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Geschichte von Frauensattling

Der Bericht wurde dem 2011 erschienen „Heimatbuch Frauensattling“ entnommen.


Peter Käser

Frauensattling ist im Jahr 1381 bei den Seyboldsdorfern

Graf Heinrich von Ortenburg verpfändet seine Güter aus der ehemaligen Grafschaft Geisenhausen an Heinrich von Wartstein aus Schwaben, der sein Pfandrecht 1386 an die bayerischen Herzöge Stephan, Friedrich und Johann verkauft. [44]

Über diesen Weg, war im 14. Jahrhundert der Bamberger/Frauensattlinger Besitz teils beim Herzog, der den Zehent von Frauensattling an die Gaindorfer Kirche gibt, und zu den Seyboldsdorfern gekommen.

Im Scharwerksbuch des Gerichtes Vilsbiburg, den Hauptmannschaften von 1465, werden aber immer noch einige Höfe genannt, die zu Bamberg gehören: Hartlsöd (bei Seyboldsdorf), der Maier von Dasching, Hans Gruber zu Grub, und Tiefengrub (Geisenhausen).

Wenn nun 1422 Frauensattling als Hofmark des Adeligen Hans Poxauergenannt ist, so kann dies eine Belehnung durch die Seyboldsdorfer gewesen sein. Die Seyboldsdorfer haben die Hofmark sozusagen an die Poxauer verpachtet – „zu Lehen gegeben“.

Wo wohnten sie – die Satlinger?

Nun kann man rätseln, wo sich unsere Satlinger Dienstmänner und Untertanen niederließen. In der zweiten Hälfte des 11. Jhd. verbreitete sich neben den Hoch- und Fluchtburgen ein neuer Typ von Burgen; ein in Nordwestfrankreich entstandener Burgtyp, der über das Rheinland nach Süddeutschland gelangte. Es handelt sich um die sog. Motte (Donjon) oder Turmhügelburg. Dabei wird innerhalb eines ringförmigen Grabens mit dem Aushub ein Hügel aufgeworfen, dessen abgeflachte Gipfelfläche mit hölzernen oder steinernen Aufbauten versehen war.

Es kann davon ausgegangen werden, dass diese Burgen bereits einen einzelnen (adeligen/freien) Besitzer hatten, im Gegensatz zu den Fluchtburgen (Streifenöd/Stein), deren Unterhalt von einer Gemeinschaft getragen werden musste. Die Motte bildet demzufolge einen Bautypus, der zu einer sozialen Schicht hervorragend passt, die aus ländlich-bäuerlichen Ursprüngen stammend, erst langsam zu Macht und Reichtum vordringt. Der Wohnturm ist die wohl naheliegendste Art, schon zu Anfang des Aufstiegs auch baulich ein Symbol zu setzten. Dennoch wohnte der Dienstmann überwiegend im leicht befestigten und mit Wirtschaftsgebäuden versehenen Herrenhof, der im oder in der Nähe des Dorfes lag. Der Wohnturm (Motte), wie die Platzierung auf einem nahen Hügel, dürfen als verstärkte Überhöhung verstanden werden, die mit dem wachsenden Selbstverständnis zu Ausbau von Grundbesitz und Wirtschaftskraft führte. [45]

Alte Hufeisen – alte Verbindungswege

Um 1975 fand Josef Brandmaier aus Frauensattling im Auenbereich des Oberbaches, ca. 250 Meter ssö. der Frauensattlinger Kirche drei Hufeisen. Florian Obermayer aus Vilsbiburg ließ die Hufeisen vom Bayer. Landesamt für Denkmalpflege 1993 untersuchen. Die Fundstelle soll nach Angaben von Obermayer im Bereich eines „alten Weges“ liegen.


- Unten: ein auffallend kleines Wellenrandhufeisen eines Equiden in Shetland- bis Welshpony-Größe (Esel?), 2 mal 3 Nagellöcher, ohne Griff,
Datierung: 10. bis 14. Jahrhundert.
- Zwei, in etwa gleich große Hufeisen mit Mondsichelruten, beide mit Griff, ebenfalls von kleinen Pferden (maximal Isländer/Haflingergrößen),
Datierung: 13./14. bis 16./17. Jahrhundert.

Neue Straßen und Wege

Eine Verschiebung des Wegenetzes dürfte durch die Gründung der Stadt Landshut durch Ludwig I. (dem Kelheimer) im Jahr 1204, und von Vilsbiburg um 1260 gegeben haben.

Wichtig war hierbei immer der Übergang über die Vils mit der Lichtenburg, und dieser war sicherlich immer im Besitz der genannten Herren von Haarbach.

Der Zoll zu Vilsbiburg wird schon im ersten Herzogsurbar von 1231/34 erwähnt. Also muß der Zoll zu Vilsbiburg und der Übergang über die Vils für den Herzog eine bevorrechtigte wirtschaftliche Stellungeingenommen haben.

Im gleichen Urbar finden die drei herzoglichen Mühlen von Vilsbiburg eine Erwähnung.

Bei den Mühlen war natürlich auch der Grundbesitz dabei - welcher ebenfalls dem Herzog gehörte. Auf dem Grund einer dieser Mühlen (der heutigen Balkmühle) hat der Herzog den Markt Vilsbiburg angelegt.

1261 wird Konrad der Zollner zu Vilsbiburg genannt.

Am 4. März 1270 wird der Richter Heinrich von Haarbach genannt. Die Urkunde über die Abtrennung der Kirchen Aich, Treidlkofen und Frauenhaselbach, von der Pfarrei Binabiburg wird durch den Herzog, den Bischof von Regensburg und dem Edlen Heinrich von Haarbach in Vilsbiburg gesiegelt.

Damit hatte der bayerische Herzog im Jahr 1270 schon eine Kanzlei in Vilsbiburg.

Streifenöd/Stein – Ein Refugium, eine Schanze aus der Ungarnzeit?

- Eigentlich wird sie als Schanze bezeichnet, der Rest einer Wallanlage im Wald, südlichwestlich von Streifenöd.

- Im Urkataster von 1845 werden beim Günzenhuber ein Schanzacker und eine Schanzlohe genannt. Beim Stein (Haus Nr. 61) der Schanzacker und das Schanzholz.

- Ein Erdwall als wirksamer Schutz vor den Feinden?

Der eigentliche Hausname des „Streifenöders“ ist „Stein“.

- Für den Laien fast unsichtbare Erdformationen künden bei Frauensattling, westlich der Strasse nach Westerskirchen von den Bedrängnissen unserer Vorfahren.

Eine gleiche Wallanlage befindet sich bei Sattlern in der Gde. Mariakirchen, LK Rottal-Inn.

- Dort der Ort Sattlern, hier der alte Ortsname Satalarun oder Sattling - unser Frauensattling. Jeweils befindet sich dort im Wald ein ausgedehntes, von Menschenhand aufgeworfenes Erdwerk, dass die Kuppe eines Höhenzuges einnimmt.

- Das für Kenner höchst eindrucksvolle Terrain ist eine ovale Fläche die nach Westen hin mit einem doppelten Wall abgeschlossen, nach Osten hin (heute) offen ist. Bei günstigem Wetter kann der östliche Graben, an der Verfärbung des Bodens erkannt werden. Die Wall-/Grabenanlage wird in das 10. Jahrhundert datiert.

Schutz vor den Ungarn

- Der Druck slawischer und mongolischer Völker sowie Naturkatastrophen, hatten die Ahnen der Ungarn gezwungen, ihre Heimat am Ural zu verlassen. Die ungarische Überlieferung berichtet vom Volkszug der „Ugren“, die unter Arpad 896 abenteuerlich Ungarn erreichten, um von diesem Land in der pannonischen Tiefebene Besitz zu nehmen.

- Zwischendurch war es sogar zu Bündnissen mit den Bayern gekommen. Aber bald brachen die ungarischen Steppenreiter zu ihren Kriegszügen auf. Von ihrem Land aus unternahmen die Ungarn Beutezüge nach Bayern, Sachsen und bis an den Rhein. Schnell verbreitete sich Furcht und Schrecken angesichts der Verheerungen, die sie hinterließen. Im Jahr 900 stellte sich der bayerische Markgraf Luitpold, unterstützt vom Passauer Bischof Richard, den Ungarn entgegen und brachte ihnen an der Enns eine empfindliche Schlappe bei. Im Juli 907 wendete sich das Blatt. Wie die Chronisten berichten, wurden die bayerischen Heere vernichtend geschlagen.

Bayern war nun ungeschützt, eine Schreckenszeit brach an. Burg- und Wallanlagen, bevorzugt auf den Bergeshöhen wurden gebaut, um sich zu schützen.

Die pannonischen Reiterscharen hausten fürchterlich. Das Kloster Niederalteich wurde total vernichtet und der Chronist schreibt 907: „Weiber und Jungfrauen banden sie zusammen und trieben sie wie das Vieh vor sich her. Die Körper der Erschlagenen schnitten sie auf und fraßen das Herz. Das Blut soffen sie, damit sie noch grimmiger und wilder wehren möchten...„

Schutz durch Fliehburgen

In dieser Schreckenszeit hatte man aber auch die Erfahrung gemacht, dass sich die Ungarn nicht gerne auf Belagerungen einließen und sich lieber auf ungeschützte Plätze stürzten. Nun ging man daran, Burgen zu errichten und die Klöster zu befestigen. Auf Anordnung der Herrschaft wurden Fliehburgen, einfache Wall-Grabenanlagen mit Holz-Palisadenumwallungen errichtet. Auch wurden Schanzen aus früheren Zeiten hergerichtet und befestigt. Man erhöhte die Erdaufwürfe und befestigte sie neu mit Hölzern und Holzverhaue.

Die meisten Verschanzungen entstanden aber neu, vor allem im hinteren Hügelland, das erst im 7. und 8. Jh. verstärkt besiedelt wurde. Bei Gefahr wurde das Vieh in die Wälder getrieben und alle bewegliche Habe aus den Hütten heraus in die Wallanlage gebracht. Deshalb weisen diese Ungarn-Refugien auch eine stattliche Größe auf.

Nach Kämpfen bei Abbach, Osterhofen und Loiching im Jahr 911 gelang es dem Bayernherzog Arnulf, die Ungarn 913 am unteren Inn bei Altötting zu besiegen. Aber nicht vernichtend genug. Auf einen Friedensschluss ließen sich nun die Ungarn mit Arnulf ein. Dieser nutzte die Zeit zum Aufrüsten, zum Ausbau der Burgen, befestigte strategisch wichtige Plätze. Er zog herrenloses Gut von den vernichteten Klöstern ein und gab es an seine Lehenleute, was ihm den Beinamen „der Böse“ eintrug. 937 starb Arnulf. Wieder brachen die Ungarn in Bayern ein, bis es dann zur vernichtenden Entscheidungsschlacht auf dem Lechfeld bei Augsburg zwischen dem 7. und 10. August 955 mit der Vernichtung des ungarischen Heeres kam.

Die Lichtenburg in der Altgemeinde Frauensattling [46]

Um es gleich vorwegzunehmen, die Lichtenburg stand bis etwa 1800 auf dem Gebiet des Landgerichtes Geisenhausen. Ursprünglich war es Gebiet der Grafen von Geisenhausen, die hier einen Übergang über die Vils hatten. Nach dem Aussterben der Grafen von Geisenhausen im Jahr 982 durch Graf Heinrich, Bischof von Augsburg, kam das Gebiet an das Domstift Augsburg und wurde von deren Untervögten, den Freien und Edlen Herren von Haarbach verwaltet. Nach deren Aussterben verwalteten das Gebiet die Grafen von Hals, die Grafen von Ortenburger und die Grafen von Leuchtenberg. Hieraus könnte aus dem Namen Leuchtenberg/Leuchtenburg - der Name Lichtenburg entstanden sein.

Flussabwärts, unterhalb Rechersberg erhebt sich ebenfalls eine ehemalige Schanz-/Burganlage. Sie könnte zu den Adeligen der Rechberg gehört haben, welche Domherren in Augsburg waren.

Der Name Rechersberg unterhalb der Lichtenburgermühle könnte von den Adeligen der Rechberg stammen: Konrad von Rechberg ist 1237 urkundlich genannt, er heiratet Johanna von Lichtenberg. Sein Sohn Konrad von Rechberg ist Domherr und Propst in Augsburg, er starb am 24. August 1307. Der andere Sohn Hildebrand von Rechberg ist Archidiakon und Propst zu St. Peter in Augsburg 1252, starb am 28. April 1279. [47]

- Die Lichtenburg war nach den Grafen von Geisenhausen, bei der Augsburger Kirche, – unterhalb Rechersberg ist die Schanze/Burg/Turmhügel, welcher in der Topographischen Karte von Vilsbiburg gut eingezeichnet ist.

- Zur Anstellung eines Pfarrers in Gaindorf vermachen die Herzöge Stephan II. der Ältere, (Herzog in Bayern von 1347/49 bis 1375) sowie seine Söhne Stephan III. (1337-1413, Ingolstadt) und Friedrich (1339-1393, Landshut) in einer Urkunde vom 16. April 1362 den Zehent von einigen Bauernhöfen, den Zehnt in Satlern (= Frauensattling), den schon ihr „Herr und Vater“ Stephan II. mit einzelnen Widengütern (= Kirchengütern) als der erste Stifter der Pfarrei Gaindorf gegeben hatte. Allerdings ist mit dem Zehnt von Frauensattling, und dem damit verbundenen Gehorsam durch den Pfarrer von Gaindorf, die Verpflichtung auferlegt, jeden zweiten Sonntag dort in Frauensattling eine Messe zu lesen (daselbst singen und lesen). Zum Schluss ist noch die Bedingung des Sonntagsgedenken von der Kanzel in Gaindorf und in Frauen-sattling dem Pfarrer auferlegt worden: auch die Grafen von Leuchtenberg nicht zu vergessen und hier bei der Messe zu nennen. [48]

- Der Bamberger Bischof Lamprecht verkauft am 26. Februar 1378 an Johannes Landgraf von Leuchtenberg/Hals den gesamten Besitz des Hochstiftes Bamberg in unserer Heimat um 5.000 Ungarische Gulden, da alles für das Hochstift Bamberg sehr entlegen ist, und er als Graf von Hals sowieso die Vogtei hatte und nun als freies Eigen an ihn geht. [49]

- So war der Bamberger Besitz Frauensattling (vom Jahr 1011) ein Eigenbesitz der Grafen von Leuchtenberg – hier könnte der Namensbezug Leuchtenberg zu Lichtenburg herstammen, noch dazu, da die Leuchtenberger in früher Zeit sich auch „von Leuchtenburg“ nannten.

- Die 1375 von den Grafen von Leuchtenberg ererbte Grafschaft Hals bei Passau, wurde 1486 an die Adeligen der Aichberg verkauft. Hier könnte nun auch der Weilername Aichberg zwischen Vilsbiburg und Lichtenburg herkommen.

Eine alte Straße über Lichtenburg

In der Altgemeinde Frauensattling, an der ehemaligen Verbindungsstraße Vilsbiburg – Gerzen [50] befindet sich die Einöde Lichtenburg. Das Anwesen an der Strasse war eine der vielen alten, im Besitz des Herzogs genannten Urbarsmühlen im Tal der Großen Vils. Den Namen erhielt die Einöde von einer bereits in der frühen Neuzeit verfallenen „Burg“, die in einer Lichtung auf dem steil abfallenden Hügel am Übergang über die Vils stand.

- Vermutlich diente die Lichtenburg dem Schutz eines hochmittelalterlichen Fernhandelsweges, der von Nordostitalien über Salzburg nach Regensburg, die damals größte süddeutsche Stadt führte. Auf dem Altweg wurde unter anderem Reichenhaller Salz transportiert. [51]

- Es ist nicht auszuschließen, dass die Strasse bereits in der Spätantike bestand. Vielleicht war sie eine Querverbindung zwischen zwei nach Regensburg führenden Römerstrassen: Davon kam eine von Aquilea und verlief über Salzburg, Alt/Neuötting, Aham/Loizenkirchen und Postau. Die zweite Verbindungsstrasse über den Brennerpass, Innsbruck, Pfaffenhofen, Haag/Dorfen, Landshut/Fraunberg. [52] Der lokale Verlauf der Querverbindung für diesen Weg ist an den Ortschaften Piesenkofen, Treidlkofen, Binabiburg, Frauensattling, Lichtenburg, Seyboldsdorf festzumachen. Spuren alter Hohlwege oder der breite Fächerweg im Wald hinter der St. Salvatorkirche bei Binabiburg, deuten darauf hin.

Römischer Münzfund

1805 wurden „am Berg nächst der Lichtenburger Mühle“ 16 römische Münzen gefunden, die auf die Jahre 80 n. Chr. bis 352 n. Chr. datiert wurden. 15 dieser römischen Münzen wurden 1862 vom kgl. Apell.-Ger.-Kanzelisten Joh. Nep. Pauer dem Historischen Verein Niederbayern in Landshut übergeben. [53]

Einzelfund der römischen Kaiserzeit

Einen interessanten Lesefund machte im Jahr 1996 Josef Kilian, etwa 250 Meter südöstlich des Marxbauern, unweit der Lichtenburg, im Kreuzaigner-Feld. Er hat dort eine runde römische Emailscheibenfibel gefunden. Gesamtdurchmesser der Fibel ca. 2,7 cm. Fundart und Zeitstellung sind als Einzelfund der römischen Kaiserzeit zuzuordnen.  (Siehe Vor- und Frühgeschichte im Buch, mit Abbildung).

- Ansonsten gibt es jedoch keine Hinweise auf einen römischen Ursprung der Lichtenburg. Die Lichtenburg selbst dürfte eine Anlage des 11. bis 13. Jahrhunderts gewesen sein. [55]

Schratzlloch und Erdstall

Eine außergewöhnliche Form von künstlichen, von Menschenhand angelegten unterirdischen Bauten, Höhlen und Gangsysteme, ist über weite Teile Europas zu finden. Diese Anlagen nennen sich in der Archäologiesprache „Erdställe“.

Zum Verstecken, in den doch sehr häufigen Kriegen und Einfällen, hat vielleicht auch ein „Schratzlloch“ oder „Erdstall“ gedient, der nordöstlich hinter dem Marxbauern war. Es war eine längliche Anlage mit zwei Nebennischen in den Lehm gegraben. (Infos von Josef Aigner).

Auch neben der Straße nach Solling in Höhe Geratspoint, unterhalb Rechersberg, seitwärts in den Berg hinein war ein Erdstall. Da sich immer wieder Personen in das enge Loch zwängten, wurde das Loch durch ein Gitter vom Zutritt gesichert und später zugeschüttet.

Der Berg, oberhalb des Erdstalls, war in früher Zeit ein Turmhügel, (mit Wartturm), der auch heute noch durch sichtbare Erhebungen geprägt wird. Seitwärts wird der Hügel durch eine Deponie gestört. [56]

Die Lichtenburg bei Vilsbiburg in der Altgemeinde Frauensattling

 - Eine Burganlage?

- Ein herzoglicher Kasten?

- Ein Burgstall?

- Das Kernwerk der ehemaligen Burganlage war im Westen am Steilhang, umgeben von einem ansehnlichen Graben. Das östliche Vorwerk, auf dem sich heute der Hof des Marxbauern befindet, war ebenfalls durch einen tiefen Graben geschützt. [57] Die Schnittstelle zwischen den beiden Burgteilen ist noch erkennbar; vom Graben haben sich an der Nordseite Reste erhalten.

- Bei Ausgrabungen am Landshuter Heiliggeistspital wurde ein um 800 n. Chr. altes Altstraßenniveau freigelegt. Da somit auch der Isarübergang schon bestand, als der Übergang bei der Straßburg auch vorhanden war, waren die beiden Übergänge lange Zeit hindurch konkurrierend, bis Herzog Ludwig I. „seinen“ Landshuter Übergang favorisierte und die bischöfliche Regensburger Straßburg 1203 zerstörte. [58] Vom 9. bis zum 13. Jahrhundert gab es bei Landshut/Fraunberg mit der Straßburg einen wichtigen Isarübergang.

- Aus den urkundlichen Nachweisen ist zu schließen, dass die Straßburg als Zollstätte des Regensburger Bischofs ein unmittelbarer Kontrahent des Wittelsbacher Herzogs auf seiner Holzburg Landshut (vor 1204) war. Zu dieser Zeit musste auch die Blüte der Lichtenburg mit seinem bewachten Übergang über die Vils gewesen sein. Mit der Zerstörung der Straßburg im Jahr 1203 durch den Wittelsbacher Herzog, verlagerte sich die nord-süd Straßenverbindung zum Isarübergang in Landshut und verlief einige Jahrzehnte später über die Wittelsbacher Stadt/Marktgründungen Vilsbiburg, Neumarkt und Neuötting, in Richtung Süden.

- Der Übergang bei der Lichtenburg wurde obsolet. Herzog Ludwig der Kelheimer schloss mit dem Regensburger Bischof Konrad IV. (letzter Graf von Frontenhausen) im Jahr 1205 einen Vertrag, welcher 1213 erneuert wurde, wonach sie sich darauf einigten, „dass weder der Bischof die Veste Straßburg, noch der Herzog eine andere in der Nähe von Heilsberg bei Wörth d. D. bauen dürfe“.

- Mit der Entdeckung neuer Solequellen in Berchtesgaden und Hallein um 1200 kam es zu Auseinandersetzungen zwischen den Wittelsbacher Herzögen und den Salzburger Erzbischöfen. Zur Taktik der bayerischen Herzöge im Kampf um möglichst viel Ertrag aus Produktion, Transport und Verkauf des „Weißen Goldes“ gehörte im 13. Jahrhundert die Gründung von Märkten und Städten abseits der alten Handelswege und damit dessen zumindest allmähliche - Parallelverschiebung des Handelsweges nach Westen (heutige Bundesstraße 299). Zu den Neugründungen zählen in der Mitte des 13. Jahrhunderts die Städte/Märkte Neuötting, Neumarkt und die gut befestigte Stadt Vilsbiburg. Die Herrschaft und Handelsreisende fanden auf dem neuen Weg von Süden nach Norden in den neuen Städten/Märkten einen bestimmten Schutz und auch Unterkunft, das Handwerk und den Handel vor.

- Mit der Straßenverschiebung, dem Übergang über die Vils in Vilsbiburg und der Kindlmühle (Kumpfmühle, Wackerbauermühle), wurde der Übergang bei der Lichtenburg nicht mehr stark benützt. Als der Geograph Philipp Apian um 1560 das Vilstal bereiste, war die Lichtenburg jedenfalls schon verfallen. Er fand nur mehr „die Spuren einer alten Burg zur rechten Seite der Vils“ vor - „in colle vestiqia vetustae arcis ad dex“. [59]

- 1595 besaß Christoph Holzner, laut einem Verzeichnis der Güter, die zum Kasten Geisenhausen gehörten, den Hof auf dem Berg bei Lichtenburg „bei dem Burgstall“.

- Eine Agnes (?) aus dem Kasten auf dem Berg zu Lichtenburg wird im Saalbuch der Pfarrkirche Vilsbiburg vom Jahr 1606 genannt. Sie stiftet einen Messjahrtag in die Pfarrkirche.

- Einen 1749 entstandenen Streit des Marxbauern und des Lichtenburgers über den Kauf des Berges entschied der Landesherr so, dass der Boden ihm gehöre, da hier früher ein herzoglicher Burgstall stand.

- Spätestens seit dem 18. Jahrhundert entnahmen der Lichtenburger Müller und sein Nachbar der Marxbauer Kies aus dem, zwischen ihren Anwesen gelegenem Bergkegel. Dabei entdeckte der Müller Simon Wörthmüller (um 1749) beachtliche Seitenmauern oder die Grundfeste des gemauerten Kastengebäudes auf dem Burgstall. Auch der Marxbauer hatte viele alte Ziegelsteine und Dachziegel ausgegraben und „zu seinem Haus appliziert“. [60]

- Endgültig zerstört wurde die Anlage im Jahr 1958, als ein schwerer Bagger und eine Planierraupe zum Abräumen der oberen Erdschichten eingesetzt und fast der ganze Berg abgetragen wurde. Dabei fanden die Arbeiter Knochen, starke Gemäuerreste, einen gemauerten Brunnen und zwei parallel verlaufende unterirdische Gänge. [61] Auch heute zeugen immer noch alte Ziegelsteinbruchstücke am Abhang der ehemaligen Kiesgrube, von der alten Lichtenburg.

- Bei der Lichtenburg handelt es sich um eine frühmittelalterliche Anlage, über die weder archivale noch sonstige Überlieferungen nähere Auskünfte über deren Vergangenheit geben. Sie war ein strategischer Punkt an der Vils und ein vorzüglicher Beobachtungsposten.


Auszug aus dem Uraufnahmeblatt des Jahres 1812, Blatt: N. O. XVI. 26.
- Lichtenburgermühle, Marxbauer, Stadlöd, Regensberg (= Rechersberg).
Wiedergabe mit Genehmigung des Bayerischen Landesvermessungsamtes München.


Die letzten Reste der gemauerten Grundfeste der Lichtenburg. Foto: Josef Aigner.

In heutiger Zeit kann man sich keine genaue Vorstellung mehr von dieser großen Burgstallanlage machen. Zu viel ist schon geschehen. 1935 schreibt der Heimatforscher Pfarrer Bartholomäus Spirkner, dass es sich bei der Lichtenburg nicht um eine eigentliche Burg handelt, sondern um einen Burgstall, eine Art Befestigungsanlage. Bei Grabungen wurden keine großartigen Funde gemacht. Aber drei bis vier Meter tief unter der Erde zieht sich durch das Gelände ein schwarzer Streifen hindurch, welcher auf große Brandstellen hindeutet. In diesem wurden Knochenüberreste, eigentümlich geformte Steine und Scherben entdeckt. Die Scherben wurden untersucht und als jungmittelalterlich, die Knochen als mittelalterlich bezeichnet. Im Sommer 1958 werden am Berg Sprengungen zum Sandabbau gemacht. Zwei parallel verlaufende unterirdische Gänge werden entdeckt und mit dem aufgefundenen gemauerten Burgbrunnen wieder verschüttet. Das Landesamt für Denkmalpflege schreibt nach einer Untersuchung im Oktober 1962: „Unmittelbar östlich von Lichtenburg befindet bzw. befand sich ein ansehnlicher mittelalterlicher Burgstall mit einem von einem ansehnlichen Graben umgebenen Kernwerk im Westen und einem ebenfalls von einem weiteren Graben umschlossenen Vorwerk im Osten (= Hof Marxbauer). Durch Abtragungen im Osten, hauptsächlich aber durch den Kiesgrubenbetrieb von Westen her, wurde das Zentralwerk mit seinen Mauerkernen bereits weitgehend vernichtet“.

Hier geht es zum 1000 Jahre Frauensattling – Teil 1


[44]  Mayer-Westermayer, Bd. I, S. 690f, hier auch weitere Literaturangaben.

[45]  Ferdinand Kramer, Wilhelm Störmer (HG.): Hochmittelalterliche Adelsfamilien in Altbayern, Franken und Schwaben. Studien zur bayerischen Verfassungs- und Sozialgeschichte, Band XX, 2005, S. 737.

[46]  Obermeier, Florian: Die Lichtenburg am Rande des Vilstales, in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Niederbayern, Band 124-126; Jahr 1998-2000, Seite 233-240.

- Siehe auch Dr. Georg Schwarz, Historischer Atlas Bayern, Vilsbiburg, Heft 37, 1976: Besiedelung, Lichtenburg usw.

[47]  Krick, Adelsbeschreibung, S. 313.

[48]  Originalurkunde im Hauptsstaatsarchiv München, Signatur GU (= Gerichtsurkunden) Vilsbiburg, Nr. 936, vom 16. April 1362 – sehr schlecht zu lesen.

- Pfarrer Bartholomäus Spirkner: Die Geschichte der Pfarrei Gaindorf…, Verhandlungen des Historischen Vereines von Niederbayern, Bd. 58, S 6ff.

[49]  Archiv der Grafen von Ortenburg, Urkunden, Bd. 1, Nr. 255, S. 77.

- Geschichte der Landgrafen v. Leuchtenberg. II. Teil, S. 127.

[50]  Die alte Vilstalstraße Vilsbiburg - Gerzen, verlief hier bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts auf der rechten Seite entlang der Vils in Richtung Gerzen.

[51]  Bis in das 12. Jh. war, wie es scheint, Reichenhall im gesamten Alpenraum die einzige Salzproduktionsstätte (siehe Schroll Meinrad, Mühldorf: Die Reichsstraße Salzburg–Regensburg im 13. Jh., in: Das Mühlrad, Beiträge zur Geschichte des Inn- und Isengaus, Band XXXV, Jgg. 1993, S. 7-22).

[52]  Hübner Werner: Römerstrassen im Isartal, Spuren und Geschichte antiker Straßenzüge, Landshut 1997.

[53]  Römisch-Germanische Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts zu Frankfurt a.M.: Die Fundmünzen der römischen Zeit in Deutschland, Abteilung I, Bayern, Bd. 2 Niederbayern, S. 201 f.

[54]  Fundstellenbezeichnung des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege Außenstellte Landshut, 14. Oktober 1996. Fund bei Josef Kilian, Vilsbiburg.

[55]  Spitzlberger, Georg: Die Vor- und Frühgeschichte des Landkreises Vilsbiburg, in: Verwaltung des Landkreises Vilsbiburg. (Hrsg.): Der Landkreis Vilsbiburg, Verlag für Behörden und Wirtschaft, R. Alfred Hoeppner, München-Assling, Vilsbiburg 1966, S. 18, („romanische Lichtenburg“).

[56]  Das Pfaffenbacher „Schratzelloch“ in VZ, 9.02.2002.

[57]  Schreiben des Landeskonservators Dr. K. Schwarz an das Landratsamt Vilsbiburg vom 30. Oktober 1962.

- Aussage vom Marxbauern, Herrn Aigner: Direkt vor dem neuen Haus war ein etwa acht Meter tiefer Graben, der immer wieder aufgeschüttet wurde – heute sieht man hier gar nichts mehr.

[58]  Spitzlberger, Georg: Die Straßburg als historisches Bodendenkmal, in VHN, 116.-117. Band 1990-1991, Seite 265-290.

[59]  In einer Grundbeschreibung der Geisenhausener Kastenamtsregistratur vom Jahr 1559 ist der Burgstall als noch nicht verfallen erwähnt (vgl. B. Spirkner: Die Lichtenburg, ein verfallener Burgstall, in: Niederbayerische Heimatblätter, Nr. 6 und Nr. 7, 7. Jgg., 1935, S. 645-647 und S. 649-651).

- Eckardt, Anton: Die Kunstdenkmäler von Niederbayern, Band V, Bezirksamt Vilsbiburg, 1921, S.163f.

[60]  Vgl. B. Spirkner, S. 646.

[61]  In: Vilsbiburger Anzeiger, 12./13. März 1958.

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