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Uraufnahmeblatt vom Jahr 1812, Auszug: Geratspoint. Landesvermessungamt München

Auf der flachen Talterrasse der großen Vils zwischen Vilsbiburg und Gerzen liegt der kleine Ort Geratspoint. Zwei alte Straßenzüge bildeten das Wirtschaftelement. Eine Handels-Straßenverbindung der Vils entlang von Vilsbiburg in Richtung Gerzen, derweilen eine Nord-Süd Verbindung mit einem Übergang über die Vils bei Rechersberg/Geratspoint.

Hier am Kreuzungspunkt alter Landstraßen ließen sich zu Anfang des 14. Jh. die Geratspointer zu Geratspoint nieder, die dem niederen Dienstadel angehörten.

Zweihundert Jahre waren die Geratspointer Adeligen auf ihrem von Wasser umgebenden Burgstall, einer aufgeschütteten Erhebung und der hölzernen Behausung im unmittelbaren Auengebiet der Vils. Die alte Lichtenburg war nur einige hundert Meter entfernt. Ein geschichtsträchtiger Ort und eine geschichtsträchtige Gegend.

Mit Ulrich Geratspointer, im Jahre 1340 und Erhard Geratspointer im Jahre 1372, wird ein Adeligengeschlecht an der Vils genannt, das 200 Jahre seinen Bestand hatte. Die Geratspointer führten ein Wappen und waren Siegelfähig. Sie gehörten zum niederen Ortsadel. Erhard Geratspointer und sein Sohn und deren Frauen hatten ihr Begräbnis mit einer jährlichen Seelenmesse im Kloster St. Veit bei Neumarkt/Rott. Michael Geratspointer war Rat des Marktes Vilsbiburg und wird „Edl und Weise“ genannt. Die Ehefrau des Michael ist Christina Geratspointer. Ihr beider Sohn Hans ist 1492 Geistlicher, Pfarrer (Kirchherr) in Ruprechtsberg. Mit ihm dürfte diese Familienlinie der Geratspointer auf Geratspoint ausgestorben sein. Michael Geratspointer wird 1514 aber noch als Landsrichter von Landau genannt.

Nach dem Landshuter Erbfolgekrieg (1503-1505) und der Verteilung der herzoglichen Lehen an die Adeligen, wird der Edelsitz Geratspoint 1506 schon genannt. [1]

Nach den Aufzeichnungen der Kunstdenkmäler von Bayern, Band V, Bezirksamt Vilsbiburg, verkauft 1520 Michael Geratspointer die Hofmark, welche vor ihm seine Eltern besessen haben an Wolfgang Hackh zu Haarbach, Pfleger von Geisenhausen. [2] Dieser Kauf konnte jedoch in den Archivalien bis heute noch nicht gefunden werden.

Magdalena „Gerspeuterin von Gerspeunt“ hatte im Jahre 1435 Georg Haunzenberger zu Röhrnbach (Bayer. Wald) geheiratet. Ulrich Haunzenberger ihr beider Sohn nennt sich „zu Geratspoint“. Ebenso nennt sich wiederum dessen Sohn Georg „zu Haunzenbergersöll und Geratspoint“. Verständlich ist es, dass der Besitz zu Anfang des 16. Jahrhunderts dann bei den Haunzenbergern zu Haunzenbergersöll ist.

Martin Haunzenberger zu Haunzenbergersöll verkauft am 3. Februar 1544 dem Ulrich von Prading in Gerzen 5 Gulden Gilt (= Abgabe) auf dem Viertel von Geratspoint und Prading. [3] Wolfgang Zeidlhueber, Müller zu Rechersberg verkauft am 21. März 1564 dem Hans Staindl, Hofbauer zu Geratspoint und Katharina seiner Frau sein Erbrecht auf der Mühle zu Rechersberg. Sie ist im Besitz der Brüder Christoph und Veit Haunzenberger zu Haunzenbergersöll und Geratspoint. [4] Am 18. November 1573 wird Felicitas Hackh von Haarbach, Christoph Haunzenberger zu Haunzenbergersöll und Geratspoint, Kastner und Zollner in Neumarkt genannt. Sie verkaufen dem Adeligen Thomann Griesstetter den halben Hofbau und Sitz zu Herrnfelden. [5]

Aus dem Hofanlagenbuch [6] vom Jahre 1580 geht der Besitz des Veit Haunzenberger hervor: Zwei Höfe zu Mühlen bei Geratspoint, das Gut Prölling, Rechersberg, „Sannt Margarethen“ (Gde. Bodenkirchen) die Kainzerlvogn, der Niedermair zu Thalheim, der Hofmair zu Treidlkofen und der Hof zu Niederalting.

1585 ist Christoph Haunzenberger Kastner in Neumark. Er nennt sich zu Haunzenbergersöll (Söll) und Geratspoint. Als Kastner verwaltet er die Steuergelder und Naturalabgaben der Landgerichtsuntertanen.

Sein Grabmal ist in der Kirche von Haunzenbergersöll im Chor: Christoph Haunzenberger zu Söll, Geratspoint (Gerstpoint) und Allersbach, gestorben am 18. August 1586 und seine Hausfrau Maria, geb. Offenhaimer zu Guteneck, gestorben am 9. Juli 1592. Den Grabstein ließ Sidonia von Ellreching zu Mambing, die Tochter des Verstorbenen im Jahre 1594 setzen, Roter Marmor 1,59x0,87 m.

Nach dem Tode von Christoph Haunzenberger geht Geratspoint zuerst an seine Frau Maria, geborene Offenhaimer zu Guteneck und dann an seine Tochter Sidonia über. Maria Haunzenberger zu Söll und Geratspoint wird am 9. Mai 1587 bei einem Verkauf des Martin Hauser zu Mühlen genannt. [7] 1597 ist die Hofmark im Besitz von Sidonia (oder Susanna) von Elreching, geborene Haunzenberger. Die Eltern von Sidonia waren Christoph Haunzenberger zu Haunzenbergersöll und Maria eine geb. von Offenhaimer zu Guetteneck (im Rottal). Sidonia, geb. Haunzenberger zu Söll, war in erster Ehe mit Johannes Freiherr von Schönburg bei Teising verheiratet. In zweiter Ehe heiratet sie Wolf Christoph von Elreching zu Mämbling und Hueb. 16. Dezember 1597: Sidonia von Elreching, geborene Haunzenberger zu Söll und Geratspoint übergibt dem Müller Georg Kammerhuber, ihre Mühle zu Rechersberg auf 6 Jahre. [8]

Die Adeligen „von Neuhaus“ auf Geratspoint.

Der Hochadelige Hilpold von Neuhaus, Freiherr zu Greifenfels und Ehrenhaus, auf Psallersöd, Schönburg, Geratspoint und Guteneck im Rottal, Pfleger (bis zum 25.VII.1633) in Neumarkt/Rott, heiratet am 17. November 1591 Anna Maria, geb. von Schönburg, deren Mutter die Sidonia Haunzenberger zu Haunzenbergersöll ist.

Durch die Heirat von Hilpold mit Maria Anna kam der Sitz Geratspoint, Allersbach, Haunzenbergersöll und der halbe Teil am Schloss Guteneck (bei Johanneskirchen/Pfarrkirchen), samt den zwei halben Hofmarken Dummeldorf und Amsham, im Rottal, an die Neuhaus. Der Sitz Psallersöd bei Binabiburg ging im Jahre 1595 an Hilpold, ebenso wurde 1597 das „Burgmairgut\" (= Birchmer/Niedermeier) zu Pfistersham bei Binabiburg von ihm hinzu gekauft. Im Jahre 1609 war er Inhaber der drei edelmannsfreien Sitze „Bschachlsöd\" (= Psallersöd), „Gerspeunt\" (= Geratspeunt) und Haunzenbergersöll. Hilpold stirbt am 6. August 1634, 84 Jahre alt, seine Frau Anna Maria stirbt in Neuötting am 23. Dezember 1633. Beide sind in der Klosterkirche Neumarkt St. Veit begraben. Ein schönes Grabmal erinnert auch heute noch an sie beide.

Am 25. Mai 1633 ging die Resignationsgenehmigung von Hilpold an seinen Sohn Hans Wolf Freiherr von Neuhaus.

Die Pflegschaft in Neumarkt /Rott tritt Hilpold`s ältester Sohn, Johann Wolfgang von Neuhaus am 25. Juli 1633 an. Er wird Gemeiner Landschaft Mitverordneter, Kämmerer und Rat genannt, zu Greifenfels, Psallersöd, Ehrenhaus, Schönburg, Geratspoint, Haunzenbergersöll, Untertinsbach und Adlstein (im heutigen Schloss Adlstein ist die Stadtverwaltung Neumarkt St. Veit untergebracht). Am 9. Mai 1621 heiratet er Anna Maria Freifrau von Gumpenberg und Baumberg. In den Freiherrenstand werden die Adeligen von Neuhaus am 6. Dezember 1636 in Regensburg erhoben.

Ferdinand Franz, Freiherr von Neuhaus zu Greifenfels und Ehrenhaus, Zangberg, auf Geratspoint, Haunzenbergersöll, Klingbach, Psallersöd, Schönburg und Adlstein war der Nachfolger von Johann Wolfgang. Geboren 1627, gest. 24. Oktober 1682. Er wurde nach dem Tode seines Vaters Wolfgang, vom 24. April 1651 bis 31. Dezember 1651 Pfleger von Neumarkt/Rott. Geheimer Rat, „Gemeiner Landschaft Mitverordneter des Unterlandes 1664". Er wohnte im Schloss Adlstein bei Neumarkt/Rott. 1662 wird er als Kämmerer, Truchseß und Hofrat in Hofdiensten genannt und hatte damals „in die 11 Jahre" Kämmererbesoldung. Seine Ehefrau, die er am 23. Februar 1653 heiratete war Johanna Franziska geb. Gräfin von Waldegg und Maxlrain, gest. 1701. Sie hatten 13 Kinder.

War für Ferdinand Franz schon eine gehobene Position am Hofe der Wittelsbacher festzustellen, so konnte sein ältester Sohn, Ferdinand Maria Franz Frhr. von Neuhaus diese unter Kurfürst Max Emanuel noch steigern. Ferdinand Maria Franz wurde 1655 geboren. Er war Herr von Greifenfels, Ehrenhaus, auf Adlstein, Egglkofen, Baumburg, Zangberg, Salmannskirchen zu Psallersöd, Geratspoint, Geratsfurt, Tinsbach und Haunzenbergersöll. Er war Hofkammerrat, dann Obristkämmerer, Gesandter in Frankreich und auf dem Reichstag in Regensburg. Seine Ehefrau war Anna Dorothea Adelhaid, Freyin von Muggenthal zu Hexenacker.

Besaß der kurfürstliche Hofrat und Kammerer Ferdinand Maria Franz von Neuhaus, Herr von Geisenfeld, Ehrenhaus auf Adlstein und Zangberg in unserem Gebiet bereits die Hofmarken Psallersöd, Haunzenbergersöll und Geratspoint, so kauft dieser im Jahre 1684 den umfangreichen Familienbesitz an der Bina und Vils, der Adeligen Eisenreich mit den Gütern und Hofmarken Binabiburg, Rothenwörth, Herrnfelden und Aich (Neuenaich) hinzu.

Nun haben die Adeligen von Neuhaus fast alle Hofmarken südlich der großen Vils im Besitz.

Nach dem Tode seines Vaters Franz übernimmt Ferdinand Maria Franz am 26. Oktober 1682 den Posten des Pflegers in Traunstein und tauscht diesen am 1. Oktober 1699 gegen das Landrichteramt von Waldeck ein. Er wohnte am 8. September 1684 in Schloss Adlstein bei Neumarkt/Rott. Er erhielt am 14. Januar 1689 den Titel eines Wirklichen Geheimen Rats und Landrichter zu Waldegg, Abgesandter beim Reichstag in Regensburg 1680, Oberhofmeister 1702.

Damit gehörte er einem sechsköpfigen Gremium an, das die oberste Zentralbehörde bildete und regulierend in alle Zweige staatlicher Tätigkeit eingriff. Den Höhepunkt seiner Karriere erreichte er 1703 als Oberkämmerer in zweithöchster Position am Hof. Geheimer Landschafts Mitverordneter des unteren Landes 1705. Von 1704 - 1715 ist er Pfleger von Waldeck und Kemnat in der oberen Pfalz. Am 19. Januar 1712 erscheint er als Regimentsrat in Landshut, oberster Kämmerer und Pfleger von Vilsbiburg, war vom 6. Juni 1715 bis 28. November 1716 Pfleger in Braunau, vom 6. Juni 1715 bis 28. November 1716 war er Pfleger in Friedburg. Er erhielt 1716 Exspektanz auf die Pflege Friedburg für seinen Sohn Johann Franz Maria, der zugleich auch darauf verpflichtet wurde und am 28. November 1716 von seinem Vater, kurz vor dessen Tode zediert bekam, welch letzterer am 17. Januar 1717 nicht mehr am Leben war. Er heiratete noch am 8. September 1716 Maria Josepha von Lerchenfeld - Tochter des Grafen Adam von Lerchenfeld.

Zur Hofmark Binabiburg, Sitz Geratspoint, Psallersöd, Haunzenbergersöll und Geratsfurt des Frhr. von Neuhaus gehörten 1689 neunzehneinhalb Höfe.

Ferdinand Maria Franz starb am 7. Dezember 1716 in München und wurde zur Bestattung nach Zangberg überführt. Er hinterließ seinem Erben 95.000 Gulden Schulden.

Sein Sohn Josef Maria Nicolaus, Reichsfreiherr, Ritter des hochadeligen Ritterordens St. Georg, Obristen Küchenmeister; verheiratet mit Maria Rosa, Gräfin v. Lamberg die am 21. Sept. 1698 geboren wurde. Er wird 1722 auf Geratspoint genannt, war erst Hofrat, dann Kämmerer, Geheimer Rat und „zu der allgemeinen Reichsversammlung zu Regensburg bevollmächtigter kurbayrischer Gesandter\".

Das Schloss Geratspoint

Nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) entstand die auf dem Kupferstich von Michael Wenig (um 1710) dargestellte barocke Schlossanlage Geratspoint, unmittelbar an der Vils. Das etwa 22x18 Meter große dreigeschossige Schloss besaß durchgehende Fensterachsen mit 6x5 Fenstern im Untergeschoß und in den zwei oberen Geschossen. Der Haupteingang war auf der westlichen Seite, die zum Hofbauern hinschaut. Die Südseite war zur Vils hin ausgerichtet, mit dem noch heute bestehenden Weiher. An der Nordseite führte die alte Straße nach Gerzen durch den Ort und am Schloss vorbei. Östlich des Schlosses waren die lang gezogenen Stallungen. Das Wappen links oben ist das Wappenschild der Adeligen von Neuhaus.

Es war in Mode gekommen, dass die adeligen Herren ihre herausgehobene Stellung auch in ihren Bauwerken zum Ausdruck brachten. Was dem Landesherrn recht war, sollte dem Landadeligen, die ja auch in der Stadt ihre Wohnung hatten, billig sein. Vielfach waren es die Jagdschlösser der reichen Adeligen, die zur Sau-, Fuchs-, Rebhuhn und Entenjagd das herrschaftliche Schloss Geratspoint bewohnten. Die Häusler und Bauern mussten Zuarbeiten (Scharwerksdienste) zur Herrschaft leisten: Holzhacken, Dach eindecken, halten eines Hundes für die Jagd und natürlich als Treiber bei der Treibjagd dabei sein. Ein stattliches gemauertes Gebäude, mit einem pyramidenförmigen Dach, zierliche Dachaufbauten und eine Vielzahl von Fensterachsen, haben schon äußerlich die Bedeutung des Schlosses hervorhoben und entsprach ganz dem vom Adel geprägtem Selbstverständnis dieser Zeit. Nebenan, der lang gezogene Bau der Stallungen. Sicherlich war auch einmal ein großräumiger Park mit Brunnen und Figurenschmuck vorhanden. Hier war das Schloss und die dem Adelsherren eigene, von den Untertanen abgesonderte Welt. Im Hintergrund ist mit einer Brücke der Übergang über die Vils gut erkennbar. Rechts im Hintergrund der Zwiebelturm der Vilsbiburger Pfarrkirche.


Schloss Geratspoint, mit dem Wappen der Adeligen der Neuhaus von Zangberg. Kupferstich des Michael Wening, um 1710

Im Jahre 1752 gehörten zur Hofmark Geratspoint, in Geratspoint selbst drei Anwesen: der Hofbauer, der Wirt und der Schuster. Dann die Mühle von Rechersberg, der Staindl in Prading, Mittermaier in Thalham, in Mühlen der Schwabenbauer, Hofbauer, Hanslbauer, Fischer und Schuster, in Allersbach der Hofbauer, Thalhammer, Krapf, Niedermeier und Stamm, in Plaika der Huber, in Höfengrub der Schneider, ein Anwesen in Schwatzkofen, in Vorrach der Binder, in Reit der Kleinhochreiter, in Osteneck der Ostenecker, in Gersteneck der Gerstenecker, in Ober/Untertinsbach der Eineder, Kollerbauer, Hofbauer, Ruepp und sieben kleinere Anwesen, in Postreit der Postreiter und in Eiselsdorf der Steinbeisser und ein kleines Anwesen.

Mit dem Tode von Josef Maria Nikolaus Reichsfreiherr von Neuhaus starben im Jahre

1758 die Adeligen von Neuhaus im Mannesstamme aus. Seine Tochter Maria Josepha von der Wahl, „seine Exzellenz\", wurde, nachdem die Erbschaftsfrage gelöst war, im Jahre 1759 Erbin des ganzen Neuhauser Besitzes, somit auch von Geratspoint. Sie war verheiratet mit dem Reichsgrafen Generalfeldmarschall Leutnant Franz Xaver von der Wahl auf Aurolzmünster, Gesandter am kaiserlichen Hof in Wien, Inhaber eines Dragonerregiments, Ritter des Malteser Ordens und Besitzer von sechs Hofmarken. Der leibliche Sohn von Josepha Maria war Graf Xaver von der Wahl. 1807 starb Maria Joseph von der Wahl.

1790 werden in Geratspoint vier Anwesen genannt: der Wirt Christian Dengler, der Schlossbauer Peter Galler, der Zeugweber Martin Luginger und der Schneider Josef Meier. [9]

Die vielen Schlösser, die im Besitz der Adeligen von Neuhaus waren, sind schon in ihren letzten Lebensjahren nicht mehr bewohnt gewesen, sie verfielen mehr und mehr, wurden zur unerlaubten Beute der kleinen Häusler und Zeugler die ihre armseligen Hütten damit aus- und aufbauten.

Nachdem Bayern am 1. Januar 1806 Königreich wurde und Graf Maximilian Joseph von Montgelas (1759-1838) das bayerische Staatswesen umgestaltete, wurde im Jahre 1808 mit der Bildung von Gemeinden begonnen. Die Hinterlassenschaften der Adeligen von Neuhaus bzw. der Grafen von der Wahl standen nunmehr unter Patrimonalverwaltung (Übergangsverwaltung).

Geratspoint gehörte zum Patrimonalgericht II. Klasse, Gerichts- und Verwaltungsherr war Freiherr von Axter, ab 1820 Graf von Deroy, bestätigt am 5. September 1820. Seit 1823 bilden die Patrimonalgerichte Geratspoint, Hundspoint und Psallersöd ein einziges Patrimonalgericht mit dem Gerichtssitz Geisenhausen unter dem dortigen Gerichtshalter Michael Bauer. Am 30. März 1828 erfolgt die Einbindung der Besitzer des Geratspointer Hofbauern. Zum Besitz gehörten 20 Anwesen: Geratspoint 3, Mühlen 5, Rechenberg 1, Aichberg 1, Thalham 1, Allersbach 5, Frauenhaarbach 4 und Rumpfing 2.

Der Schlossbauernhof

Nachdem das Schloss um 1850 abgerissen wurde, blieb zur Erinnerung daran der Hausname des Schlossbauern, der heute nur noch der Bauer von Geratspoint genannt wird. Der Grundbesitz des Hofbauern waren vormals 144 Tagwerk und 02 Dezimal. Auf dem Hof war Bartholomäus Gretzinger, der den Hof laut Übergabebrief vom 20. Januar 1773 übernommen hatte. Die alte Hausnummer 92 gehörte zum Hofbauern. 1817 wurden vom Hof verschiedene Grundstücke weggekauft und der Restbesitz mit 133 Tagwerk 29 Dezimal fiel an den Hofmarkherren Baron von Axter zurück. Dieser verkaufte den Hof laut Kaufbrief vom 7. Februar 1817 um 8.700 Gulden an Peter Galler. Ursula, die Witwe des Peter Galler übergab den Hof laut Übergabebrief vom 5. Februar 1846 um 3.850 Gulden an ihren Sohn Jakob Galler. [10]

Am 30. Dezember 1833 kauft Minister Max Joseph Graf von Montgelas die Hofmarken Aham, Loizenkirchen, Radlkofen, Gerzen, Mangern Johannesbrunn, Hundspoint und auch Geratspoint mit allen dazugehörigen Rechten, von Ritter von Mayer um 365.576 Gulden.

Mit dem Gesetz vom 4. Juni 1848 wurde die gutherrliche Gerichtsbarkeit abgeschafft. Dies führte zur Aufhebung der Leibeigenschaft, Abschaffung des Zehents, Stifte und Gilten, der Scharwerkdienste und der Aufhebung der Patrimonalgerichte. Die Herrschaft musste ihre Güter an die Bauern zurückgeben.

Nach den Angaben in den Kunstdenkmälern von Vilsbiburg wurde das Schloss in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts abgebrochen. Dies war die Zeit nach der Säkularisation und der Bauernbefreiung, die 1848 abgeschlossen war und die Bauern ihren Grund und Boden wieder zurückbekamen. Die adeligen Herrschaften konnten ihre Schlösser nicht mehr unterhalten und zogen sich in die Städte zurück. Die meist aus Vollziegelstein gemauerten Schlösser wurden abgebrochen, aber alles Material für Aus- und Neubauten wieder verwendet.

Um diese Zeit wird auch das Schloss abgebrochen und einige Meter weiter an der Straße nach Gerzen wieder neu errichtet, aber um ein Stockwerk niedriger. Es wird das Wirtshaus in Geratspoint, wie es auch heut noch dort steht.

Geratspoint kommt zur Steuergemeinde Nr. 26 Seyboldsdorf im Rentamt Vilsbiburg.

Am 1. Mai 1978 fand im Rahmen der Gemeindegebietsreform die Eingemeindung von Seyboldsdorf, respektive Geratspoint zur Stadt Vilsbiburg statt.

- Seit jeher waren bei dem Schloss neben dem unmittelbar der Herrschaft zuarbeitenden Hofbauern, nur noch zwei Anwesen. Die Hofmark vergrößerte sich nie. Anhand der Vermessungs-Uraufnahmeblattes des Jahres 1812 kann auch der Besitz an der Vils erkundet werden. Das Schloss hatte die Haus- und Katasternummer 93. Der Grund unmittelbar um das Schloss herum gehörte zur Haus Nr. 91 (Weber) nicht zum Hofbauern. Der Hofbauer hat die Katasternummer Nr. 92). Der eigentliche Besitz der Herrschaft Geratspoint war das Gebiet links und rechts der Vils von Mühlen (ohne Lichtenburg) über Rechensberg bis nach Geratspoint.

- Nach der Ausweisung der Ziegelstadelrechnung des Pfarrgotteshauses Vilsbiburg vom Jahre 1686/87 wurden für das Freiherrliche Neuhauser´ische Schloss Geratspoint 2.000 Schindel geliefert. 1704 kauft der Wirt zu Geratspoint 100 Ziegelsteine. 1755/56 werden dem Schloss Geratspoint 200 Ziegelsteine verkauft, Josef Pürgnkammer Wirt zu Geratspoint kauft 3.135 Ziegel-Mauersteine, 1.065 halbe Ziegel, 396 Pflastersteine (Ziegelstadelrechung, Pfarrarchiv Vilsbiburg Jahr 1755/56).

Vorstände (bis 1876), dann Bürgermeister

Als Vorstände, wie die heutigen Bürgermeister genannt wurden, von Seyboldsdorf und somit auch von Geratspoint erscheinen in den ältesten Gemeindebücher: Vorstand Kollmansperger bis 1860, Breitenacher (vermutlich Schachtner) bis 1863, Kaspar Vollerer bis 1866, Hochreiter bis 1870, Neudecker (von Thalham) bis 1876, Gruber bis 1882, Neudecker bis 1898, Joseph Zehentbauer bis 1912, Amann bis 1915, Martin Brunner noch 1929. [11] Letzter Bürgermeister der ehemals selbstständigen Gemeinde bis 1978 war Karl Brandstetter, er war 22 Jahre im Amt. 

- Alte Hausnamen 1790: Der Wirt – Christian Dengler, der Schlossbauer – Peter Galler; der Zeugweber Martin Luginger (dann Schmied); der Schneider – Josef Meier.

- Der alte Hausname des Hofbauern, nach dem Wegfall des Schlosses „Schlossbauer“ genannt steht heut noch im unmittelbaren Bereich der Hofmark Geratspoint.

- In der Regensburger Bistumsbeschreibung vom Jahre 1838 wird Geratspoint in der Pfarrei Gerzen, Filialkirche Solling als Weiler mit 4 Häusern und 19 Personen genannt. Rauchenstein 1 Haus 4 Personen, Rechersberg 1 Haus 9 Personen, Prading 2 Häuser 15 Personen, Sand 1 Haus 6 Personen.

- In der Bistumsbeschreibung vom Jahre 1916 hat der Weiler Geratspoint 4 Häuser und 22 Bewohner, Prading 3 Häuser 20 Personen. Die Bistumsbeschreibung von 1993 nennt den Weiler Geratspoint in der Pfarrei Gerzen mit 12 Katholiken.

Die Brücke nach Rechersberg

Größere Schwierigkeiten gab es lange Zeit mit dem Übergang über die Vils bei Geratspoint, mit der Unterhaltung der Rechersberger Brücke. Verschiedene Wiesenbesitzer der Gemeinde Seyboldsdorf hatten die Brücke zu befahren. „Schon früh wurde nach reiflicher Überlegung beschlossen, dass das Gesuch des Webers (Müller von Rechersberg), dem die Unterhaltung der Brücke ablag und der die Herstellungs- und Reparaturkosten den Gemeinden Seyboldsdorf und Frauensattling auferlegen wollte, abzuweisen sei, da der weitaus größte Teil der Gemeindeangehörigen an dem Bestehen der Brücke nicht das geringste Interesse habe und dieselbe nur von ganz wenigen hie und da benützt werde. Deshalb wird auch jetzt das Gesuch abgewiesen.“

Früher hatte die Unterhaltspflicht der Brücke der Besitzer des Anwesens Haus Nr. 92, der Hofbauer oder genannt Bauer in Geratspoint. Das Anwesen liegt am linken Ufer der Vils und es gehörten zum Anwesen 25 Tagwerk Grund auf der anderen Seite der Vils. Beide mussten um nun zu ihren Grundstücken zu kommen über die Brücke, über die Vils. Um das zu beseitigen vertauschten die beiden Anwesen die Grundstücke, so dass der Müller Weber von Rechersberg, die dem Bauer gehörigen 25 Tagwerk und der Hofbauer vom Müller die 20 Tagwerk bekam. Der Müller erhielt sonach um 5 Tagwerk mehr, aber dafür musste er auch die Unterhaltung der Brücke übernehmen. „Wenn der Müller eine Entschädigung für die Benützung der Brücke möchte, so soll er sich einfach an die wenden, welche die Brücke benützen und von denselben einen Brückenzoll erheben. Der kleinen, unbemittelten Gemeinde Seyboldsdorf aber wolle man so etwas nicht aufbürden.“ Die Brücke befand sich nach dem Seyboldsdorfer Gemeindeplan in der Gemeinde Frauensattling; diese aber fand die Brücke in ihrem Gemeindeplan nicht, demnach hing sie so zusagen in der Luft und keiner war dafür zuständig. Daher wurde die Brücke vermessen. Sie wurde der Gemeinde Seyboldsdorf zugeschlagen, welche dann jährlich einen Betrag von 10 Mark zur Brücke besteuerte. Es wurde ein eigener Fond der beiden Gemeinden angelegt, das restliche Drittel brachten die Wiesenbesitzer auf, welche die Brücke zu befahren hatten.

Auch im Jahre 1929 kam es wieder zu Auseinandersetzungen wegen der Reparatur der Brücke, wonach der damalige Tauschvertrag vom 15. Mai 1867 aufklärend wirkte. Nach diesem tauschte der Müller Franz Eisgruber linksseitig 17 Tagwerk (nicht 20!) an den Bauer (Hofbauer) Jakob Galler von Geratspoint, dieser trat an Eisgruber auf der rechten Seite der Vils 20 1/3 Tagwerk ab, wobei sich Eisgruber wörtlich verpflichtete: „Zugleich übernehmen Franz und Therese Eisgruber die Unterhaltspflicht der Brücke über die große Vils bei Geratspoint, insoweit dieselbe bisher den Jakob Thekla Galler`schen Eheleuten oblag, und verzichten diesen Falls auf jede weitere Gegenleistung. Der Tausch bezweckt die bessere Benützung und Zusammenlegung der betreffenden Grundstücke und es wird der Wert der beiderseits eingetauschten Grundstücke auf je dreitausend Gulden veranschlagt.“

(Weitere Berichte zur Brücke und Brückenverlegung bei Rechersberg siehe Niederbayerische Heimatblätter: Karl Lindorfer, Geschichtliche Forschungsergebnisse über Seyboldsdorf, Nr. 19, August 1929)


[1] Dr. Georg Schwarz, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 37, 1976, Vilsbiburg, S. 224.

[2] Kunstdenkmäler, Bezirksamt Vilsbiburg, V, S. 111

[3] HStAM, Gerichtsurkunden Biburg, Fasz 30, Nr. 493.

[4] HStAM, Gerichtsurkunden Biburg, Fasz. 6. No. 117, Siegler ist Christoph Haunzenberger.

[5] HStAM, Gerichtsurkunden Biburg, Fasz, 34, Nr. 543.

[6] HStAM Gerichtsliteralien Biburg 40, Hofanlagenbuch vom Jahre 1580 – Geratspoint..

[7] HStAM Gerichtsurkunden Biburg, Fasz. 6 No. 134.

[8] HStAM Gerichtsurkunden Biburg, Fasz. 6. No. 145.

[9] 500 Jahre Stephanuskirche Solling 1497-1997, vierseitiger Bericht zur Jubiläumsfeier

[10] Anton Galler aus Bonbruck, Unterlagen zur Familienforschung der Galler.

[11] Lindorfer, Karl: Geschichtliche Forschungsergebnisse über Seyboldsdorf; Niederbayerische Heimatblätter, Nr. 28, 1. Jg., November 1929, S. 110.