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Eine Grabmalinschrift an der Außenmauer der Landshuter Pfarrkirche Sankt Jodok nennt einen Vilsbiburger Geistlichen, welcher hier seine letzte Ruhestätte gefunden hat. Es ist der Vilsbiburger Kaplan Leonhard Wagenhaymer.

Eine eigene Grabstätte innerhalb des Gotteshauses, bzw. vor oder in der Nähe eines Altares entsprach der Erlösungssehnsucht der Menschen. Insbesonders die Geistlichkeit, der Adel und betuchte Bürger konnten es sich leisten, eine heilige Messe mit einem eigenen Geistlichen und einen dazugehörigen Altar zu stiften. Vor diesem Altar wollten sie auch bestattet werden. Dann war es üblich, die Verstorbenen in Schrift und Bild im Stein zu verewigen.

In den „Kunstdenkmäler der Stadt Landshut“, sind die Grabdenkmäler der Pfarrkirche Sankt Jodok beschrieben und nennen auf Seite 132 an der Außenwand, mit der Nummer 18 ein Grabmal mit der Inschrift:

„Anno dni milesimo cccc lxxxi // obyt dns leonhardus wagenhaymer capplanus altaris sti michahelis zu vilspiburgk cuius aia regescat In pace“.


In der Übersetzung lautet der Text: „Im Jahre des Herrn 1481 starb Herr Leonhard Wagenhaymer,
Kaplan auf   dem  Altar des Sankt Michael in Vilsbiburg, er soll hier ruhen in Frieden“.

Die Grabplatte hat die Größe vom 0,75 m x 0,75 m und ist an der südlichen Außenmauer, links neben dem Portal angebracht. Das Begräbnis bei der Sankt Jodokkirche in Landshut hat Wagenhaymer sicherlich dem geborenen Vilsbiburger, Magister Caspar Westendorfer zu verdanken, der Pfarrer von Sankt Jodok war, gestorben um 1480 als letzter Spross der Vilsbiburger Westendorfer-Familienlinie.

Der derzeit früheste Hinweis auf eine Vilsbiburger Messe auf dem Sankt Michael Altar, – wie auf dem Grabmal genannt -, geht aus dieser Grabstein-Inschrift vom Jahr 1481 hervor.

Der auf dem Stein genannte Geistliche Leonhard Wagenhaymer war Kaplan am Michaelialtar, welcher sich nicht in der Vilsbiburger Pfarrkirche befand, sondern in der Spitalkirche mit dem Patronat der Hl. Katharina, neben dem Stadttor. Der Altar stand auf der Orgelempore als so genannter „Poraltar“. Praktisch angelegt war die Michaelimesse auf der Empore, da die gebrechlichen Spitalinsassen vom ersten Stock aus, die Messe besuchen konnten. Die Vilsbiburger Bürgermeistersgattin Dorothea Westendorfer, Mutter des Pfarrers von Sankt Jodok, Caspar Westendorfer, hat am 1. April 1456 eine Johannesmesse in die Vilsbiburger Pfarrkirche und eine Georgsmesse in die Spitalkirche gestiftet. Denkbar wäre, dass ihr Sohn Caspar, welcher in die Landshuter Jodokskirche zwei Messen stiftete und 1476 das Vilsbiburger Heilig Geist-Spital neben dem Stadtturm und der Katharinenkirche errichten ließ, auch die Michaelimesse in die Vilsbiburger Spitalkirche dotiert hat. Nachdem Leonhard Wagenhaymer Kaplan dieser Messe war, dürfte es die Verpflichtung von Pfarrer Caspar Westendorfer gewesen sein, „seinem“ Kaplan bei der Kirche Sankt Jodok eine letzte Ruhestätte zu geben.

Im Bischöflichen Zentralarchiv Regensburg befinden sich die Präsentationsurkunden der Vilsbiburger Benefiziaten. Hier wird am 19. Mai 1483 der verstorbene Leonhard Wagenhaymer genannt. Er war Kaplan der Michaelimesse in der Vilsbiburger Spitalkirche, aber auch der Maria Magdalenen- und Laurentiusmesse in der Vilsbiburger Pfarrkirche. Wagenhaymer ist auch Kaplan auf der von Ulrich Rogler am 4. Juli 1435 gestifteten Jakobusmesse in der Pfarrkirche Vilsbiburg, welche auf dem Altar der dortigen Sankt Johannes Kapelle gelesen wurde. [1] Dies ist nun wiederum interessant, da Rogler (genannt 1401-1467) ein geborener Vilsbiburger war, im geistlichen Stande. Er war Domherr von Mêlnik in Tschechien und oberster Kaplan von Herzog Heinrich XVI. dem Reichen auf der Landshuter Burg. Das „Registrum caritativi subsidii, Anno Domini 1438“, einer Aufschreibung des Regensburger Bischofs nennt die Abgaben, die von der Geistlichkeit zu leisten waren. Hier werden Ulrich Rogler mit seinem Kaplan, und ein weiterer Kaplan auf dem Altar der heiligen Katharina in der Vilsbiburger Spitalkirche genannt. [2]


Links vom Vilsbiburger Stadtturm ist das Spital mit der angebauten Spitalkirche mit Glockenturm,
die Katharinenkapelle. (Auszug aus dem Fresco des Hans Donauer um 1580, im Antiquarium der Münchner Residenz).

In einer Vilsbiburger Urkunde vom 25. Januar 1467 benennt Wilhelm Fraunhofer zu Fraunhofen den kirchlichen Zehent, gelegen in der Holzhauser Pfarrei und in Altfraunhofener Gericht, den der Geistliche Ulrich Rogler „selig verstorben“ zur Jakobusmesse in die Pfarrkirche Vilsbiburg vermacht hat. Die dazu verschriebenen Zehent-Güter sind: In Holzhausen die Plaßhube, das Äschwein Gut und die drei Bauernhöfe zu Schnedenhaarbach, namentlich die Eybeckhen Hube, die Grössen- und die Furterhube. Wilhelm Fraunhofer übergibt die Abgabe für die Messe in „Unser Lieben Frauen Gottshaus zu Vilsbiburg“ an die „Ersamen und Weisen Bürger“, die zehn Vilsbiburger Räte „als der ewigen Meß Lehensherrn“, sozusagen als die jetzigen Inhaber der Zehenthöfe und der Messe, nachdem Rogler gestorben war. Als Kaplan der Jakobusmesse wird der geistliche Herr Leonhard Wagenhaymer übernommen. „Es soll der vorgenannte Kaplan beim Jahrtag von Herrn Ulrich Rogler diesem Gedenken, und auch ein ewiges Gedächtnis haben für den vorbenannten Wilhelm Fraunhofer.“ Siegler der Urkunde ist der „Strenge und Veste“ Ritter Theseres Fraunhofer zu Fraunhofen. Nun wissen wir, dass 1467 Ulrich Rogler verstorben war. Die Lehensherren, der von ihm gestifteten Jakobusmesse auf dem Johannesaltar der Vilsbiburger Pfarrkirche waren jetzt der Vilsbiburger Rat. Der 1481 in Landshut verstorbene und bei Sankt Jodok begrabene Priester Leonhard Wagenhaymer hatte die Kaplanstelle zu dieser Vilsbiburger Jakobus-Roglermesse. [3] Nachdem Ulrich Rogler verstorben war, übernahm sein Neffe in Sankt Jodok, Pfarrer Caspar Westendorfer (genannt 1409 bis 1480), als erster Kaplan die Vilsbiburger Jakobusmesse und stellte hier den Messkaplan Leonhard Wagenhaymer an.

Aus der Beschreibung der Vilsbiburger Westendorfermesse, welche durch die Witwe Dorothea Westendorfer am 1. April 1456 auf den Georgsaltar der Vilsbiburger Spitalkirche und dem Johannesaltar in die Pfarrkirche gestiftet wurde, geht hervor, dass Ulrich Rogler der Bruder von Dorothea Westendorfer ist. Er ist der Onkel des Pfarrers von Sankt Jodok (ca. 1459 bis 1480) Caspar Westendorfer, Magister und Lizentiat, Rat am Hofgericht (ca. 1470 bis 1477) von Herzog Ludwig IX. dem Reichen von Bayern-Landshut (1450-1479). Daraus geht wiederum hervor: Wagenhaymer war Kaplan und Benefiziat der Westendorfer- und Roglermessen. [4] Zusammenfassend war er Kaplan der Jakobus-, Johannes-, der Magdalenen- und Laurentiusmesse in der Vilsbiburger Pfarrkirche und der Michaelimesse in der Vilsbiburger Spitalkirche.

Die derzeit letzten Aufzeichnungen zum Kirchherrn von Sankt Jodok, Magister Pfarrer Caspar Westendorfer sind vom 9. April 1480. [5]

Nur die Verbindung als Kaplan und Benefiziat der Vilsbiburger Rogler- und Westendorfermessen, zum Chorherrn Ulrich Rogler, Kaplan auf der Burg in Landshut und Magister Caspar Westendorfer, Pfarrer von Sankt Jodok, lassen den Schluss zu, dass Wagenhaymer deswegen auch bei der Sankt Jodokkirche seine letzte Ruhestätte finden konnte. [6]

Das Grabmal

Die dargestellte Grabplatte in Rotmarmor ausgeführt, ist sicherlich kein abgebrochenes Teil eines früher größeren Grabmales. Hierbei ist die Inschrift zu zentriert und zum Rand hin sehr eng angelegt. Eine Umrahmung fehlt an allen Seiten. Am unteren Ende ist die Schrift bis zur Hälfte beschädigt, jedoch noch lesbar als: „cuius aia regescat In pace“. Nach dem Tode des Leonhard Wagenhaymer wurde die Grabplatte über seinem Grabplatz an der Wand angebracht. Dies lässt der tadellose Zustand der Schrift erkennen; die Oberfläche zeigt keine Schleif- und Abriebspuren, als wäre die Platte auf dem Boden über seinem Grab gelegen. Die seit dem 14. Jahrhundert auftretende gotische Minuskel zeigt zunächst handwerklich präzise gestaltete Buchstaben, deren Eckigkeit unverziert wiedergegeben wird. Um 1500 werden die einzelnen Buchstabenkörper, insbesondere die Majuskeln der Anfangsbuchstaben in ein künstlerisches Programm eingezogen.

Die Spital-Michaelimesse

Zur Vilsbiburger Michaelimesse auf der Orgelempore der Spitalkirche wäre noch zu berichten: Im Jahr 1686 bemängelt der damalige Kaplan in einem Brief an den Bischof von Regensburg, dass er sich während der Messe auf der Empore, immer wieder über die Brüstung legen muß, um sich zu vergewissern, ob die Gläubigen im Kirchenraum der Messe auch folgen können und noch anwesend sind. Dem war vermutlich nicht so, denn es folgte die „Transferierung“ der Michaelimesse von der Empore herunter auf den Barbara Seitenaltar im Kirchenschiff. Aber noch 1782 steht der kleine Michaelialtar auf der Empore neben der Orgel. Im Vilsbiburger Pfarrarchiv befindet sich der Schriftverkehr, wegen dem „alten hölzernen Altärl bei der Orgel auf der Empore. Da eine größere Orgel aus der Kirche von Herrnfelden kommen soll, müsste der alte Altar auf der Empore abgebaut werden“.

Leonhard Wagenhaymer war der Kaplan der Vilsbiburger Rogler- und Westendorfermessen. Dass er in Landshut Sankt Jodok bei seinem Geldgeber Pfarrer Caspar Westendorfer und der von diesem am 30. Juni 1470 in die Sankt Jodokkirche gestifteten Kaiser Heinrich- und Kunigundenmesse auf dem Corpus-Christialtar, oder auch von Westendorfer am 6. November 1474 gestifteten Aller Heiligen-Altar, seinen vielleicht letzten Seelsorgedienst in Landshut verrichtet hätte, ist eher unwahrscheinlich, da Wagenhaymer zwei Jahre nach seinem Tod im März 1483 als verstorbener Vilsbiburger Benefiziaten gemeldet wird.

Anhand der damaligen vieler Zuwendungen zur Kirche Sankt Jodok, durch Stiftungen von Messen und den dazugehörigen Häusern für die Stiftskapläne bzw. Benefiziaten, kann von einer gläubigen Zeit ausgegangen werden. Auch Herzog Ludwig IX. der Reiche von Landshut hat, als Caspar Westendorfer Pfarrer in Sankt Jodok war, am 27. Juni 1475 auf den Kreuzaltar von Sankt Jodok eine „ewige“ Messe gestiftet. Vielleicht war dies die Segensmesse für die Verhandlungen zur Vermählung seines Sohnes Georg, fünf Monate später am 14. November mit der polnischen Königstochter Hedwig – der Landshuter Fürstenhochzeit.

- In den Zeitraum des Priesters Leonhard Wagenhaymer und des Pfarrers von Sankt Jodok, Magister Caspar Westendorfer, fallen auch die Tätigkeiten des Baierischen Chronisten Veit Aernpekch, welcher sich zu dieser Zeit als Frühmesser in Landshut befand; im Besitz einer Pfründe und als Frühmesser auf dem Sankt Johannes Altar in der Kirche Sankt Martin. In dieser Eigenschaft wird er in einer Urkunde der Priesterbruderschaft bei der Heilig-Geist-Kirche von Landshut am 27. September 1487 erwähnt.

- Dieses Benefizium genoss er auch noch 1491 und bekleidete zugleich das Amt eines Pfarrers zu Sankt Andreas in Freising. Am 12. Juli 1492 wird er als Frühmesser auf dem Johannes Baptist Altar zu Sankt Martin genannt „und jetzo“ Pfarrgeselle zu Sankt Jobst [in Landshut]. Sein Chronicon Baioariae datiert er aus Landshut, am 1. Januar 1495.


[1] Bischöfliches Zentralarchiv Regensburg, Vilsbiburg, Signatur 18.

[2] Popp, Marianne, Das Registrum caritativi subsidii von 1438 als Geschichtsquelle, in: Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg, Bd. 30, S. 48. Vilsbiburg: Nr. 899: 20 Groschen hat der Kaplan vom Altar der Hl. Katharina gegeben. Nr. 900: 20 Groschen hat Herr Heinrich, Kaplan des Herrn Ulrich Rogler, insgesamt 60 Denare geben.

[3] Archiv des Heimatverein Vilsbiburg (AHV), Schachtel StAV, Nr. 4, Spitalurkunden Hl. Geist. Originalurkunde in Pergament, ohne Siegel.

[4] AHV, Schachtel StAV, Nr. 4 (Spitalurkunden Hl. Geist). Originalurkunde in Pergament ohne Siegel.

> Im Grund- und Saalbuch des Hl. Geist-Spitales von Vilsbiburg vom Jahres 1753 (AHV), Seite 391/3, Kaufbriefe um das Spital eigene Güter, Zehent und Gilten, Nr. 4: um den Zehent von Fraunhofen, Holzhauser Pfarr.

[5] Urkunde im Archiv des Heimatverein Vilsbiburg, Nr. 16, vom 9. IV. 1480: Verkaufsbrief des Bernhard Hueber zu Seyboldsdorf und seiner Hausfrau Franica (Veronika) für Meister Caspar Westendorfer, Kirchherr zu St. Jobst in Landshut und sein neu gestiftetes Spital zu Vilsbiburg.

[6] Käser Peter: Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt Vilsbiburg, 2006, S. 77.

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