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Der Binabiburger Pfarrer Lorenz Zenelli stiftete 1709 ein Benefiziatenhaus und fünf wöchentliche Messen.


Ansicht um 1950. Ganz links das Benefiziumhaus bei der Sankt Salvatorkirche. Quelle: Archiv des Heimatverien Vilsbiburg

Ruhig und abgeschieden erhebt sich über dem Dorf Binabiburg die Wallfahrtskirche „Zu Unserm Herrn auf dem Berg“; Sankt Salvator. Die derzeit früheste Nennung geht auf das Jahr 1560 zurück. Die Wallfahrtsursache, die Auffindung einer heiligen Hostie und die daraus entstandene eucharistische Wallfahrt gehen aber weiter zurück. Der Grund der Nennung in der Bischöflichen Matrikel vom Jahr 1560 dürfte die Ankurbelung des Wallfahrtswesens nach den reformatorischen Querelen gewesen sein: Man war wieder zum „alten Glauben“ zurückgekehrt, die „neue Lehre“ wurde von den bayerischen Herzögen in Abrede gestellt.

Eine große Verehrung „Unseres Herrn“ ging von den Jesuiten aus, die Ende des 17. Jahrhunderts in unserer Gegend sehr Aktiv waren. Aber auch die italienischen Auswanderer nach dem 30-jährigen Krieg, fassten im ausgedünnten Land schnell Fuß und brachten es zu hohen Ämtern. Lorenz Zenelli war Vilsbiburger Vizekammerer, Handelsmann und Bierbräu. Sein Sohn, der Geistliche Herr Lorenz Zenelli kam über Hohenthann und Gerzen am 16. Juli 1691 auf die Pfarrei Binabiburg. Hier galt es den 1682 abgebrannten Pfarrhof fertig zubauen, sowie 1698 die Pfarrkirche im Langhaus zu erweitern. Eigentlich wollte Pfarrer Zenelli auf dem Herrn- oder Salvatorberg seine letzten Jahre als Benefiziat verbringen. Die Aufzeichnungen im Bischöflichen Archiv Regensburg geben davon ein Zeugnis. Mit zittriger Handschrift schreibt der alte Pfarrer sein Testament und benennt eine großartige Stiftung zur Salvatorkirche auf dem „Herrnberg“. Die eigentliche Absicht der fünf gestifteten wöchentlichen Messen waren laut Testament „um den vielen Pilgern und Wallfahrern die Gelegenheit zu geben, in der Wallfahrtskirche einen Gottesdienst zu haben.“ Nach seiner Resignation als Binabiburger Pfarrherr im November 1709 wollte er als Erster in das von ihm gestiftete Benefiziumhaus „auf dem Herrnberg“ einziehen. In absoluter Abgeschiedenheit, nur vorbei ziehenden Händler, Reisende und Pilger, sollten seinen Frieden stören. Im Testament vom 21. Oktober 1709 nennt sich Zenelli als wohlehrwürdiger und hochgelehrter Pfarrer von Binabiburg. Es sollte dies seine „letztwillige aufgerichtete Disposition und gottselige Verordnung“ sein, von dessen hinterlassenem Vermögen die Erbauung eines Benefiziatenhauses auf dem „Monte Sankte Salvatoris“, dem Sankt Salvatorberg geschehen soll „wo vorher dergleichen niemals gewesen“. 1000 Gulden sollten es aus dem Vermächtnis des Pfarrers für das neue Haus zum Ersten sein. In die eigentliche Stiftung für die fünf wöchentlichen Messen und den Unterhalt des Benefiziaten sollen 6.000 Gulden bei der Bischöflichen Hofkammer angelegt, und die daraus 300 Gulden jährlicher Zinsen und Abgaben dem Benefiziaten für das Messelesen bezahlt werden. Ebenso für die Vergrößerung und Erneuerung der alten, kleinen Salvatorkirche möchte Zenelli den Betrag von wiederum 6.000 Gulden einbringen. Mit seinem ganzen Vermögen trat Zenelli für diesen Zweck ein. Das neue Haus soll ein zweigädiges Gebäude aus Steinen werden, erbaut auf einem Grundstück der Pfarrpfründe.

Der eigentliche Stiftungsbrief vom 17. November 1709 beinhaltet die Anmerkungen: So lange Zenelli am Leben ist, möchte er der Patron und Fundator über die Stiftung sein. Nach seinem Tod soll die Verwaltung sein Vetter Dominikus Sedlmayr übernehmen, dermalen Pfarrherr von Binabiburg. Und nach dessen Tod soll die Präsentation auf das Benefizium an Franz Sohnhammer fallen und so lange bleiben, als männliche Nachkommen aus der Sedlmayr´schen Familie vorhanden sind. Das Benefizium soll an keinen Benefiziaten fallen, der schon ein anders Benefizium zu versorgen hat. Mit eigener Handschrift und Petschaft (Siegelung) hat dies verfertigt am 17. November 1709, Lorenz Zenelli. Der fast 70jährige resignierte Binabiburger Pfarrherr schreibt mit zittriger Handschrift, einen Monat vor seinem Tod, am 4. Januar 1710[1] einen vierseitigen Brief nach Regensburg, über die Art der Fundation des Benefiziums auf dem Salvatorberg. Der eifrige Pfarrer hat die Vollendung des neuen Benefiziatenhauses und auch die Grundsteinlegung zum neuen Sankt Salvator-Kirchenbau nicht mehr erlebt, er ist am 4. Februar 1710 gestorben. Im Juli 1711 wird nach Regensburg berichtet: „Der Benefiziat hat seine neue schöne Wohnung auf ersagtem Berg auch schon bezogen. Somit könnten jetzt die gestifteten Wochenmessen in der neuen Kirche gehalten werden.“ Das Präsentationsrecht auf das Benefizium hatte der Binabiburger Pfarrer Dominikus Sedlmayr. Der erste Benefiziat ist Johann Georg Oexl, er betreut Büßer und Pilger. Nachdem die alte Sankt Salvatorkirche zum Teil abgebrochen war, konnte der Benefiziat im zugemauerten Chor schon die ersten Zenelli-Stiftmessen lesen.

1723 untersteht das Zenellsche Stiftungsvermögen von 6.000 Gulden, aus welchem der Benefiziat jährlich an Martini 300 Gulden Zins für den Unterhalt bezieht, dem Baron Joseph von Neuhaus, Binabiburger Schloss- und Hofmarkbesitzer. Die Zenellsche-Stiftungsaufsicht scheint nicht recht lange gedauert zu haben, da schon um 1780 der Staat dieses Recht ausgeübt hat und für sich in Anspruch nahm, bis dasselbe im Jahr 1839 dem Bischöflichen Ordinariat zugesprochen wurde, mit der Auflage das Benefizium jederzeit nur einem Eremitenpriester zu geben. Zu Ende des 18. Jahrhundert war das Benefiziumhaus nicht mehr bewohnt, und auch baulich nicht mehr bewohnbar. Auf der Westseite war ein Mauereck samt der Breitseite und Decke eingefallen. Das Patronatsrecht war bei der Binabiburger Schlossbesitzerin, der Gräfin von der Wahl, aber auch das Ordinariat stritt um dieses. Das Haus ist abzureißen, die Materialien nebst Grund und Boden sollen versteigert werden! So ging der Streit jahrelang hin und her, nicht gerade zum Nutzen des Benefiziums. Der Binabiburger Pfarrer Simon Zollbrucker wollte das Haus abbrechen und die Steine zum notwendigen Neubau des Schulhauses verwendet wissen. Die Regierung kommt auf den Gedanken, das Gebäude für ein Armenhaus zu verwenden. Nun trat der Schuhmacher Simon Alt von Neumarkt an die Regierung mit dem Ersuchen heran, das Benefiziumhaus an ihn zu verkaufen. Am 9. April 1808 wurde dem Simon Alt das Haus um 522 Gulden und dem Schmied Samhuber von Frauenhaselbach der Garten um 34 Gulden zugeschlagen. Pfarrer Zollbrucker kaufte von Alt das Benefizium um 449 Gulden jedoch wieder zurück und beantragte die Wiedererrichtung. Er erhöhte den Stiftungsfond auf 8 000 Gulden, was dem Benefiziaten ein jährliches Zins-Einkommen von 400 Gulden sicherte. Dann wurde das Benefizium im Juli 1809 dem Expositus Simon Steffelbauer übergeben, damit derselbe im Haus die Feiertagsschule halten kann. So war denn nach langen Wirren das Gebäude seinem Zwecke wieder zurückgegeben.

Der letzte wirkliche Benefiziat war der Geistliche Thomas Straßer vom 13.12.1888 bis zum 31.12.1889. Danach war das Benefizium nur mehr sehr wenig besetzt. Die folgenden Jahre, auch während des ersten Weltkrieges blieb das Haus unbesetzt und wurde zweckentfremdet. Der bauliche Zustand des Hauses wird 1913 als gut angegeben, mit vier Zimmern, zwei Küchen, drei Kammern und einem kleinen Garten. Vor dem Haus ist ein 27 Meter tiefer Trinkwasserbrunnen. Auch waren noch 300 Stiftsmessen verzeichnet. Das Einkommen betrug jährlich 832,73 Mark. Ein Professor Siebengartner hatte während des I. Weltkrieges sein Feriendomizil im Benefiziumhaus. Dann wohnte der Benefiziat Schindler immer wieder bis zu seinem Tod am 2. Mai 1928 im Haus. Mit ihm hatte das Zenell´sche Benefizium auf dem Berge nach über 200 Jahren ausgedient. Mit Wirkung vom 1. Januar 1932 wurde der Ortspfarrer Josef Rettenbeck, Provisor des Benefiziums; es fand sich kein Benefiziat mehr für das Haus. Rettenbeck schreibt: „Durch die Inflation, sowie dem guten Rat des Ordinariats war das ganze Vermögen des Benefiziums in Höhe von 36.200 Mark glücklich verloren gegangen, zugleich mit ihm der Baufond von 2.285 Mark. So wurde das Benefizium für alle Zeiten erledigt.“ Das Haus wurde am 6.10.1932 um den Preis von 3.500 Mark an die Straßenaufseher-Eheleute Jakob und Maria Obermeier verkauft, die es schon einige Jahre zuvor in Miete bewohnt hatten. 1948 geht der Besitz an Josef Wimmer.

Das ehemalige Zenelli`sche Benefiziatenhaus diente in absoluter Abgeschiedenheit bei der Sankt Salvatorkirche gar manchem kränklichem Benefiziaten als natürliches Gesundheitselixier. Es ist auch heute noch Zeuge einer 300 jährigen Vergangenheit.


Situationsplan Sankt Salvator, Uraufnahmeblatt des Jahres 1812. Quelle: Landesvermessungsamt München

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