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Der Fresko-Maler Anton Scheitler, gibt sich zu erkennen!

Binabiburg

 

Eine Woche nach Pfingsten feiert die Kirche das Hochfest der Allerheiligsten Dreifaltigkeit. Auf dem Hochaltargemälde der Sankt Salvatorkirche auf dem Herrnberg bei Binabiburg ist dieses so treffend dargestellt. Das Gewölbe zeigt als Fresko, - in den nassen Putzmörtel hineingemalt - die Legende um einen Hostienfund mit vielen Darstellern. Unter den Aktions-Beteiligten können bei genauerem Hinsehen aber nur zwei Gesichter für eine menschliche Identifikation herhalten.

Ein Besuch loht sich

Vielleicht machen sie einmal einen Ausflug nach Binabiburg und besuchen dort die barocke Salvatorkirche. Sie setzten sich vor das Absperrgitter im Inneren, genießen die Ruhe, und beginnen mit der Begutachtung der spätbarocken Vollausstattung. Der Historiker Benno Hubensteiner (†) hat über Sankt Salvator bei Binabiburg geschrieben: „In der lichtdurchwirkten barocken Wandpfeilerkirche begegnen sich Himmel und Erde, es handelt sich um den bedeutendsten Barockbau des Altlandkreises Vilsbiburg“. Der Blick schweift natürlich hinauf in das mächtige Deckengewölbe mit der Darstellung der Ursprungslegende: Ein Pferd kniet auf den Vorderfüssen und ist auch durch Schläge des Fuhrmannes nicht dazu zu bewegen wieder aufzustehen. Die Ursache ist, - eine Hostie liegt versteckt in einem Wacholderstrauch. Der Pfarrer von Binabiburg wird in einer Prozession eingeholt, er erhebt die Hostie.

Die zwischen 1710 und 1716 erbaute Kirche wurde aus dem Nachlass von 8.000 Gulden des Binabiburger Pfarrers Lorenz Zenelli finanziert. Die Kirche wurde vom Zangberger Baumeister Dominikus Gläsl über der Vorgängerkirche erbaut und eingewölbt. Zenelli ist am 4. Februar 1710 verstorben und ist in der Binabiburger Pfarrkirche begraben. Ein eindrucksvolles Ölgemälde des Pfarrers auf dem Totenbett befindet sich bei St. Salvator im inneren Eingangsbereich unter der Empore.

1749 wurde eine „Erzbruderschaft der Allerheiligsten Dreifaltigkeit“ gegründet, und 1757 als Trinitatisbruderschaft neu errichtet. Nun galt es dieses auch als Deckengemälde festzuhalten. Die Patres vom Kloster Seemannshausen bei Gangkofen empfahlen dem Binabiburger Pfarrer zur Ausmalung des vorher „nicht gelungenen" Deckengemäldes in der St. Salvatorkirche, den Freskanten Anton Scheitler zu beauftragen. 1769 fertigt der Eggenfeldener Bürger, Rat, Freskant und Maler Anton Scheitler, das in einer S-Form ansprechende und figurenreiche Deckenfresko. Dargestellt wird die Gründungslegende mit einer Binabiburger Ortsansicht um das Jahr 1770. Das Bildthema des Freskos (Ikonographie) steht unter dem Schutz der Hl. Dreifaltigkeit und des Dreifaltigkeitsordens. Im Beisein eines maurischen Fürsten mit gefangenen Christen, wird die von einem Pferd in einer Wacholderstaude aufgefundene Hostie erhoben. Zwei Trinitarier-Ordensbrüder reichen Skapuliere herab und erwirken dadurch, den der Bruderschaft gewährten Ablass, - den ein Engel mit einer Fanfare verkündet. Es ist ein fantasievolles farbiges Bildprogramm, das in den nassen Putz hineingearbeitet wurde.

Zwei Gesichter mit menschlichen Zügen

Bei der näheren Betrachtung der Legendendarstellung mit der Erhebung der Hostie ist in den meisten Gesichtern der Beteiligten aber kein menschlicher Gesichtsausdruck zu erkennen; es fehlt die Physiognomik, das Darstellende. Bis auf zwei Gesichter: Der Himmelträger, welcher vor der Binabiburger Pfarrkirche hervortritt, könnte der damalige Pfarrer und Auftraggeber für das Gemälde Andreas Hötzendorfer sein (von 1754 bis 1786 in Binabiburg). Und ein gut erkennbares Gesicht, welches über den linken Arm des Vorgenannten einen Blick sozusagen in das unscheinbar Ewige wirft. Es ist der Freskant des Gemäldes Anton Scheitler (1718-1791). Dieses vertraute Gesicht des Malers, kann man auch in den von ihm ausgemalten Kirchen in Oberdietfurt und Gern - St. Sebastian erkennen.

Das Peitschenende zeigt auf das Gesicht

Auf dem Fresko in St. Salvator kann noch eine bestimmte Eigenheit der Darstellung erkannt werden: Der Fuhrmann hält seine Peitsche mit dem rechten Arm, bzw. Hand in die Höhe, als würde er zum Schlag ausholen. Das Ende der Peitsche zeigt direkt auf die Gesichtbacke des Malers, wiederum der Hinweis auf den Maler aus Eggenfelden Andreas Scheitler.

Da sich im Deckengemälde keine Signatur befindet, könnten sich die beiden Genannten durch diese Darstellung im Fresko unsterblich gemacht haben. Alle anderen Gesichter kann man sehr schlecht deuten, zuordnen und erkennen, nur diese zwei Gesichter stechen durch eine bestimmte Präzision heraus. Der Maler und Freskant Anton Scheitler ist in seiner bisher bekannten Arbeit zu den führenden Vertretern rokokozeitlicher Frescomalerei in Niederbayern zu rechnen.

Christian Wink, der spätere kurfürstliche Hofmaler und bedeutendsten Freskomaler Münchens in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, war beim Eggenfeldener Anton Scheitler in die Lehre gegangen. Der Maler Anton Scheitler hat vieles geschaffen. Er ging stets auf die jeweiligen Verhältnisse ein und löste die vielseitigen Probleme „zu jeedmans Contento", seiner künstlerischen Freiheit mehr Raum und Spiel lassend, als man auf dem ersten Blick geneigt ist anzunehmen und zu verstehen.

Ganzer Bericht im Internet: www.ulrich-johannes.de und www.dorf-binabiburg.de

Peter Käser

 

 

   

 

   

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