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Ein Kirchenanbau im Jahr 1908

Im Dezember des vergangen Jahres wurden die Arbeiten am Äußeren der Ulrichskirche von Treidlkofen fertig gestellt. Das im Jahr 1908 neu angebaute Presbyterium benötigte als letzte Maßnahme einen neuen Dachstuhl mit neuer Eindeckung. Die Restaurierung war der Anlass, in den Archivalien über die Geschichte des Kirchenbaues nachzuforschen.


Aufnahme 2009: Die Ulrichskirche in Treidlkofen nach der Renovierung

Kleine Kirchengeschichte

Die derzeit früheste Nennung einer Kirche in Treidlkofen geht auf den 4. März 1270 zurück. In einer Urkunde wird an diesem Tag die Abtrennung der Kirchen Aich, Treidlkofen und Frauenhaselbach, von der „Ur“-Pfarrei Binabiburg bestätigt. Das Präsentationsrecht für eine Besetzung auf die Pfarrei Treidlkofen mit einem Pfarrer geht in der Urkunde auf die Edlen Herren von Haarbach über. Der Patron der Pfarrei Aich ist Leo Tundorfer, Bischof von Regensburg. In dieser 740 Jahre alten Urkunde wird der Haarbacher Dienstmann Wernhard von Treidlkofen genannt. Bernhard von Altfaltersberg, Marquard von Aich, Heinrich von Gelting und die Brüder Konrad und Ulrich von Landing bei Vilsbiburg gehören ebenfalls zur „Familie“ der Edlen Herren von Haarbach. Gesiegelt wurde die Urkunde unter der Aufsicht des Richters Heinrich von Haarbach, in Vilsbiburg.  Nach dem Aussterben der Haarbacher wechselt das Besetzungsrecht zu den nachfolgenden Besitzern: der Grafen von Hals, den Landgrafen von Leuchtenberg, den Grafen von Ortenburg und den Fraunhofenern. Am 2. Januar 1393 verkauft Hedwig von Fraunhofen ihre Güterverwaltung an Herzog Friedrich und dessen Sohn Heinrich (der Reiche) von Bayern-Landshut. Das Präsentationsrecht auf die Pfarrei Treidlkofen ist jetzt beim Herzog. In der Visitation des Jahres 1508 wird der Leutepriester von Treidlkofen Wilhelm Weissenprunner genannt, angestellt durch den Herzog von Bayern. In der Pfarrei sind 109 Kommunikanten. Die Kirche ist bettelarm, hat kein Messgewand und auch keine Kirchenbücher. Um die Gläubigen nach dem Sturm des reformatorischen Gedankengutes wieder auf den rechten Weg zu bringen wird 1551 Pfarrer Johannes Erber auf die Pfarrei installiert. Die Kirche ist schön geschmückt und ausgestattet, jedoch ist der Pfarrer ungeschickt und ungelehrt, ein „Nichtswisser“, so dass er die Pfarrei baldigst wieder abgeben soll. 1590 ist der Bauzustand der Kirche ohne Mängel - der Kirchenraum ist hell und sauber. In der Visitations-Aufschreibung vom Jahr 1723 schreibt Pfarrer Johann Ferb, dass die Pfarrkirche Treidlkofen drei Altäre besitzt, der dritte Altar ist jedoch nicht geweiht. Treidlkofen selbst hat 175 Seelen. Auf einer Zeichnung aus dem Jahr 1786 ist die Kirche dargestellt - der Kirchturm mit einem Satteldach.

Planzeichnung des alten Kirchenbaues


Planzeichnung des Architekten Josef Elsner für die Erweiterung im Juli 1908


Ansichtszeichnung für den neuen Kirchenanbau nach Osten.

Ein neuer Anbau im Jahr 1908

Über den romanischen Grundmauern der im Jahr 1270 genannten Kirche, dürfte um 1450 ein gotischer Kirchenbau mit Westturm entstanden sein. Mitte des 18. Jahrhundert wird auf den Grundmauern ein neues Kirchenschiff errichtet - im Stil des Rokoko ausgestattet. Dieser äußere Bauzustand und auch das für eine Landkirche pompös ausgestatte Innere, bleibt bis zum Jahr 1908 bestehen.

Für eine Kirchenerweiterung reicht der Vilsbiburger Baumeister Anton Wagner schon 1904 einen Plan und Kostenvoranschlag ein. Nach dem Tod des Pfarrers Rupert Jgl am 22. Februar 1907, ist am 3. Juli der neue Pfarrer Ernst Schandri in Treidlkofen aufgezogen. Drei Monate später erhält der Münchner Architekt Josef Elsner jun. einen Planungsauftrag für die Erweiterung der Kirche nach Osten, mit einem neuen Presbyterium. Was den neuen Pfarrer zu dem Entschluss einer Erweiterung mit einer Purifizierung, einer „Bereinigung“ der schönen Rokokoeinrichtung veranlasste, hat er mit ins Grab genommen. Durch die Erweiterung mit einem neuen verlängerten Presbyterium nach Osten, konnte der Pfarrer nur wenige Plätze im eigentlichen Kirchenraum schaffen. Vielleicht wollte Pfarrer Schandri auch nur einige Kinderstände im alten Presbyterium haben.

Im September 1907 hat der Münchner Architekt für kirchliche Kunst, Josef Elsner jun. den alten Bestand der Kirche für eine Begutachtung im Bezirksamt Vilsbiburg, in einen Pergamentplan aufgenommen. Im April 1908 werden die neuen, teils farbig gezeichneten Pläne für den Anbau vorgestellt. Elsner macht Fotos, auf welchen die alte kompakte Innenausstattung im Stil des Rokoko noch dargestellt ist. Im Mai 1908 erstellt das „Technische Bureau“ (= Büro) F.S. Kustermann aus München einen Plan für die Rapitz-Eisengitter-Gewölbekonstruktion. Dabei wird das ganze Gewölbe in einer kompletten Eisen- und Gitterkonstruktion hergestellt und dann verputzt. Der Erweiterungsbau wird im Juni und Juli 1908 ausgeführt. Die Dachziegel werden bei der Vereinigten Neuen Münchner Actien-Ziegelei in Regensburg bestellt. Die Kirchenbelegplatten für die Neuauslegung im gesamten Presbyterium kommen von Solnhofen (Johann und Ludwig Stiegler). Die technischen Arbeiten übernimmt der Vilsbiburger Bezirks-Maurermeister Anton Wagner. Die eigentlichen Maurerarbeiten werden von Sebastian Staffler aus Geiselberg ausgeführt. Der Münchner Stuckateur Schirr erhält für die Herstellung des Rapitz-Gewölbes, inklusiv der Lieferung des Gipses, Geflecht und Eisenstäben, der Herstellung der Gesimse und Ausbesserung der alten Gesimse, 800 Mark. Maria Obermeier musste während der Verputzarbeiten verschiedene Zuarbeiten machen und bekommt dafür vom 30. Juni bis 18. Juli 1908 pro Tag 2 Mark und 30 Pfennige. Die zwei Zimmererleute der Firma Johann Althamer aus Egglkofen werden vom 22. Juni bis 1. Juli mit 29 Mark in Rechnung gestellt. Der Spenglermeister Bartl aus Vilsbiburg übernimmt die gesamten Blech- und Spenglerarbeiten. Der neue Anbau hat im Äußeren eine Länge von 5,60 Metern (Mauerdicke 0,60 cm) und eine Breite von 7,70 Metern. Mit dem Radius von 3,18 Metern wurden alle runden Maße im Presbyterium belegt, sie findet sich in der halbkreisförmigen Mauerrundung des neuen Anbaues, sowie bei allen Maßen im Gewölbe.

Am 15. März 1909 kommt aus München die Gesamtübersicht über die Baukosten beim Presbyterium-Neubau, aufgestellt vom Architekten Josef Elsner – die Gesamtkosten für den Neubau belaufen sich auf 4394 Mark. Wohltäter des Kirchenumbaues war der in Treidlkofen geborene Pfarrers und Kapitels-Kammerer Georg Denk, gestorben am 5. Juni 1909 in Loizenkirchen.

Da Architekt Joseph Elsner mit der Ausführung der Dachkonstruktion nicht einverstanden war, wurde im Mai 1909 eine Überprüfung des Neubaues durch das Königliche Bezirksamt Vilsbiburg angestrebt. Das Gutachten vom Juni bemängelt: „Der Dachstuhl ist nicht mustergültig konstruiert und es wurde zu viel und zu starkes Holz verwendet. Ein Schaden für den Bestand des Gebäudes und die nachmalige Unterhaltung ist nicht zu befürchten. Die Eindeckung wurde ordnungsgemäß ausgeführt.“

Die Renovierung im Inneren der Kirche wurde vom Architekten Josef Elsner jun. selbst übernommen und prachtvoll ausgeführt. Beicht- und Kirchenstühle fertigte der Schreiner Stadler aus Binabiburg. Im Zuge des Presbyterium-Umbaues wurde 1908 der Hochaltar abgebaut. Beim Aufbau wurden Teile des im Stil des Rokoko ausgeführten Altares weggelassen. Der nördliche Seitenaltar wurde 1909 gleichartig dem südlichen Altar neu errichtet. Die vom Vilsbiburger Bildhauer Johann Michael Wagner im Jahr 1774 gefertigte Kanzel wird 1909 durch eine neue ersetzt.

Das Resultat des Kirchenumbaues des Jahres 1908/09 lautete in einer Untersuchung: „Die Restaurierung der Kirche muß als gelungen bezeichnet werden. Etwas weniger Farbe in der Ausmalung und weniger grelle Farben an den Altären, Kanzel usw. hätten den Eindruck des Kircheninneren noch angenehmer gemacht.“

Die gut restaurierte Ulrichskirche von Treidlkofen präsentiert sich heute mit ihrer spätbarocken Innenausstattung, als sehenswertes Schmuckkästchen zwischen Bina und Rott.


Foto der kompakten Innenausstattung im Stil des Rokoko vor dem Presbyterium-Anbau 1908/09

Josef Elsner, senior

Geboren am 29. September 1845 in Schlaney (Kreis Glatz/Schlesien), genoss er die Ausbildung als Zeichner und Bildhauer und übte den Architekturberuf aus. Am 18. September 1880 wurde er Bürger in Bayern, heiratete Walburga Maria Hauser (1857-1924), die ihm am 26. März 1879 den Sohn Josef gebar, der später das Geschäft des Vaters übernahm. Insgesamt gab es acht Geschwister. Josef Elsner sen. war 1894/99 Mitglied der Kirchenverwaltung von St. Peter in München. Gestorben ist er am 3. März 1933 in München. Begraben wurde er im Sendlinger Friedhof. Das Geschäft wurde von seinem Sohn, Architekt Joseph Elsner junior weitergeführt.

- Bauten von Josef Elsner sen.

Taufkirchen/Vils, Pfarrkirche: Baubeginn im Sommer 1889. Architekt Josef Elsner sen. aus München, Entwurf des Kirchenbaues (Neubarock) und der Einrichtung im Stil der Neurenaissance. Als Maurermeister erhielten Vater und Sohn Eder aus Geisenhausen den Auftrag, eine im Kirchenbau in Niederbayern erprobte Firma. Sie erhielten auch die Zimmermannsarbeiten. Fr. Xaver Eder sen. kam von Hölzlschneid, heute Aichberg bei Vilsbiburg, er baute die neue Kirche in Johannesbrunn 1864-67.


Foto des Architekten Josef Elsner jun. nach der Kirchenerweiterung und Teil-Neuausstattung 1909

Josef Elsner junior

geboren am  26. März 1879, heiratete am 26. September 1905 Olga Spät aus Passau. Elsner jun. und Olga hatten drei Söhne: Rudolf, Hermann und Josef. Der Architekt Josef jun. ist gestorben am 24. Juli 1970. Seine Gattin Olga, geboren am 26. Juni 1887, gestorben am 18. April 1976. Begraben sind sie auf dem Friedhof in Unterhaching/München (westlich von Ottobrunn) im Familiengrab.

- Architekt Josef junior wohnte mit der Familie in München, Schillerstr. 18 (nähe Hauptbahnhof), wo sich auch die Werkstätte befand. Nach dem Tod von Josef sen. am 3. März 1933, wurde das Haus in der Schillerstrasse 18 unter acht Geschwistern und einer Studentenverbindung aufgeteilt.

Der Sohn Josef hat 1934 in Ottobrunn ein Haus gebaut in welches sein Vater Josef (Architekt, jun.) mit seiner Frau Olga wegen der Bombenangriffe auf München, eingezogen sind. Er lebte darin bis zu seinem Tod am 24. Juli 1970.

Kirchenbauten, Restaurierungen:

- Josef Elsner jun. wollte im Planentwurf 1907 die Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Vilsbiburg mit einem östlichen Teilabriss und vollkommen neuer Konzeption: einer Verlängerung des Kirchenbaues mit einem Querschiff in Kreuzform, seitlichen Emporen, außen einem beidseitigen Aufgang im Osten mit Lourdesgrotte - einen „Dom des Vilstales“ errichten. - 1925: Vilsbiburg Pfarrkirche vollkommene Innen- und Außenrenovierung.

- Treidlkofen: Verlängerung der Kirche im Presbyterium 1908, Veränderung der Ausstattung 1909.

- Seyboldsdorf: Erweiterung der Pfarrkirche nach Osten hin. Abriss und Neuaufbau des Presbyterium 1903, Ausbauarbeiten, Restaurierung im Inneren und der Altäre. Florale-ornamentale, dekorative Malereien, musizierende Engel 1908/12, Restaurierung 1934. Im Jahr 2003 wurden die Gemälde wieder freigelegt.

- Johannesbrunn: 1906, erste große Restaurierung der Kirche nach dem Neubau 1864/67, bezogen auf Ausmalung, Altäre und Kanzel sowie Orgelgehäuse. Elsner malte die Kirche mit einer farbenprächtigen floralen, ornamentalen, neugotischen Malerei aus, welche 1938 übertüncht wurden. 1990 war die letzte Renovierung, hierbei wurden mit hoher künstlerischer Sorgfalt die Malereien wieder zum Teil freigelegt und nach dem Vorbild von 1906 aufwändig restauriert.

- Dietelskirchen: Planentwurf und Ausstattung für den Neubau der Jugendstilkirche 1913/15.

- Die Bühnenbilder zu dem großartigen Vilsbiburger Liebfrauen-Festspiel (von 1922 bis 1932) wurden nach den Vorlagen des Münchner Architekten Josef Elsner jun. gefertigt, zusammen mit dem Münchner Dekorations- und Kirchenmaler Doll. Josef Elsner jun. war 1914 in Palästina und Jerusalem und übernahm seine Eindrücke aus dem Heiligen Land auf die Kulissen des Festspieles.

- Kirchenbauten: Schönberg bei Neumarkt St. Veit, Maisbach (1909); Seeshaupt (1913), Umbau in Lichtenhaag 1926.

Einige familiäre Daten beziehen sich auf Informationen von Markus Elsner, Ottobrunn, Enkel von Architekt Josef Elsner junior.


Quellen:

- Bild und Fotomaterial: Heimatverein Vilsbiburg, Archiv.

- Thomas Ried, Codex chronologico-diplomaticus episcopatus Ratisponensis, Bd. 1, Regensburg 1816, S. 517 f, Nr. DXLV. Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Urkunde vom 4. März 1270, Signatur: Hochstift Regensburg, Urkunde Nr. 83. Hier geht es um das „Jus paesentandi“: Der Patron ist berechtigt dem zur Besetzung des Kirchenamtes berechtigten kirchlichen Oberen, eine geeignete Persönlichkeit mit der Wirkung vorzuschlagen, dass diese, falls dazu tauglich, das Amt erhalten muß.

- Mai, Paul und Popp, Marianne: Das Regensburger Visitationsprotokoll von 1508, in: BGBR, Hg. Georg Schwaiger und Dr. Paul Mai, Bd. 18, 1984, S. 7 bis 316. - Der lateinische Text wurde übersetzt von Dr.  Albert Stieß, Vilsbiburg.

- Mai, Paul, Dr.: Das Regensburger Visitationsprotokoll von 1559, in: BGBR, Hg: Georg Schwaiger, Band 27, Regensburg 1993, S. 359, Nr. 701, Pfarr Treittlkofen.

- Mai, Paul unter Mitarbeit von Gruber Johann und Mayerhofer Josef: Das Regensburger Visitationsprotokoll von 1589/90, in: BGBR, Beiband 12, Regensburg 2003, S. 271 – Ecclesia parochialis S. Udalrici zu Dreitlkhoven.

- Die Beschreibung des Bistums Regensburg von 1723/1724, Hg: Manfred Heim, in: BGBR, Beiband 9, Regensburg 1996. Dekanat Dingolfing S. 302 bis 339.

- Anton Eckardt/Felix Mader: Die Kunstdenkmäler von Niederbayern, V, Bezirksamt Vilsbiburg, 1921, S.239f.

- Münchner Architekt für kirchliche Kunst. Architekt und Dekorationsmaler: Josef Elsner junior als Sohn des gleichnamigen Architekten und Dekorationsmalers am 26. März 1879 in München geboren. Er heiratete am 26. September 1905 Olga Späth aus Passau.

- Kirchenbauten: Schönberg, Maisbach (1909); Seeshaupt (1913); Umbau in Lichtenhaag.

- Josef Elsner wollte 1907 mit der Verlängerung und einem Querschiff der Pfarrkirche in Vilsbiburg, einen mächtigen Dom des Vilstales errichten. Siehe: Käser Peter: Die Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Vilsbiburg, Attenkofer Verlag Straubing, 2006, Seite 138f.

- Er verlängerte die Kirche in Treidlkofen 1908.

- Florale ornamentale Malereien in der Kirche von Seyboldsdorf 1908/12 (Restaurierung).

- Ausmalung der Kirche Johannesbrunn 1906 (Restaurierung).

- Neubau der Jugendstilkirche Mariä Immaculata in Dietelskirchen (1913/14).

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