Vinaora Nivo Slider 3.xVinaora Nivo Slider 3.xVinaora Nivo Slider 3.xVinaora Nivo Slider 3.xVinaora Nivo Slider 3.x

Gar mancher Besucher der Pfarrkirche von Binabiburg wird sich schon gefragt haben, was wohl die Insignien im oberen Bereich beim südlichen Eingangsportal zu bedeuten haben. Um es gleich vorweg zu nehmen, es ist links die Zahl 16 und rechts die Zahl 98, und somit die Jahreszahl 1698, in der Mitte sind die Buchstaben L und Z welche für die Namensabkürzungen des damaligen Pfarrer Lorenz Zenelli stehen. Der Name Zenelli lässt eine ausländische Abstammung vermuten. Dies ist auch zutreffend, die Zenellis sind italienischer Abstammung und den Archivalien entsprechend, schon vor dem Dreißigjährigen Krieg von dort ausgewandert.

Der im Jahr 1604 erbaute Binabiburger Pfarrhof wurde am 6. Januar 1682 ein Raub der Flammen, und mit ihm auch die Ökonomiegebäude: Stallungen, Scheunen und Schuppen, und das Kaplanhaus. Und mit ihm brannte auch das östlich davon stehenden Schloss Binabiburg nieder. Die Brandkatastrophe brach dem damaligen Pfarrer Kaspar Thamb das Herz; wonach ihn der Tod schon zweieinhalb Jahre später ereilte. Sein Nachfolger Dr. Benno Stäbhuber hat dann den Pfarrhof mit seinen Nebengebäuden bis zum Jahre 1691 wiederaufbauen lassen. Stäbhuber wechselte nach Gerzen und von dort kam am 18. Juni 1691 Pfarrer Lorenz Zenelli nach Binabiburg.

Vermutlich hatte vom Pfarrhofbrand auch die Pfarrkirche etwas abbekommen, oder der Blitzeinschlag vom Jahr 1692, bei welchem der Turm zerstört und um 273 Gulden wiederaufgebaut wurde, hat auch das Langhaus in Mitleidenschaft gezogen. Oder das Gotteshaus war wieder einmal zu klein geworden, denn das Kirchenschiff war ursprünglich nur so breit wie das heutige Presbyterium mit Chor. Auf jeden Fall entschloss sich Pfarrer Zenelli ein neues Langhaus zu errichten. Er ließ ab dem Chorbogen die Kirche bis zum Turm niederlegen und erweiterte sie in den Jahren 1696 bis 1698 im barocken Stil, so wie sie heute zu sehen ist.

Bei den Kirchenerweiterungen und -neubauten dieser Zeit, gibt man den Italienern, den „welschen“ Maurermeistern den Vortritt, besonders dann, wenn eine nationale Verbindung, wie hier mit Zenelli und der italienischen Abstammung besteht. Der Baumeister war vermutlich Dominikus Christoph Zuccalli aus der berühmten Baumeisterfamilie, die um die Wende des 17. Jahrhunderts aus Rovereto in Oberitalien eingewandert war und viele profane und kirchliche Bauten, wie auch die ersten runden Kapellen von Maria Hilf bei Vilsbiburg geschaffen hatte. Nach dem großen Binabiburger Pfarrhofbrand vom 6. Januar 1682 wurde vom Maurermeister Zuccalli der neue, jetzige Pfarrhof errichtet. Auf der Nord- und Südseite der Binabiburger Pfarrkirche ist je ein Pilaster-Eingangsportal mit Giebel, die dem schönen barocken Pfarrhoftor gegenüber der Kirche, sehr ähneln. Das nördliche Portal wurde aber erst bei einer Renovierung der Kirche im Jahr 1898 eingebaut. Beide Portale tragen die Überschrift 16 L Z 98. Die Jahreszahl gilt für den Abschluss des barocken Erweiterungsbaues des Langhauses. Die Binabiburger Kirchenrechungen nennen 1697 die Erweiterung des Langhauses. Die Kosten waren 670 Gulden und 30 Kreuzer, für den neuen Dachstuhl werden 602 Gulden 32 Kreuzer bezahlt. Vielleicht ist dem Pfarrer mittlerweile das Geld ausgegangen, die Kosten mussten gestundet werden, der Rest der Bausumme von 490 Gulden 30 Kreuzer wurde erst im Jahr 1702 bezahlt. Für die Weihe der Kirche im Jahr 1698 wurden von Zenelli 98 Gulden ausgegeben. Es ist anzunehmen, dass der baufreudige Pfarrer nach der Fertigstellung und Verbreiterung des Langhauses, die Kirche auch mit neuen Altären ausgestattet hat, da auf der Kanzel noch heute die Jahreszahl 1712 und das Wappen von Pfarrer Zenelli mit den Insignien L-Z aufgemalt ist.

Lorenz Zenelli war ein baufreudiger, aber auch impulsiver Pfarrer. So kam es schon vor, dass er den Amtmann aus Vilsbiburg in die Schranken verwies und mit dem „Spanischen Stock“ drohte, wenn dieser glaubte, den Preis des gestifteten Getreides, beim Herbstquatember auf Michaeli in der Salvatorkirche oberhalb von Binabiburg, festzulegen zu müssen. Zenelli wollte das Getreide als Stiftung für die ärmliche Bevölkerung wissen.

Pfarrer Lorenz Zenelli, 1660 in Vilsbiburg genannt, kauft für die Seyboldsdorfer Kirche einen neuen Kelch, ein Kastl und ein „taftenes“ Messgewand um 57 Gulden. Der Name Zenelli ist im Pfarrarchiv Vilsbiburg schon zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges vorhanden. Der Handelsmann Lorenz Zenelli verkauft 1646 der Vilsbiburger Fronleichnamsbruderschaft mancherlei Waren. Um 1600 kam es besonders im Gerichtsbezirk Tolmezzo/Nordostitalien zu einer erhöhten Auswanderung von Bauern, die sich als fahrende Krämer ihr Brot verdienten. Das Kloster Sankt Veit bei Neumarkt berichtet, dass friulanische Krämer, Materialisten genannt, reichlich Absatz fanden. Noch heute erinnern Namen wie Blasini, Deubelli, Morassi, Zenetti oder Zenelli an die italienischen Emigranten. Im Vilsbiburger Taufregister der Jahre 1581 bis 1600 wird der Gastwirt Lorenz Zenelli mit seinen Kindern genannt. Der Vater von Pfarrer Zenelli ist Vilsbiburger Vizekammerer (Vizebürgermeister). Am 19. März 1675 vermacht er der Vilsbiburger Pfarrkirche die nicht kleine Summe von 100 Gulden für jährlich vier heilige Messen. Der Sohn und Geistliche Lorenz Zenelli wird 1691 auf die Pfarrei Binabiburg präsentiert. Zuvor ist er in Hohenthann, Vilsbiburg und Gerzen. In Gerzen möchte er die Pfarrkirche erweitern, bekommt dazu aber keine Genehmigung. In Binabiburg kann er sich dann endlich entfalten: Er verbreitert die Pfarrkirche und macht eine Stiftung zur Kirche Sankt Salvator auf dem Berg bei Binabiburg, mit einer priesterlichen Herberge. Seine Stiftung dorthin waren fünf wöchentliche Messen, die er zu Lebzeiten noch einbringen wollte. Dann stiftet er 8000 Gulden für den Neubau dieser Salvatorkirche, erlebt die Fertigstellung aber nicht mehr, er stirbt am 4. Februar 1710 mit 76 Jahren. Begraben wurde Pfarrer Zenelli im Chor der Binabiburger Pfarrkirche. Seine filigran gestaltete Grabplatte zeigt den Pfarrer in einer überaus interessanten physiognomischen Darstellung: fremdländisches Aussehen, hageres, knochiges Gesicht, wulstige und breite Lippen.

Die dringlichste Aufgabe von Pfarrer Zenelli war, nachdem er auf die Pfarrei Binabiburg berufen wurde, das Gotteshaus im Stil des Barocks zu erweitern. Letztendlich hinterließ er nach der Fertigstellung über dem südlichen Eingangsportal die Jahreszahl 1698 und seine Insignien L - Z für Lorenz Zenelli.

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.