das Regensburger Visitationsprotokoll von 1589/90.

- BZAR: Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg, Beiband 7, 1993, Herausg. Manfred Heim, Matrikel des Bistums Regensburg vom Jahre 1600.

- BZAR: Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg, Band 3, 1990, Matrikel des Bistums Regensburg, des Erzdechanten Gedeon Forster vom Jahre 1665, Manfred Heim.

- BZAR: Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg, Rgbg. 1996, Beiband 9; Manfred Heim, Die Beschreibung des Bistums Regensburg von 1723/1724. (Museum A10/28).

- BZAR: Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg, Rgbg. 1992, Bd. 5, Die Heckenstaller Matrikel des Bistums Regensburg (1782-1787) hg. V. Manfred Heim.

- Matrikel des Bistums Regensburg, Joseph Lipf, Rgbg. Jahr 1838.

- Die Visitation vom Jahr 1830: Weihbischof Georg Michael Wittmann als Generalvisitator für das Bistum Regensburg, von Emmeram H. Ritter, Herausgegeben von der Abteilung für Selig- und Heiligsprechungsprozesse beim Bischöflichen Konsistorium für das Bistum Regensburg. Regensburg 1992.

- Matrikel des Bistums Regensburg, Rgbg. Jahr 1863.

- Matrikel der Diözese Regensburg, Jahr 1916, Dr. Antonius von Henle.

- Matrikel des Bistums Regensburg 1997, Archivdirektor Dr. Mai.


[1] Mirakelbuch Wippstetten, 1758 - 1792, Schweinsledergebundene Papierhandschrift, Größe 72,8 x 20,5 cm. Hier sind auffallend viele Gaben von Votivmessern eingeschrieben. - Untersuchungen zum Mirakelbuch von Wippstetten durch Lambert Grasmann, Vilsbiburg, AHV, Akt Hafner.

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