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Deckenfresko von 1769, gefertigt vom Eggenfeldener Maler und
Freskanten Anton Scheitler, in der Wallfahrtskirche Sankt Salvator bei
Binabiburg. Entstehungslegende: Fund und Erhebung der Hostie unter
dem Schutz der Dreifaltigkeitsbruderschaft.

Bei dem, das ganze Langhaus überspannende Deckengemälde mit vielseitiger Darstellung, der in den nassen Putz hinein gearbeiteten Hostienlegende und der Dreifaltigkeitsbruderschaft, brachte eine Stilanalyse den eindeutigen Beweis: Der Freskant, Künstler und Maler kam aus Eggenfelden.

Licht, Farbe und eine überquellende Formenvielfalt sind als Elemente des spätbarocken Baustils und der Ausstattung der Salvatorkirche auf dem „Herrnberg“ bei Binabiburg gegenwärtig. Glaubte man vor Jahren noch, das Deckenfresko stamme vom Maler Georg Andreas Zehlner aus Furth bei Landshut, so brachte eine Untersuchung der aufgefundenen Archivbelege durch Dr. Fritz Markmiller aus Dingolfing, doch andere Ergebnisse ans Tageslicht.

Wie aus den Kirchenrechnungen für St. Salvator vom Jahr 1757 hervorgeht, erhält der Faßmaler Georg Andreas Zehlner von Furth für das Ausmalen der Chor- und Langhauswölbung mit flott gezeichnetem Rankwerk, die Stichkappen mit Rokokokartuschen, an der Westwand innen Malerei mit Draperien und Gitterwerk, für seine geleistete Arbeit 235 Gulden. Während also archivarisch gesichert ist, dass die ornamentale Ausmalung der Kirche von Zehlner stammt, blieb bisher der Schöpfer des Deckengemäldes unbekannt. Schon im Jahr 1759 sucht der Binabiburger Pfarrer einen guten Maler für das Deckengemälde in der Salvatorkirche und der Allerseelenkapelle (dem heutigen Leichenhaus, neben der Pfarrkirche in Binabiburg).

Als erste Quelle dient ein Brief des Binabiburger Pfarrers Franz Andreas Hoezendorfer (1754 - 1786 in Binabiburg) vom 20. Dezember 1766 an das Regensburger Konsistorium. Er meldet darin, dass der (ungenannte) Maler des Bruderschaftsgemäldes im Gewölbe von St. Salvator „eine Historie von der Bruderschaft mit unbekanten Mahlers Gedancken confus vorgestölt“ habe. Er meint damit, dass der Freskant - die Dreifaltigkeitsbruderschaft betreffend - seinen eigenen Ideen gefolgt sei, die wohl ziemlich unorthodox und jedenfalls dem Pfarrer nicht gefällig waren.

Er schreibt deshalb weiter, dass er sich - um den Pfarrkindern ein Genügen zu leisten - selbst freiwillig dazu erklärt habe „den bekannten, in allen Schrüften hinterlassenen wunderbahrlichen Ursprung deß löblichen St. Salvator-Gotteshaus auf dem Berg allda in perpetuam rei memoriam (= zum ewigen Gedächtnis) anstatt des obigen Gemählds“ wolle darstellen lassen. Die Gerüsthölzer sind noch in der Kirche, nur habe sich bisher kein anständiger Maler hervorgetan. Doch hätten jetzt die Patres des Klosters Seemannshausen bei Gangkofen einen Maler vorgeschlagen und empfohlen, durch ihn soll nun „ein schöns Gemähl nach allen Vergnüegen hergestellt werden.“ Wie aus dem Obigen zu schließen ist, hatte die Salvatorkirche also bereits ein Deckengemälde, das die Dreifaltigkeitsbruderschaft zum Thema hatte. Der Pfarrer wollte jedoch jetzt den Ursprung der Legende und des Kirchenbaues abbilden lassen, d.h. das in der Ursprungslegende geschilderte Hostienwunder mit der Bruderschaft, wozu ihm - wie er mitteilt - alte Schriften und Quellen zur Verfügung stünden.

Pfarrer Hoezendorfer berichtet weiter, dass es bereits Anfang 1758 einen Kontakt mit Joseph Firstenbreu, Maler auf dem Hofberg bei Landshut gegeben habe, wonach die Salvatorkirche und die so genannte Allerseelenkapelle - von Franz Xaver Andreas Zehlner (ein Sohn von Johann Georg Andreas Zehlner) im Jahr 1757, gleichfalls zum Missfallen des Pfarrers ausgeführt, aber im Jahre 1760 neu ausgemalt werden sollten. Nachdem der Maler Finstenbreu nicht „hausgesessen“ war, vielmehr ohne eigenen Hausbesitz in Miete wohnte, war er nicht in der Lage, die geforderten Sicherheitsleistungen für eventuelle Schadensbehebungen zu erbringen. Der Vertrag wurde daraufhin vom Pfarrer am 27. Januar 1759 gelöst. Allerdings verblieben noch Forderungen des Malers, wegen angeblich bereits angeschaffter Farben.

Der Maler des ersten Deckenfreskos wird wohl einer der beiden Zehlner gewesen sein. Die oben erwähnte Empfehlung der Patres aus Seemannshausen nennt keinen Namen, des damit gemeinten Malers. Es haben sich in den hier benutzten Unterlagen auch keine weiteren Angaben dazu gefunden, außer einem allerdings recht bedeutungsvollen Brief des Malers Anton Scheitler aus Eggenfelden. Er sei nun im Wortlaut veröffentlicht: „Adestation (= Bescheinigung): Das der hochwürdig Herr Pfarrer zu Binabiburg Franziskus Andreas Hoezendorffer mich Endtsgesezter zu Ausmahlung des Kirchengewölbs in den löbl. St. Salvatoris Gottshaus, auf dem Berg nöchst Binabiburg gelegen, in den jüngst verflossenen Jahr 1768 würckhlich bestellet und das solches von mier geschechen solte, sein ernstlicher Willen gewesen seye, auch dessentwegen den Kalch schon beygeschafft habe und die Gerüsthölzer ohnehin verhanden seyn, jedoch aber, weillen bey mier eine grosse Verhinderung vorgefallen, nit habe erscheinen können. Dahingegen habe ich mich dem obbemelten Herrn Pfarrer dahin verobligirt (= verpflichtet), das ich in dissen Jahr 1769 und zwahr in dem Monath May mit Hindansezung aller meiner überigen Arbeith, dise Frescomahlerey des gedachten löbl. St. Salvatoris Gottshaus gewislich vornehmen werde, so auch desto leichter aniezo geschehen kan, weillen ich die Scizen oder Model, nach welchen die Kirchen solle ausgemahlen werden, würckhlich schon fertig gemacht und dem obersagten Herrn Pfarrer auch überbracht habe, welches alles ich hiemit mit aigener Handt und Petschaft adestiere (= bescheinige). Eggenfelden, den 10. Jenner 1769.

Antony Scheitler, Burger und Mahler alda.“

Scheitler bestätigt hier dem Binabiburger Pfarrer, dass er vertraglich gebunden ist, die ihm übertragenen Leistungen auszuführen, und was er auch im Mai des laufenden Jahres 1769 tun wolle. Allerdings besitzen wir bisher keinen schriftlichen Nachweis darüber, dass es tatsächlich durch Scheitler zur Ausführung der Arbeit gekommen ist.

Fritz Markmiller stellte Stilanalysen und Vergleiche von Gemälden aus der Hand von Anton Scheitler in verschiedenen Kirchen an. Eigenhändige Signaturen von seinen Werken haben wir in den Kirchen von Gern und Oberdietfurt. Das Deckengemälde in St. Salvator bei Binabiburg erweist sich umfangmäßig als das größte aller zu dieser Untersuchung überprüften Werke. Es überzieht das ganze Langhaus der Kirche und stellt in seinem östlichen Teil die Erhebung der „Wunderhostie“ dar, die Anlass zu einer bedeutenden Wallfahrt und zur Erbauung der Kirche geworden ist. Scheitler hat das heutige Deckenfresko der St. Salvator-Bergkirche bei Binabiburg im Jahr 1769 geschaffen.

Herkunft und Ausbildung

Anton Scheitler wurde am 15. Oktober 1718 in Pfronten im Allgäu geboren. Dort lebten seit ihrer Heirat seine Eltern, Sebastian Scheitler und Maria, eine geborene Schmid. Von den acht Kindern ist Anton als viertes auf die Welt gekommen. Als sein Geburtshaus wird der heutige Gasthof „Aggenstein“ in Pfronten-Steinach angesehen. Von der beruflichen Tätigkeit des Vaters, sowie von den wirtschaftlichen und sozialen Verhältnissen, in denen er lebte, ist bis heute nichts bekannt geworden. Seine Vorfahren lassen sich in Pfronten bis zu einem Georg Scheitler zurückverfolgen, der dort 1582 als Wirt, Brauer und Bäcker seinen Lebensunterhalt verdiente. Die Mutter Maria Scheitler, stammt vermutlich aus dem nicht weit entfernten Eisenberg oder von Hopfenau. Dort könnte auch 1708 oder 1709 die Eheschließung von Anton Scheitlers Eltern stattgefunden haben. Sein handwerkliches Wissen und Können wird ihm ebenfalls in Pfronten und Umgebung von den dort tätigen Malern übermittelt worden sein. Zum engeren Kreis, der in Frage kommenden Lehrmeister gehören die Brüder Johannes und Johann Peter Heel, die in Augsburg bei Johann Georg Knappich (1637-1704) ihre Ausbildung erfahren haben. Da die Scheitlers mit der Familie Stapf - die eine Reihe von Malern und Bildhauern hervorbrachten - verschwägert waren, dürften letztere auf den Lehrling Anton Scheitler einen besonderen Einfluss ausgeübt haben. Bartholomäus Stapf (1704 - 1766) hatte sein handwerkliches Rüstzeug an der Wiener Akademie und in Rom erworben. Anton Scheitler wurde von dieser Seite beeinflusst, insbesondere bei den Gesetzmäßigkeiten der Komposition und die Bedeutung der Ornamentalen für das Gesamtwerk, von den Heel her mit dem Stil der Augsburger Akademie und den Besonderheiten, der im Voralpenraum verbreiteten Lüftlmalerei und Glasmalerei.

Als Anton Scheitler um 1747, in Eggenfelden von der verwitweten Malerin Maria Clara Dorothea Maisthuber eingestellt wurde, war er bereits 29 Jahre alt. Lehre und Wanderschaft lagen abgeschlossen hinter ihm. Die zusätzlich durch Übung und Erfahrung erworbene Fähigkeiten und Fertigkeiten versetzten ihn in die Lage, die von seiner Meisterin übertragenen Aufgaben selbstständig auszuführen und zur allgemeinen Zufriedenheit zu vollenden.

Eggenfeldener Bürger

Für den bisher allgemeinen Beginn der Tätigkeit Scheitlers in Eggenfelden im Jahr 1747 gibt es noch keinen archivalen Nachweis. Die Bürgeraufnahme von Anton Scheitler dagegen, wurde sechs Jahre später, bei dem am 9. März 1753 abgehaltenen „Rhattag“ im Verhörprotokoll niedergeschrieben. Seine Verehelichung mit der ledigen bürgerlichen Malerstochter Magdalena Maisthuber wird genannt. Der Magistrat von Eggenfelden hatte wohl im Jahr 1747 schon Gefallen an Scheitlers Malweise gefunden, da ihm zu dieser Zeit „als im Dienste der Eggenfeldener Malerin Maria Clara Dorothea Maisthuber“, einige Arbeiten zukamen.

Seine Frau Maria Magdalena hatte noch zwei Schwestern. Dies waren Maria Anna Dorothea und Rosina. Bereits vier Jahre nach seiner erfolgten Einbürgerung im Jahr 1757 wurde Scheitler erstmals in den Marktrat gewählt. Dreiunddreißig Jahre lang ist er daraufhin im kommunalen Leben Eggenfeldens - zum Teil an exponierter Stelle - aktiv tätig gewesen. Davon gehörte er 17 Jahre, dem aus zwölf Mitgliedern bestehenden Äußeren Rat an. 16 Mal wurde er in den Inneren Rat gewählt. Die von Anton Scheitler erheiratete Wohn- und Werkstätte in Eggenfelden existiert zwar heute nicht mehr, lässt sich jedoch noch genau lokalisieren. Hier handelt es sich um ein Haus am Fischbrunnenplatz. Mit dem, hinter dem Haus liegenden Hofraum, stieß der Besitz an die Ringmauer, die hier vom nahen Gropper Tor aus, sich nach Norden in Richtung Pfarrhof erstreckte.

Die aus Eichstätt stammende Künstlerfamilie Johann Chrysostomus Wink, verhalf dem Anton Scheitler, die Eggenfeldener Malerstochter zu heiraten. Als Gegenleistung dafür, dass Wink dem Anton Scheitler eine Frau mit übernommener Malerbehausung und Malergerechtigkeit zugebracht hatte, musste Scheitler dessen Bruder Christian Wink fünf Jahre lang in die Lehre nehmen. Christian Wink stieg später zum kurfürstlichen Hofmaler und bedeutendsten Freskomaler Münchens in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts auf. Malte Anton Scheitler 1769 eine Hostienlegende in der St. Salvatorkirche bei Binabiburg, so malte Christian Wink 1774 ebenfalls in der St. Salvatorkirche von Bettbrunn im Köschinger Forst, der ältesten bayerischen Hostienwallfahrt, ein Deckengemälde mit dem Thema der  Hostienauffindung. In der Kirche von Schwindkirchen malte der Churfürstliche Pfalzbayerische Hofmaler Christian Wink 1784 das Deckengemälde „Krönung Mariä“.

Anton und Magdalena Scheitler bekamen indessen schon am 13. Februar 1757 ihr einziges Kind, die Tochter Maria Magdalena Kreszentia. Ihre Mutter verstarb 64-jährig am 11. März 1783. Sechs Jahre später, am 6. Oktober 1789 heiratete die Tochter nach Donaustauf, und dort den Sohn Franz des Hofgärtners Lorenz Franz und seiner Frau Margarethe, Tochter des Neumarkter Malers Michael Beer. Am Heiligen Abend, den 24. Dezember 1791, schloss Anton Scheitler bei seiner Tochter Maria Magdalena Kreszentia wohnend, im Alter von 74 Jahren mit seinem irdischen Leben ab, nachdem er bis zuletzt seinen familiären Verpflichtungen nachgekommen war. Seine Fresken sind in der Pfarrkirche St. Johann Baptist von Oberdietfurt (1765), der Pfarrkirche St. Georg (1761) und der St. Sebastiankirche (1770) von Gern und der Dreifaltigkeitskirche St. Salvator bei Binabiburg (1769) zu sehen. Anton Scheitler hatte an Rott und Bina einen guten Ruf als Faßmaler und Freskant.

Die Patres vom Kloster Seemannshausen empfahlen ihn an den Binabiburger Pfarrer zur Ausmalung des vorher „nicht gelungenen“ Deckengewölbes in der St. Salvatorkirche mit den Worten, dass er „in fresco mahlen die guete Prob in alldortigen Gottshaus an Dag gelegt hat“. Zu Beginn des Jahres 1769 bescheinigt Anton Scheitler dem Ortsgeistlichen schriftlich, dass er im Monat Mai die Ausmalung der Decke „gewislich vornehmen werde“, nachdem er im Vorjahr daran verhindert gewesen war, aber die Skizzen und Modelle, nach welchen die Kirche ausgemalt wird, wirklich schon fertig hat und auch dem Herrn Pfarrer schon überbracht hat. Als Thema stellte sich ihm ein Hostienwunder, das einst die Gründung der Wallfahrtskirche veranlasst hatte.

Anton Scheitler hat auf dem Deckengemälde in der St. Salvatorkirche bei Binabiburg kein Signum hinterlassen. Nur zwei Gesichter auf dem Fresko haben normale erkennbare Gesichtszüge. Die männliche Gestalt mit Chorrock vor der Kulisse der Dorfes Binabiburg, eine Stange des Tragehimmels in den Händen, dürfte den damaligen Binabiburger Pfarrer Andreas Hoezendorfer darstellen, rechts daneben schaut von hinten hervor - Anton Scheitler der Schöpfer des Freskos. Dieses ist nicht aus der Luft gegriffen. Auf den signierten Gemälden der Kirchen Oberdietfurt und St. Sebastian in Gern erscheint dieses Gesicht, - herausgehoben aus den nur schwer zu erkennenden Gesichtern - sehr genau.

Der Maler Anton Scheitler hat vieles geschaffen. Er ging stets auf die jeweiligen Verhältnisse ein und löste die vielseitigen Probleme „zu jeedmans Contento“, seiner künstlerischen Freiheit mehr Raum und Spiel lassend, als man auf dem ersten Blick geneigt ist anzunehmen und zu verstehen.

 

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